Text: Alexandra Koch Foto: Shutterstock/ Photoagriculture
Leinstroh, Roggenstroh, Gerstenstroh, Hanfstroh und deren Eigenschaften als Einstreu sind bislang eher unbekannt. Doch die Alternativen zu Weizenstroh haben es in sich. Ein genauerer Blick darauf lohnt sich, um die optimale Einstreu fürs Pferd zu finden. Weizenstroh an sich wird nicht selten bereits als „Einstreu von gestern“ abgetan, was ihm jedoch keineswegs gerecht wird. Denn nach wie vor besitzt es einige Vorteile gegenüber manch anderer modernen Einstreuform. Denn eins ist klar: Stroh gehört noch lange nicht zum „alten Eisen“!
Spannende Alternativen:
Miscanthus
Eine hochinteressante Einstreu-Alternative ist Chinagras, auch bekannt unter dem Namen Miscanthus. Es kann bis zu 400 Prozent seines Eigengewichtes aufsaugen. Es wird in Form von gepressten Pellets angeboten. Diese zerfallen bei Feuchtigkeit und bilden eine Art weiche Matratze in der Box. Beim Ausmisten muss lediglich die beschmutzte und nasse oberste Schicht des Grases abgetragen werden. Der Rest kann in der Box verbleiben. Als Nachteil erscheint zunächst, dass Miscanthus nicht einheimisch angebaut wird. Allerdings muss dieser Nachteil relativiert werden. Zwar kommt das Gras aus Übersee, wird aber recht häufig von Bio-Bauern auf der Suche nach Alternativen in der Bewirtschaftung von Land angebaut. Das Gras ist zudem unheimlich ergiebig und hat in dieser Hinsicht in Sachen Ökobilanz Vorteile gegenüber Holzspänen. Der Preis von Miscanthus liegt allerdings deutlich über den Mitbewerbern, weshalb sich dies nicht jeder für seinen Stall leisten möchte.
Flachs = Leinstroh
Flachs, auch bekannt als Leinstroh, ist eine weitere interessante Einstreualternative. Stroh wird hier etwas missverständlich verwendet, denn Flachs gehört zu den Leingewächsen, nicht wie Weizen, Roggen, Hafer und Co. zu den Süßgräsern. Der Gemeine Lein ist eine einjährige Pflanze, die eine Wuchshöhe von 20 bis 100 Zentimetern erreicht. Seit Jahrtausenden wird die alte Kulturpflanze zur Faser-, aber auch zur Ölgewinnung angebaut. Leinöl bzw. Leinsamen sind für ihre herausragenden Eigenschaften bekannt, welche beispielsweise auch Pferde im Fellwechsel unterstützen. Für die Herstellung von Leinstroh werden Flachslehme, die zentralen und holzigen Teile des Flachsstängels, gehäckselt. Der Flachslehm besitzt anallergische Fasern, welche ihn vor Pestiziden, Herbiziden und anderen Schadstoffen schützen. In Sachen Saugleistung liegt es mit Miscanthus an der Spitze nahezu gleichauf. Es besitzt eine circa zwölf Mal höhere Saugkraft als normales Weizenstroh. Auch Flachs bildet eine Matte in der Box. Das Mistvolumen ist klein und verrottet sehr schnell und vollständig.
Hanfstroh
Ebenfalls in diesem Saugleistungsbereich befindet sich Hanf. Auch hierbei handelt es sich um kein Süßgras, sondern um die Familie der Hanfgewächse. Beim Anbau von Faserhanf werden keine Herbizide oder Fungizide eingesetzt, was ihn besonders umweltfreundlich macht. Die Streu wird aus der holzigen Hanffaser durch Häckseln gewonnen. Zudem werden die Fasern gereinigt, gesiebt und entstaubt, bevor sie in den Handel kommen. Diese Alternative bringt zudem eine hervorragende Wärmeisolation mit sich. Zudem soll Hanf Insekten fernhalten. Da das fertige Einstreuprodukt für den Stall oft mit Eukalyptusöl behandelt wird, soll zudem das Stallklima dadurch verbessert werden. Die Geruchsbindung ist hervorragend, und das gereinigte sowie entstaubte Einstreumaterial sorgt für keinerlei Belastung der Atemwege. Insbesondere für zu Allergien neigende Tiere bzw. für Pferde mit einer Atemwegsproblematik ist es zu empfehlen. Der Mist ist in der Regel nach drei bis vier Monaten umgesetzt und ergibt am Ende einen wertvollen Dünger. Ein Problem bei der Einstreu mit Hanf stellt die Tatsache dar, dass das Fressen zu Schlundverstopfung und Kolik führen kann. Dem wird jedoch ebenfalls durch die Behandlung mit ätherischen Ölen entgegengewirkt. Theoretisch kann das Tier die Einstreu zwar dennoch fressen, praktisch liegen aber keine derartigen Berichte vor, dass es zu einer gesundheitlichen Problematik durch diese Einstreu gekommen wäre. In Österreich und auch in den Niederlanden wird Hanfstroh schon längere Zeit verwendet, hierzulande steckt Hanf als Einstreu noch in den Kinderschuhen.
Rapsstroh
Ähnlich viel Gutes gibt es von Rapsstroh zu berichten. Neben Lein ist auch dies eine vielfältige Ölpflanze, die erstklassige Einstreu liefern kann. Er gehört botanisch zur Familie der Kreuzblütler. Wie Hanf- und Leinstroh wird auch Rapsstroh aus Ernterückständen verarbeitet. Im Falle von Rapsstroh werden diese pelletiert oder gehäckselt angeboten. In Sachen Saugkraft steht Raps den anderen Genannten in nichts nach. Insbesondere ist die ammoniakbindende Wirkung hervorzuheben, die bei Raps besonders hoch ist. Auch die Kompostierbarkeit ist gut, und Raps kann zudem über Biogasanlagen weiterverwertet werden.
Weitere Informationen zum Thema „Alternative Einstreu“ finden Sie in der Januar-Ausgabe der Mein Pferd.