Anfang September veröffentlichte Tierärztin Dr. Kirsten Tönnies einen offenen Brief an die FN bezüglich der Zustände auf dem Abreiteplatz während des Bundeschampionats 2015. Sie bemängelt darin nter anderem zu enge Verschnallungen, scharfe Gebisse und äußerte Kritik an Stewards und Tierärzten. Der Brief im Wortlaut: Sehr geehrte Damen und Herren der Reiterlichen Vereinigung, vom 04.09.abends bis 06.09.2015 nahm ich im Rahmen der Verleihung des BMEL Tierschutzpreises als Jurymitglied an Ihrer sehr schönen Veranstaltung teil. Für die hervorragende Unterbringung und die Bewirtung möchte ich Ihnen an dieser Stelle meinen ausdrücklichen Dank aussprechen. Leider muss ich in diesem Brief aber Probleme ansprechen, die m. E. dringend einer Änderung bedürfen. Erläuterung: ich war für die Dressurponys- und –pferde eingeteilt und fast den kompletten Samstag und Sonntag während der Prüfungen am Abreiteplatz zugegen. Dabei musste ich feststellen, dass die für die Kontrollen der Pferde Zuständige zunächst nicht wissend und im Laufe der weiteren Veranstaltung nicht Willens war, den Sitz der Reithalfter korrekt zu überprüfen. Obwohl am Begrüßungsabend noch eindeutig kommuniziert wurde, WIE der korrekte Sitz des/der Nasenriemen zu erfolgen hat, weigerte sie sich konsequent es nach diesen Vorgaben durchzuführen; auch nachdem wir ein Gespräch mit Demonstration dazu hatten. Es gab sichtbar etliche Pferde und Ponys, die eine deutlich zu enge Verschnallung mit den Folgen von Schwellungen und Blutgefäßstau aufwiesen. Im Laufe der zwei Tage hatte ich mit dem uns zugeteilten Herrn Wassmann mehrfach Gespräche dazu, warum der korrekte Sitz der Reithalfter so wichtig ist. Weil, im Ggs. zum Gebiss, die Druckwirkung der Riemen ununterbrochen, unabhängig von einem gewünschten Verhalten des Pferdes, auf das Tier einwirken. Diese Wahrnehmung der Einwirkung ist, je nach Stärke des Anzugs der Riemen zwischen gar keiner über unangenehme Wahrnehmung, je nach weiteren, ablenkenden äußeren Einwirkungen, bis hin zu Schmerz anzusiedeln; ein Sachverhalt, der jedem Beteiligten auf dieser hochkarätigen Veranstaltung bekannt sein sollte. Die FN betont in ihrem Reglement ausdrücklich: „Unsere Richter und Ausbilder stellen sicher, dass auf Turnieren, aber auch in den Vereinen und Pferdebetrieben die Bedürfnisse der Pferde beachtet und eingehalten werden. Sollte dies im Einzelfall einmal nicht so sein, kümmern wir uns um eine pferdegerechte Lösung – zusammen mit allen Beteiligten.“ Dass sogar auf dieser Veranstaltung mit dem Anspruch des höchsten, fachlichen Niveaus, die sich noch dazu mit den JUNGEN Tieren beschäftigt, solche Fehlleistungen zum Nachteil der Pferde erbracht werden, ist erschreckend! Hier braucht es dringend Nachschulungen. Es erklärt natürlich gleichzeitig die diesbezüglichen schlechten Bilder, die landauf- landab auf Turnieren zu sehen sind. Dass es ausdrücklich um Nachwuchspferde geht, macht die Angelegenheit besonders wichtig und rückt einen weiteren von mir beobachteten Sachverhalt in den Fokus. Am Samstagnachmittag war mir das während des gesamten Abreitens aufgerollte Pferd von Eva Bitter, das einen leidend-duldenden Eindruck machte, aufgefallen. Deshalb bat ich die anwesenden Platzrichter um die Möglichkeit einer Überprüfung des Reithalfters. Während der Mann überrascht aber hilfsbereit und freundlich reagierte, ist die Reaktion der anwesenden Tierärztin, nach meinen Informationen Frau Dr. Zimmer (?) vorsichtig als abweisend zu bezeichnen. Man erklärte mir, dass man Eva Bitter auf der Liste der für den BMEL Tierschutzpreis auszuzeichnenden Reiterinnen und Reiter führen würde, weil sie durch besonders überlegtes Vor- und nachbereiten einer Prüfung während der gesamten Woche aufgefallen wäre. Ich bekannte, dass ich nur dieses eine, dafür komplette und auffallend schlechte Abreiten beurteilen könne. Unwillig wurde von der Tierärztin die Reiterin Frau Bitter nach dem Ritt zur Überprüfung an das Zelt geholt. Dabei konnte ich feststellen, dass das Pferd einen Zungenstrecker der Art trug, der mit einem separaten Riemen hinter den Ohren fixiert wird. Die äußeren, schwarz umklebten Metallenden drückten gegen die Jochbeine, die Maulwinkel wurden zwischen dem 5 mm starkem Draht noch zusätzlich zum Gebiss ca. 2-3 cm hochgezogen und dabei gedrückt. Das erklärte auch die unwillige Maultätigkeit des Pferdes. Hierzu 2 Bemerkungen:
- selbst wenn in S-Springen an Gebisskonstruktionen praktisch alles erlaubt ist, so sollten auch im Sinne einer Öffentlichkeitswirkung Überlegungen angestellt werden, ob auf einer Nachwuchssichtung junger Tiere, die zu den zukünftig Besten der Welt zählen sollen, solche, vermutlich als Tierschutz relevant einzustufenden Ausrüstungsgegenstände, zugelassen werden müssen
- die anwesende Tierärztin verhielt sich weiterhin besonders unfreundlich und reagierte auf meinen Hinweis auf den falschen Druck durch die Metallenden nicht, sondern betonte im Ggt. danach noch einmal das in ihren Augen untadelige Verhalten der Reiterin.
Am Sonntag wurde ich zum wiederholten Mal von dem am Dressurplatz uns zugeteilten Herrn Wassmann scharf angegangen, nachdem ich die Preisträgerin für die Dressurponys ausgewählt hatte. Bei der Formulierung für die spätere Bekanntgabe drohte er mir, mich von der Veranstaltung entfernen zu lassen, wenn wir bei der Formulierung langer oder hingegebener Zügel nicht die Formulierung „langer Zügel“ benützen würden, weil „hingegebener Zügel“ die Veranstaltung lächerlich machen würde. Dabei äußerte Herr Wassmann u. a., dass beide Zügelmaße gleichermaßen auf das Maul einwirken würden; meine Erläuterungen, warum das physikalisch verkehrt sei, verbot er. Diese Preisträgerin war von denen von mir Beobachteten die Einzige, die ihr Tier konsequent von der ersten bis zur letzten Minute vorbildlich behandelte. Bei dem Preisträger der Reitpferde am Samstag und am Sonntag setzte Herr Wassmann mehrfach seine favorisierten Kandidaten durch, u. a. mit der Bemerkung, dass der von mir favorisierte Kandidat am Samstag „zu brav“ geritten sei. Abschließend: die Idee der Vergabe eines Tierschutzpreises durch das Bundesministerium ist ein schöner, lobenswerter und dabei freiwilliger, möglicher Weg, Verbesserungen für Tiere in Menschenhand herbei zu führen. Nach Freiwilligkeit können Vorschriften kommen. Die FN wird über diesen Brief nicht erfreut sein: Sie sollte aber zur Kenntnis nehmen, dass ich nur der Überbringer der schlechten Nachrichten bin, nicht deren Auslöser. Nach einem blutenden Pferdemaul in Aachen mit z. T. peinlichen oder gar keinen Erklärungen, haben die Aufmerksamkeit und der Unwillen der Öffentlichkeit wieder sprunghaft zugenommen. Die Reiterliche Vereinigung hat sicherlich das Problem der internationalen Einbindung: trotzdem können wir als führende Nation im Reitsport tonangebend im Tierschutz sein; das muss verstärkt genutzt werden. Da vermutlich alle Beteiligten Pferde lieben, sollten sie diese Möglichkeit der Richtungsweisung nutzen und eine sofortige Änderung im Umgang mit Überprüfungen am Abreiteplatz angehen. Für weitere Rückfragen stehe ich selbstverständlich gerne zur Verfügung, Mit freundlichen Grüßen Dr. Kirsten Tönnies Am 10.09.2015 nimmt FN-Generalsekretär Soenke Lauterbach öffentlich Stellung zu den Vorwürfen: Sehr geehrte Frau Dr. Tönnies, wir haben Ihren offenen Brief vom 7. September erhalten und in vielen Teilen mit Verwunderung zu Kenntnis genommen. Auf der einen Seite bin ich für Ihr Schreiben dankbar. Denn gerade extreme Meinungen heizen Debatten über die richtige Art des Reitens an. Der richtige Umgang mit dem Pferd generell ist seit jeher eines der wichtigsten Themen für die Deutsche Reiterliche Vereinigung und ihre Mitglieder. Denn fachlich korrekter Umgang mit dem Pferd ist praktizierter Tierschutz. Wie das geht, darüber geben unsere Richtlinien für Reiten und Fahren und unsere Regelwerke Aufschluss. Die Ausbildungen z. B. für Reitabzeichen, Richter, Trainer oder Pferdewirte geben jedem, der sich mit dem Pferd fachkundig beschäftigen möchte, die notwendigen Hilfestellungen. Da wir Pferdesportler ein Querschnitt der Gesellschaft sind, werden wie in anderen Lebensbereichen auch nie alle Regeln gleichermaßen eingehalten. Der Eine ist reiterlich vielleicht noch nicht so weit und macht deshalb Fehler. Der Andere übertritt Regeln bewusst, um sich einen Vorteil zu verschaffen. Zu unseren wichtigsten Zielen gehört das korrekte Ausbilden von Reiter und Pferd nach unseren Grundsätzen. Das ist ein Prozess, in dem alle Beteiligten sich weiterentwickeln und auch aus ihren Fehlern lernen müssen. Das schließt das konsequente Ahnden von Fehlverhalten durch unsere Turnierfachleute und Verantwortlichen ein. Der „Kriterienkatalog Vorbereitungsplatz“, den es seit 2014 gibt, hilft bei diesem Prozess und er wurde auch von der Jury des Tierschutzpreises für die Bewertung genutzt. Der Tierschutzpreis des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft wird seit 2014 im Rahmen der DKB-Bundeschampionate vergeben und soll dazu beitragen, die Sensibilität für das Thema Umgang mit dem Pferd aufrecht zu erhalten. Gleichzeitig werden Reiter, die als gute Beispiele vorangehen, besonders herausgestellt. Natürlich muss das Konzept des Preises gerade in der Startphase ständig überprüft werden, deshalb sind wir für konstruktives Feedback grundsätzlich dankbar. Gerade der Ansatz, eine Expertenjury bestehend aus Turnierfachleuten und Tierärzten zu kritischer Betrachtung aufzufordern, zeigt doch die Ernsthaftigkeit, mit der wir diesem wichtigen Thema begegnen. Auf der anderen Seite bin ich betroffen von der Leichtfertigkeit, mit der Sie Ihre Wahrnehmung der Dinge in einem öffentlichen Schreiben auflisten. Eine Wahrnehmung, die von vielen anderen Menschen, die am Wochenende mit Ihnen gearbeitet haben, überhaupt nicht geteilt wird, eine Wahrnehmung, die teilweise einfach nicht stimmt. Verschiedene Mitglieder der Jury haben sich bereits während der Veranstaltung von Ihnen distanziert. Sie schreiben „es gab sichtbar zahlreiche Pferde und Ponys, die eine deutlich zu enge Verschnallung mit den Folgen von Schwellungen und Blutgefäßstau auswiesen“. Das ist schlicht falsch. Die aufsichtführenden Richter und Stewards nehmen ihre Aufgabe sehr ernst und prüfen die korrekte Verschnallung regelmäßig auf die fachlich richtige Art. Am Reitpferdeplatz etwa wird bei jedem Pferd/Pony vor der Prüfung eine Kontrolle der Zäumung vorgenommen. Wir haben mit den zuständigen Richtern und Stewards erneut gesprochen. Sie können nicht nachvollziehen, wie Sie zu dieser pauschalen Wahrnehmung gekommen sein können, da nur in wenigen Fällen Teilnehmer aufgefordert werden mussten, ihre Verschnallung zu lockern. Deshalb wurde auch nicht so reagiert, wie Sie es gefordert haben. Zu den von Ihnen geschilderten Hergängen am Reitpferdeplatz hat Cord Wassmann ausführlich Stellung genommen. Seine Antwort finden Sie im Folgenden: „Sehr geehrte Frau Dr. Tönnies, als eine der in Ihrem offenen Brief namentlich genannten Personen sehe ich mich veranlasst, einigen der von Ihnen angesprochenen Vorfälle zu widersprechen bzw. diese richtig zu stellen. Zunächst möchte ich in Gemeinsamkeit mit Ihnen feststellen, dass wir uns alle dem gemeinsamen Ziel des Tierschutzes generell und dem im Reitsport besonders verpflichtet fühlen. Wenn mir der Tierschutz nicht so wichtig wäre, dann hätte ich sicher dieses „Ehrenamt“ nicht angenommen in dem Wissen, das mir hierfür keinerlei geldwerte Erstattungen oder sonstige Vergütungen gezahlt werden. Alle entstandenen Kosten sind von mir persönlich getragen worden. Hier die notwendigen Richtigstellungen:
- Fakt ist, dass der aufsichtführende Richter am Vorbereitungsplatz, der eingeteilte Steward und die beiden Herren Jurymitglieder Kröll und Wassmann Samstagmorgen ca. 20 Minuten vor Prüfungsbeginn am Vorbereitungsplatz waren, um das Geschehen zu beobachten. Sie, liebe Frau Tönnies, erschienen aber erst, als die erste Hälfte der Prüfung fertig war, erklärten uns, dass sie zur Jury für den Tierschutzpreis gehören, und ab jetzt die Umsetzung der Pferdekontrollen überprüfen würden. Den Versuch, Ihnen zu erklären, dass dies nicht die Aufgabe der eingeladenen Jurymitglieder sei, sondern in Verantwortung des Stewards und des aufsichtführenden Richters liege, ignorierten sie, forderten Einweghandschuhe und folgten dem Steward auf den Vorbereitungsplatz.
- Es entstand für alle erkennbar und hörbar eine längere und hitzige Diskussion zwischen dem Steward und Ihnen, die erst durch die Aufforderung eines Trainers beendet wurde, der sie bat, diese Diskussion doch außerhalb des Vorbereitungsplatzes zu führen, damit in Ruhe abgeritten werden könne. Bei Ihrer Rückkehr zur Jurygruppe erklärten sie uns, dass der tätige Steward alles falsch mache und anscheinend unfähig für diese Aufgabenstellung sei.
- Unsere Bitte, sich zurück zu nehmen und den Steward in Ruhe arbeiten zu lassen, missachteten Sie und gingen immer wieder auf den Vorbereitungsplatz, um bei Pferdekontrollen aktiv zu werden. Daraufhin wurde ein zuständiger Verantwortlicher der FN für den Tierschutzpreis zum Vorbereitungsplatz Reitpferde gebeten, um die Situation zu entschärfen.
- Als äußerst befremdlich finde ich die Tatsache, dass Sie Passagen aus unseren internen Beratungsgesprächen zur Urteilsfindung in Ihrem offenen Brief ins Netz stellen. Dazu gehört u. a. Ihre Aussage, Sie hätten die Preisträgerin für den Tierschutzpreis ausgewählt und seien deshalb von mir „scharf angegangen“ worden. Tatsache ist, dass jedes Jurymitglied ein Vorschlagsrecht hatte, seinen Favoriten benennen und auch Formulierungsvorschläge zur Laudatio abgeben konnte. Abgesprochen war, dass die Wertung des Stewards hierbei von höherer Bedeutung sein sollte, da er die Teilnehmer schon in der Qualifikationsprüfung gesehen hatte und daher über ein umfangreicheres Bild von jedem Kandidaten verfügte. Daher war er verantwortlich für die Ausfüllung des Meldebogens und verfasste mit dem zuständigen Richter und/oder dem FN/DOKR-Vertreter den Sprechertext für die Begründung zur Preisvergabe.
- Ebenso veröffentlichen Sie Teile aus einer Beratung der Jury, die die Fragestellung beinhaltete, welche positiven Auffälligkeiten einer Reiterin zur Verleihung des Preises an sie angeführt werden können. Hierzu wurde von Ihnen vorgetragen, dass das Reiten am „hingegebenen Zügel“ zu Beginn der Abreitephase und auch zwischendurch Sie entscheidend beeindruckt habe. Es ist richtig, dass ich Ihnen hierbei deutlich widersprochen habe, weil ich den „hingegebenen Zügel“ auf einem Vorbereitungsplatz, auf dem 3- und 4-jährige Hengste, Stuten und Wallache, Ponys sowie Großpferde durcheinander bzw. gegeneinander reiten, allein schon aus Sicherheitsgründen für gefährlich halte und nicht als ein positives Argument für eine Preisvergabe sehe. Als Kompromiss habe ich Ihnen die Formulierung „langer Zügel“ angeboten, da derzeit diese Formulierung auch in allen Dressuraufgaben nach Beendigung der Vorstellung benutzt wird, die Sie aber vehement ablehnten.
Im Gegenzug musste ich mir Ihren Monolog über die unterschiedlichen physikalischen Druckverteilungen auf das Gebiss eines Pferdes zwischen einem „langem Zügel“ und einem „hingegebenen Zügel“ anhören, den ich dann irgendwann unterbrochen habe und ihnen gesagt habe, dass ich am liebsten die Turnierleitung bitten möge, Sie aus der Jurygruppe Reitpferdeplatz zu entfernen, weil ich eine weitere fachliche Zusammenarbeit mit Ihnen als nicht mehr möglich ansah. Hierzu stehe ich auch heute noch. Ich bedauere, dass es dieses Jahr nicht wie im Vorjahr zu einer harmonischen und vertrauensvollen Zusammenarbeit innerhalb der Jury am Reitpferdeplatz gekommen ist, da doch alle mit dem Ziel angetreten waren, dem Tierschutz höchste Priorität einzuräumen und diese auch umzusetzen. Äußerst betroffen macht mich der durch den offenen Brief entstandene Shitstorm im Web, der leider meinen Sohn Michael Wassmann in vollem Umfang getroffen hat, der ebenfalls Turnierrichter und Steward ist und mit der ganzen Sache ganz und gar nichts zu tun hat. Mein Dank gilt allen Verantwortlichen für den Tierschutzpreis beim Bundeschampionat Warendorf 2015, insbesondere dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft BEML, verbunden mit der Bitte, diesen Preis auch in Zukunft beim BC durchzuführen. Ebenso danke ich meinen Mitstreitern Frau Dr. Pollmann und Herrn Kröll, den zuständigen Richtern auf dem Vorbereitungsplatz Reitpferdeprüfungen und ganz besonders dem zuständigen Steward. Sie alle haben ihre Aufgaben korrekt, umsichtig und engagiert erledigt. Mit freundlichen Grüßen Cord-F. Wassmann“ Mit Dr. Andreas Franzky hat sich ein weiteres Mitglied der Jury zu ihrem Schreiben geäußert. Dr. Franzky ist Amtstierarzt, erster stellvertretender Vorsitzender der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz e.V. (TVT) und Leiter des Arbeitskreises Pferd der TVT. Dr. Franzky sagt: „Wie auf jedem Turnier gibt es auch beim Bundeschampionat Kritikpunkte, wie z. B. schlechtes Reiten, nicht korrekt verschnallte Reithalfter oder unangemessene Ausrüstungsgegenstände zu sehen. Handelt es sich dabei um Verstöße gegen das Tierschutzgesetz, müssen sie beim zuständigen Veterinäramt angezeigt werden. Sind Verstöße gegen die LPO festzustellen, muss das kritisch mit der FN diskutiert werden. Die Auslobung eines ‚Tierschutzpreises‘ ist eine gute und zielführende Sache, wenn es gelingt, die kritischen Feststellungen der Jury-Mitglieder aufzuarbeiten und in einem kontinuierlichen Verbesserungsprozess weiter zu entwickeln. Dazu ist es aber notwendig, alle Beteiligten, wie Reiter, Richter, Stewards, Tierärzte und Offizielle ‚mitzunehmen‘ und keine unüberwindbaren Fronten aufzubauen. Der jetzt veröffentlichte Brief dient meines Erachtens nur einer persönlichen Selbstdarstellung und ist für die Sache nicht hilfreich. Schade, wenn dadurch vielleicht eine grundlegende Chance, etwas beim Tierschutz im Pferdesport wirklich zu verbessern, leichtfertig vertan wird.“ In Ihrem Brief sind Sie konkret auf Eva Bitter eingegangen, die Ihrer Ansicht nach ihr Pferd nicht pferdegerecht auf die Prüfung vorbereitet haben soll. Deshalb haben Sie um eine Überprüfung des Reithalfters bei Eva Bitter gebeten. Sowohl der Steward als auch die anwesende Tierärztin waren bereit, mit Ihnen zu kooperieren. Auch Eva Bitter als Aktive war selbstverständlich bereit zu einer Kontrolle. Die von ihr verwendete Ausrüstung war regelkonform und damit nicht tierschutzrelevant. Es handelte sich um einen Zungenstrecker, der unabhängig von der Trense im Maul liegt. Dadurch wirkt die Zügelführung unabhängig vom Zungenstrecker. Eva Bitter sagt dazu: „Als ich mit meinem Pferd auf dem Abreiteplatz war, wurde ich von der Tierärztin Dr. Elke Zimmermann gebeten, mein Reithalfter nach meinem Ritt kontrollieren zu lassen. Bereitwillig habe ich mein Pferd bei Frau Dr. Kirsten Tönnies vorgestellt. Sie überprüfte die Einstellung des Reithalfters und entdeckte dabei den Zungenstrecker, bei dem es sich laut LPO um einen regelkonformen und erlaubten Ausrüstungsgegenstand handelt. Sie behauptete, so etwas noch nie gesehen zu haben. Ich habe den Zungenstrecker benutzt, um mein Pferd im Maul etwas zu beruhigen. Auch handelte es sich dabei nicht, wie von Frau Tönnies beschrieben, um einen dünnen Draht, sondern um ein handelsübliches Modell. Ich habe daran auch nichts mit Klebeband umwickelt, wie Frau Tönnies es beschreibt.“ Zu Ihrem Vorwurf des aufgerollten Abreitens sagt Eva Bitter: „Dieses Pferd ist sehr leicht im Genick und kommt schnell hinter die Senkrechte. Die Halseinstellung wurde aber nicht von mir produziert. Ich will nicht behaupten, dass ich immer alles richtig mache, aber ich gebe mir die größte Mühe, meine Pferde immer fair zu behandeln.“ Tatsächlich war Eva Bitter während aller Tage im besonderen Fokus der Stewards als Mitglieder der Jury des BMEL-Tierschutzpreises. Dies nämlich, weil sie den Experten mit verschiedenen Pferden durchweg positiv aufgefallen war. Weil sie stets mit viel Ruhe, vielen Pausen, viel Harmonie und völlig gelassenen Pferden arbeitete und dadurch eine Kandidatin für den BMEL-Tierschutzpreis war. An diesem Beispiel wird erneut deutlich, wie sehr sich Ihre Wahrnehmung von den Beobachtungen der qualifizierten Offiziellen unterscheidet. Die Folge Ihres Schreibens ist, dass über mindestens eine Reiterin und die ehrenamtlichen, gut ausgebildeten Fachleute – allesamt Pferdeleute -, die bei den DKB-Bundeschampionaten nach den Grundsätzen unserer Regelwerke aktiv waren, der Stab gebrochen wird. Teilweise müssen sie einen Shitstorm erdulden, ob sie überhaupt an den von Ihnen geschilderten Vorgängen beteiligt waren oder nicht. Dieser Verantwortung müssen Sie sich stellen, sehr geehrte Frau Dr. Tönnies. Wir wissen, dass nicht immer alle Regeln eingehalten werden und dass sich nicht alle beteiligten immer vorbildlich verhalten. Daran arbeiten wir und hätten es begrüßt, wenn Sie das direkte Gespräch mit uns gesucht hätten. Das haben Sie leider nicht getan, sondern einen anderen Weg gewählt. Das ist bedauerlich, nutzt uns in der Sache jedoch nicht. Für einen weiteren, direkten und persönlichen Austausch stehen wir Ihnen zur Verfügung. Mit freundlichen Grüßen Soenke Lauterbach