Text: Anna Castronovo       Foto: imago images/ Frank Sorge

Pferde verbringen die meiste Zeit des Tages mit Fressen. Eigentlich logisch, dass die Haltung, die sie dabei einnehmen, großen Einfluss auf ihr Wohlbefinden und ihre Gesundheit hat

Eine Studie hat nun den Einfluss verschiedener Heunetz-Höhen untersucht, und Reha-Expertin Sandra Löckener hat in Sachen Fressposition viele gute Tipps für Ihr Pferd. Gleich mal vorweg: „Die Fütterungsposition spielt für die Gesundheit des Pferdes eine wichtige Rolle, da es die Hauptzeit des Tages mit Fressen verbringt“, sagt Reha-Expertin Sandra Löckener. Was viele nicht wissen: „Durch die richtige Fresshaltung kann man gerade in der Reha viel Positives im Pferdekörper erreichen.“ Sandra Löckener analysiert immer zuerst, was das Pferd für Baustellen hat, und dann, wie sie diese durch die Fresshaltung beeinflussen kann. So sollte ein Pferd mit verspannter Nackenmuskulatur zum Beispiel nicht aus dem Heutoy zupfen und ein Pferd mit Magenproblemen den Kopf tief halten, damit das Raufutter genügend eingespeichelt wird. „Gerade durch kleine Änderungen im Alltag kann man die Lebensqualität des Pferdes enorm verbessern“, weiß sie. „Und dabei ist das Thema Fressen ein Riesenthema, da Pferde bis zu 16 Stunden täglich damit verbringen.“

Aber auch für gesunde Pferde ist es sinnvoll, sich die Fütterungsposition gut zu überlegen. „So sollte ein Spanier, der den Brustkorb von Natur aus höher trägt und bei dem der Rückenmuskel eher verkürzt ist, eine tiefe Fressposition einnehmen, um den langen Rückenmuskel zu entspannen“, empfiehlt Löckener. „Ein Warmblüter mit langem Rücken, der eher vorhandlastig ist, sollte dagegen eine etwas höhere Fressposition haben, um die Last von der Vorhand wegzunehmen.“ Es gibt also nicht die eine, richtige Fressposition.

Die Studie

Eine Forschergruppe rund um Federica Raspa von der Universität Turin untersuchte nun die Auswirkungen von unterschiedlich hoch aufgehängten Heunetzen auf die Winkel von Rücken, Nacken und Kiefer von Pferden („Studying the Shape Variations of the Back, the Neck, and the Mandibular Angle of Horses Depending on Specific Feeding Postures Using Geometric Morphometrics“). Die Wissenschaftler wollten mögliche negative Effekte der Fütterungsposition näher betrachten, da Heunetze häufig in der Pferdehaltung eingesetzt werden. Dabei ist das Pferd oft gezwungen, eine unnatürliche Positionen einzunehmen und über längere Zeiträume beizubehalten – je höher das Netz hängt, desto unnatürlicher. Bisher hieß der Ratschlag eher: Das Heunetz soll so hoch hängen, dass sich das Pferd keinesfalls im leeren – ergo deutlich tiefer hängenden – Heunetz verfangen und verletzen kann.

Die Ergebnisse der italienischen Studie könnten das nun infrage stellen. Für die Studie wurden sechs gesunde Warmblutpferde mittels Videoanalyse aufgezeichnet, während sie ihr Heu aus drei verschiedenen Fütterungspositionen zu sich nahmen: 1) vom Boden aus (Kontrollposition), 2) in einer niedrigen Heunetzposition, bei der der Hals etwa 15 Grad unter der Widerristhöhe gehalten wurde, und 3) in einer hohen Heunetzposition, wobei der Hals ungefähr 15 Grad über der Widerristhöhe gehalten wurde.

Die Auswertung der Videosequenzen zeigte, dass die niedrige Heunetzposition es den Pferden ermöglichte, weitgehend eine Rückenform beizubehalten, die der beim natürlichen Fressen vom Boden aus ähnelte. Der Hals- und Kieferwinkel für beide Heunetzpositionen unterschied sich jedoch – wie vorherzusehen war – klar von denen, die beim Fressen in natürlicher Haltung beobachtet wurden: Bei Pferden, die in natürlicher Position vom Boden aus gefüttert wurden, war der Kieferwinkel signifikant größer und lag im Durchschnitt bei 153,25 Grad. Bei der Fütterung in der niedrigen Heunetzposition wurde der Kieferwinkel deutlich kleiner und lag nur noch bei durchschnittlich 113,12 Grad.

Mehr Informationen zu der Studie finden Sie in der neuen Mein Pferd- Ausgabe.

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