Nach einem Stallwechsel wagte Mein Pferd-Leserin Sandra Gößmann mit ihrer Haflinger-Stute Liebchen einen Ausritt. Allein und ohne Handy unterwegs, geriet dieser zum schlimmen Alptraum.


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Die Expertenmeinung von Westerntrainer Herbert Quast:

Der geschilderte Fall ist leider fast als typischer Allerweltsunfall zu betrachten. Im Gegensatz zu anderen bin ich ein Befürworter des Absitzens.Vor allem, wenn sich die Reiterin der aufkommenden Situation nicht gewachsen fühlt. Wenn aber der Reiter schon hinterhergeschleift wird: unbedingt loslassen! Diese Situation ist nicht mehr zu retten. Allerdings hätte es gar nicht so weit kommen müssen. Da Sandra von einem Halteversuch des Pferdes am Strick spricht, gehe ich davon aus, dass sich unter derTrense ein Halfter mit Strick befand. Andernfalls wäre sie nur mit einem Stallhalfter ausgeritten, und das wäre unverantwortlich gewesen.Trifft  Ersteres zu, hatte Sandra sicherlich einen normalen – sprich kurzen – Führstrick am Halfter, mit dem sich ein panisches Pferd kaum halten lässt. Wenn sie dazu neigt, in schwierigen Situationen abzusitzen, dann empfiehlt sich, ein Knotenhalfter mit einem etwa drei bis vier Meter langen Leitseil
unter dem Reithalfter anzulegen. Damit kann sie ihrer Stute in hektischen Augenblicken mehr Raum lassen. Zerrt das Tier hingegen an einem kurzen Strick oder steigt sogar, zieht es die Führperson hinter sich her. Für das Pferd sieht das so aus, als ob es noch mehr weggetrieben würde. Mit einem längeren Seil hätte Sandra gleich zu Beginn Abstand zu ihrem steigenden Haflinger einnehmen können. Das hätte ihr mehr Sicherheit vor den  Vorderhufen geboten und Liebchen mehr Ruhe gegeben. Denn oft regen sich Pferde schnell wieder ab, wenn sie ein oder zwei Meter weghüpfen können, ohne dabei eine Führperson – wie ein Fähnchen im Wind – auf sich zufliegen zu sehen. So hätte Sandra durch Intervalle am Seil (Raum geben und nehmen) die Stute veranlassen können, sich auf sie zu konzentrieren. Auch sollte Sandra dringend an der Führbarkeit ihres Pferdes arbeiten, um in solchen Situationen Liebchen kontrollierbarer zu machen. Dieses Training beinhaltet das Führen auch in kritischen Fällen. Dazu sollte sie sich Rat bei erfahrenen Trainern holen. Grundsätzlich sollte ein Reiter, der sich gewissen Situationen nicht gewachsen fühlt, nur in Begleitung erfahrener Reiter ins Gelände gehen.Weiterhin sollte man folgende Punkte bedenken:
1. Vertrauen ist nötig, aber Kontrolle ist wichtiger.
2. In unbekanntem Gelände noch vorsichtiger sein als sonst.
3. Möglichst immer ein Handy dabei haben, um im Notfall Hilfe herbeiholen zu können.
4. Sich nicht auf umsichtiges Verhalten anderer verlassen. Auch das liebste Pferd bleibt immer ein Fluchttier.

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