Die Schulterfreiheit zum Tölten ist das A und O Marion erteilt Nicole auf die Schnelle einen Crashkurs in Tölt-Grundlagen: Tendenziell werden Isländer weiter hinten gesattelt als Großpferde, um ihnen mehr Schulterfreiheit für den Tölt zu geben. Die Sitzfläche soll sich genau auf dem Mittelpunkt zwischen Widerrist und Kruppe befinden. So wird die Vorhand nicht unnötig belastet. „Je weiter du vorne sitzt, desto mehr wird der Bewegungsapparat der Vorhand eingeengt“, erklärt Marion der aufmerksam zuhörenden Nicole. Aufsteigen soll sie parallel zum Sattel, ohne sich zu drehen, um den Rücken des Pferdes zu schonen. Dann beschreibt uns Marion, welchen Feldweg sie nehmen werden. Wir preschen mit dem Auto zum Treffpunkt. Dort angekommen, positionieren wir uns mit Fotoapparat, Schreibutensilien und Videokamera an der Weggabelung – genau in dem Moment, als der Himmel seine Schleusen öffnet. Binnen zwei Minuten sind wir nass bis auf die Haut. In der Ferne sehen wir zwei Punkte, einer davon trägt eine rote Jacke – und strahlt. Nicole genießt ihren Tölt bei isländischen Wetterbedingungen in vollen Zügen und flitzt unbeirrt unter tiefhängenden schwarzen Wolken übers Feld. Es fiel ihr relativ leicht, die Hilfengebung für den Tölt umzusetzen, verrät sie uns später. „Marion hat mir alles ganz genau erklärt. Zuerst die Zügel etwas kürzer fassen, um den Schritt zu verkürzen. Die Hinterhand soll vermehrt unter den Körper treten. Dann kommen noch minimale Schenkelhilfen hinzu.“ Das Gefühl sei mit dem Trab auf ihrer 6-jährigen Rheinländer-Stute Terra X, mit der sie Dressur und Springen (Klasse A) reitet, nicht zu vergleichen. „Wie auf einer Couch!“, schwärmt sie. „Man wird im Tölt nicht – wie im Trab bei einem Großpferd – ständig aus dem Sattel geworfen.“