Der optimale Stall: Offenstall, Laufstall, Paddock? Will ich Vollpension für mein Pferd oder Selbstversorger sein? Wie viel kann ich monatlich für den Stall ausgeben?
Wenn ich mir einen Stall für mein Pferd und mich suche, sollte ich mich nicht nur fragen, welche Stallhaltung die Richtige für uns ist, sondern auch darüber hinaus sicher sein, was ich will und was ich brauche, um den optimalen Stall für mich zu finden.
Es ist soweit. Endlich kann ich mir den großen Traum von meinem eigenen Pferd erfüllen. Das Wunschpferd ist bereits gefunden – aber wo bringe ich mein Pferd nun unter?
Was möchte ich haben?
Zunächst sollte ich mir darüber im Klaren sein, wie viel Zeit ich habe und wie viel ich für die Unterbringungsmöglichkeit des Pferdes ausgeben kann. Es gibt die Möglichkeit, in einem Pensionsstall sein Tier entweder als Selbstversorger unterzustellen oder Vollpension zu haben. Die Vorteile des Selbstversorgers liegen zu einem darin, dass man weniger zahlt und sich Futter etc. selber kaufen und so möglicherweise auch günstiger bekommen kann. Zum anderen muss ich mir aber auch darüber bewusst sein, dass ich mein Pferd selbst jeden Tag füttern und misten muss. Als Vollpensionseinsteller ist die Box oft teurer, aber ich kann mich auf ein Team verlassen, das das Tier rund um die Uhr an sieben Tagen die Woche versorgt; also mistet, füttert und gegebenenfalls auch den Tierarzt ruft. Zudem habe ich die Möglichkeit, mein Pferd auch über den Urlaub dort voll versorgt stehen zu wissen, sodass mir diese Sorgen genommen werden und ich den Urlaub genießen kann.
Es scheint aber, als würde ein Trend zum Selbstversorger hingehen. Dieser wird bestimmt durch verschiedene Faktoren: Im Vordergrund stehen die schlechte Organisation oder das fehlende Vertrauen an Stallbesitzer und Arbeiter. Andere Faktoren sind eine unflexible Führung, schlechte Stallverhältnisse, schlechtes Futter, zu wenig Einstreu, sehr frühe Stallruhezeiten oder unverhältnismäßige Gebühren zur Leistung.
Die Haltungsarten
Dennoch gibt es auch weitaus mehr Faktoren, die betrachtet werden müssen, um einen passenden Stall finden zu können. Durch die unterschiedlichen Haltungsarten wird die Suche weiter eingrenzt. Es gibt Offenställe, Laufstallhaltungen, Gruppenauslaufhaltung, Paddockboxenhaltungen, Weidehaltung und Boxenhaltung. Jeder dieser Haltungsarten hat Vor- und Nachteile, dennoch muss ich ebenso passend zu meinen eigenen Bedürfnissen wie zu denen meines Pferdes einen Stall suchen.
Bei Offenstallhaltungen werden die Pferde in einer Gruppe mit Stall und Weiden oder Ausläufen gehalten. Dabei haben sie meist einen überdachten Bereich zum Schutz vor Regen, starker Sonne und anderen Witterungen. Zudem haben sie Fressständer, sowie eine Selbsttränke. Offenställe werden nicht eingestreut, sondern lediglich abgeäppelt. Das braucht wiederum sehr viel Zeit und verlangt einen relativ großen Arbeitsaufwand. Dennoch haben die Pferde hier Kontakt zu Artgenossen und können, je nach Belieben, raus oder reingehen.
Wird eine ganze Herde mit einem Offenstall gehalten, entspricht dies einer Gruppenauslaufhaltung.
Der Unterschied zu einer Weidenhaltung ist, dass die Herde Tag und Nacht auf der Weide oder sonstigen Auslaufflächen stehen kann. Wenn eine Weide restlos abgefressen ist, zieht die Herde auf die nächste Weide. Manche Betriebe haben eine fahrbare Weidehütte, in der die Pferde sich aufhalten und fressen können. So können sie jedes mal ohne Probleme auf die nächste Weide umgekoppelt werden.
Das größte Gegenteil zur Weidenhaltung stellt die Boxen- und Pensionshaltung dar. Hier steht das Pferd in seiner Box und kommt tagsüber auf einen Paddock oder die Weide zum Auslauf. Die Boxen werden eingestreut und meistens täglich oder alle zwei Tage gemistet. Viel soziale Kontakte hat das Pferd leider nicht. Es ist aber ein Herdentier und benötigt dies. Deshalb ist es wichtig, dem Tier auch auf der Weide die Möglichkeit zu geben, mit Artgenossen Kontakt zu haben.
Bei der Paddockboxenhaltung hat das Pferd eine Box und kann, wenn es möchte, nach draußen auf den Paddock an die frische Luft gehen. Viel Bewegungsfreiheit bietet diese Kombination im Gegensatz zu einem Offenstall oder der Weidenhaltung leider trotzdem nicht. Dennoch hat das Pferd verschiedene Möglichkeiten und es ist eine artgerechtere Haltungsart, als die klassische Boxenhaltung.
Was für ein Reiter bin ich?
Bevor ich mich jedoch für eine Haltungsart entscheiden kann, muss ich mich damit auseinandersetzen was für Absichten und Ambitionen ich als Reiter habe. Als Dressur- oder Springreiter kommt für die Wenigsten ein Stall in Frage, der lediglich ein Ausreitgelände und einen kleinen Platz oder gar eine Halle zur Verfügung stehen hat. Für Distanz oder Freizeitreiter wäre dies schon eher ein passenderer Stall. Es kommt also nicht nur darauf an, was für eine Unterbringung ich für mein Pferd haben möchte, sondern auch, was der Stall anbietet. Von Luxusgestüten bis zu kleinen Privatställen gibt es alles. Viele Pferdefreunde bringen ihre Pferde bei Privatställen unter. Für die meisten ist ein kleiner Privatstall eine günstige Alternative. Dennoch müssen auch die Unterbringungen regelmäßig kontrolliert werden und in einem annehmbaren und artgerechten Zustand sein.
Aufgrunddessen ist es wichtig einen Einstellungsvertrag und verschiedene Versicherungen abzuschließen, um etwaigen Konflikten aus dem Weg zu gehen. Rundum abgesichert ist man mit einer Zusatzversicherung am eingestellten Pferd zur normalen Pferdehaftpflicht.
Zum einem gibt es die Tierhalter-Haftpflichtversicherung, die nicht nur für Personen- und Sachschäden aufkommt, sondern auch für Turniergang- und Kutschfahrten, Flurschäden und auch Fremdreiter.
Für Stallbesitzer ist eine Tierhüter-Haftpflichtversicherung sinnvoll, sowohl für das eingestellte Pferd als auch Sach- und Personenschäden sind hier abgedeckt.
Eine andere, für Pferdebesitzer empfehlenswerte Versicherung ist eine Tier-Lebensversicherung. Jedoch ist diese Versicherung vor allem für Luxustiere, also teure Sportpferde gedacht und nur bis zu einem bestimmten Alter machbar. Das Alter bestimmt jede Versicherung selbst.
Was genau bei einer Pferdehaftpflicht zu berücksichtigen ist, weiß die Uelzener Versicherung. „Da jeder Pferdehalter für Schäden, welche sein Tier einem Menschen zufügt oder an einer Sache verursacht, zum Schadensersatz verpflichtet ist, sollte eine Pferdehalterhaftpflicht-Versicherung abgeschlossen werden, damit die entstandenen Kosten des Geschädigten abgedeckt sind.“ Aber nicht nur ein Haftpflicht ist wichtig, wenn man ein Pferd hält. Eine andere wichtige Versicherung stellt die Pferde-OP-Versicherung dar. Unsere vierbeinigen Sensibelchen haben nämlich nicht nur oft Wehwehchen, sondern diese kommen auch oft schleichend und unvorhersehbar. „Möchte der Pferdehalter auch Kosten einer möglichen Operation bei seinem Vierbeiner abgesichert wissen, kann dieses Risiko mit einer Pferde OP-Versicherung abgedeckt werden.“ Da jedes Pferd individuell betrachtet werden muss und unterschiedliche Bedürfnisse hat, gibt es auch Zusatzversicherungen, die unter anderem auch kurzfristig sein können. Kurzfristige Versicherungen können zum Beispiel einem die Möglichkeit geben sein Pferd für einen Transport zu versichern oder eine Trächtigkeits-Versicherung für Stuten.
Fütterung
Ein weiterer Punkt zur Stallsuche ist die Fütterung. Füttere ich selber oder soll das der Stallbesitzer übernehmen? Was für Futter haben sie und sind Stroh und Heu gut? Diese Fragen kann ich mir natürlich erst bei Besuch des Stalls beantworten. Daher gilt bei einem Stallbesuch: Aufmerksam sein und alle Details wahrnehmen! Vielleicht sogar fragen, von wo das Stroh und Heu stammt und wie viel, oft und wann Heu gegeben werden.
Wenn ein Stall jedoch seiner Pflicht nicht nachkommt, Weidenzäune zu reparieren oder schlechtes Futter füttert, haftet der Stallbesitzer. „Wichtig ist, dass in der Versicherung zusätzlich zu der Hütehaftpflicht auch die Schäden an den eingestellten Pferden mitversichert sind. Dies versichert die Obhutsversicherung“, lautet der Rat der Uelzener Versicherung. „Sollte diese Versicherung nicht vorhanden sein, haftet der Stallbetreiber mit eigenem Vermögen.“ Somit sollten auch Stallbesitzer eine Hütehaftpflicht abschließen. Aber aufgepasst: Die Versicherung tritt nicht bei grober Fahrlässigkeit und Vorsatz ein.
Reitunterricht
In vielen Ställen übernehmen die Besitzer die Rolle des Reitlehrers, doch viele Reiter möchten ihren persönlichen Reitlehrer dorthin holen. Deswegen sollte ich mir sicher sein, ob man vor Ort einen guten Reitlehrer haben möchte oder ob der Stall die Möglichkeit hat die Halle, Platz oder sonstige Anlagen für eine Reitstunde und externe Reitlehrer zu mieten. Daher sollten auch solche Anliegen bei einem Einstellungsvertrag geregelt sein. Auch bei kleinen und privaten Ställen oder einer Stallgemeinschaft die sich zusammen tut sollte ein Vertrag unterschrieben werden.
„Ein Einstellungsvertrag kann individuell vereinbart werden, es gibt im Internet mehrere Vorlagen“, lautet der Rat der Uelzener Versicherung. Als Einsteller eines Privatstalls sollte man einen individuellen Vertag aushandeln und eine Pferdehaftpflicht abschließen, denn eine „allgemeine Tierhalter-Haftpflichtversicherung ist nicht ausreichend.“
Darüber hinaus sollte ich mir über meinen Leistungsstand im Klaren sein und über den meines Pferdes. Daher müssen auch Fragen beantwortet werden wie: Brauche ich einen Bereiter? Wie oft brauche ich Reitunterricht? In welcher Leistung / Klasse brauche ich den Unterricht? Oder brauche ich auch jemanden der im Urlaub für mein Pferd sorgt und es reitet? Diese Anliegen sollten auch in einem Einstellervertrag oder einem Zusatzvertrag geregelt werden.
Die Checkliste vom optimalen Stall kennt kaum Grenzen, denn es ist auch wichtig, ob ich einen großen Stall mit vielen Einstellern haben möchte oder lieber einen familiären, kleinen Stall, wo ich auch gerne mal länger Zeit verbringe, als nur Pferd putzen, arbeiten, misten und füttern.
Die Stallgemeinschaft
In Ställen ist eine gute Stallgemeinschaft das A und O. Mit seinem Pferd und mit diesen Leuten verbringt man viel Zeit, daher ist es notwendig sich mit den Menschen zu verstehen und auch für ein gutes und harmonisches Klima zu sorgen. In den meisten Ställen ist Streit leider vorprogrammiert.
Die Konflikte sind breit gefächert und drehen sich um Reitweise, Fütterung, Hallennutzung, Pflege, Umgang mit dem Pferd und und und.. Schlecht hinter dem Rücken reden und verhärtete Fronten sind dennoch keine Ausnahme. Um Konflikte zu lösen, könnte ich zum Einen „negative Du-Botschaften“ in „positive-Ich-Botschaften“ umwandeln. Bei diesen negativen Sätzen wird kein Konflikt gelöst, das Gegenüber wird sauer oder traurig und möchte sich nur noch rechtfertigen, es geht um das „Recht-haben-wollen“.
Bei einer Änderung des Kommunikationsverhaltens, in dem ich von mir selber spreche und keine beschuldigenden Aussagen mache, aber über die selben Probleme redet, wirkt dies nicht verletzend oder schuldzuweisend. Es sollte darauf geachtet werden, sachlich zu sein und die eigenen Gefühle darzustellen, wie man sich wegen diesem Verhalten oder Situation fühlt. Dadurch kann die Person besser verstehen, was das Problem ist und wird eventuell auch einsehen, welches Verhalten falsch war und versuchen sich zu bessern.
Auf einen Konflikt im Stall bezogen, könnte ich demnach versuchen, der Person über die Ich-Botschaft klar zu machen, was das Problem ist, um produktiv eine Lösung zu finden, bevor es überhaupt zu einem großen Streit kommt.
Was ist mir sonst noch wichtig?
Jeder Pferdehalter hat seine eigenen Vorstellungen wie der perfekte Stall aussehen soll. Durch die individuellen Ambitionen und die sehr unterschiedlichen Pferderassen kann der perfekte Stall die verschiedensten Merkmale haben. Die jedoch bedeutsamsten Faktoren für die Stallsuche sind das Budget, die auch von der Entfernung vom Stall abhängig ist, die Zufriedenheit und der Wohlfühlfaktor.
Denn das Glück der Erde findet man nur auf dem Rücken der Pferde, wenn der passende Stall auch gefunden ist.