Täglich 24 Stunden an der frischen Luft und viel Bewegung – das wäre der Idealfall für Pferde. Sobald es draußen jedoch nass und matschig wird, stehen viele Pferde nicht mehr so viel auf der Weide wie im Sommer. Ist es auch noch kalt, werden die Boxenfenster und Stalltüren oftmals geschlossen. Wir zeigen, wie es auch anders geht.
Der Gedanke ist menschlich: „Wenn mir kalt ist, friert mein Pferd bestimmt auch. Da mache ich besser mal die Türen zu und lasse die kalte Luft draußen.“ Dies kann jedoch schlimme Folgen haben: Chronische Lungenerkrankungen können durch ein zu hohes Ammoniakaufkommen, Staub oder eine geringe Luftzirkulationen in Kombination mit zu hoher Luftfeuchtigkeit entstehen.
Das gesunde Stallklima ist abhängig von den Bedürfnissen, Empfindlichkeiten und auch vom Stalltyp. Hierbei spielt die Evolution und Steppenherkunft des Pferdes eine wichtige Rolle. Ihre großen, leistungsstarken Lungen sind auf eine ständige Frischluftversorgung angewiesen, um gesund und leistungsstark zu bleiben. Dies machen wir uns während unserer Arbeit mit den Pferden ebenfalls zunutze. Deshalb ist eine Haltung unter natürlichen Bedingungen wie im Offenstall oder in einer Box mit angeschlossenen Paddock beziehungsweise einer Außenbox für die Lunge ideal.
Hohe Toleranzen
Die Tiere haben, bei entsprechender Gewöhnung, eine hohe Temperaturtoleranz, auch extremen Temperaturdifferenzen gegenüber. Das bedeutet: Pferde können niedrige Temperaturen gut ab und müssen die wetterbedingten Schwankungen durchaus wahrnehmen können, damit der Körper diese weiterhin regulieren kann. Damit wird die Immunabwehr und die Leistungsfähigkeit gesteigert. Die Temperatur sollte sich demnach möglichst an der Außentemperatur orientieren. Eine gut funktionierende, zugfreie Luftzirkulation gewährleistet die notwendige Frischluftzufuhr. Wasserdampf, Keime, Staub und Schadgase können somit abtransportiert werden.
Die relative Luftfeuchtigkeit für die Vierbeiner liegt bei 60 bis 80 Prozent. Eine höhere Luftfeuchtigkeit fördert Erkrankungen des Atemapparates sowie rheumatische Erkrankungen. Sie begünstigt die Vermehrung von Krankheitserregern, Schimmelpilzen und Parasiten. Außerdem gilt zu beachten, dass die Vierbeiner beim Atmen viel Feuchtigkeit abgeben, was zu Schimmel im Heu und Stroh führen kann, sofern dieses in ihrer Nähe gelagert wird, wie beispielsweise auf dem klassischen Heuboden über den Boxen. Gerade wenn Pferde viel und oft in der Box stehen, ist es daher ratsam, das Raufutter getrennt von den Tieren zu lagern!
Text: Nora Dickmann Foto: www.Slawik.com