Interview: Julia Schay-Beneke    Foto: Patrick Lux

Als 2013 in Norddeutschland ein schwerer Sturm angekündigt wurde, holte Stephanie Arndt ihr Pferd kurzerhand ins Haus. Mit ungeahnten Folgen: Nasar gefiel es hier so gut, dass er nicht mehr gehen wollte. Heute leben sie zeitweise in Spanien

Mein Pferd: Wie kam es, dass Sie Nasar 2013 bei Sturm in Ihr Haus in Holt (Schleswig-Holstein) geholt haben?

Stephanie Arndt: Es war damals für mich die einzige Lösung, um ihn vor dem Orkan zu schützen. Nasar hat es dann allerdings im Haus so sehr gefallen, dass er, als der Sturm abgeklungen war, nicht mehr gehen wollte. Im Haus hatte er viele Annehmlichkeiten schätzen gelernt, die er fortan nicht mehr missen wollte, z. B. jede Menge Abwechslung und Input. Außerdem habe ich immer das Gefühl, Nasar empfindet einiges als Affront, etwa dass die Katzen und Hunde mit auf das Sofa oder ins Auto dürfen. Er vergisst oft, dass er bei seiner Größe und seinem Gewicht halt nicht mit ins Bett passt, er sieht sich offensichtlich nicht als Pferd.

 Wie bewegt er sich im Haus, und was macht er dort?

Nasar hat sein eigenes Zimmer. Er ist gern im Haus unterwegs – obwohl ich versuche, dies durch einen Radius etwas zu begrenzen, z. B. durch Türenverschließen. Er nimmt ganz normal am Leben teil. Besonders liebt er es, in der Küche dabei zu sein, wenn etwas zubereitet wird. Sobald sich dies dem Ende nähert, eilt er in sein Zimmer, fröhlich vor sich hin wiehernd, nach dem Motto: Gleich wird das Essen serviert!

 Die Medien haben Sie danach sehr häufig besucht. Wie geht Nasar mit der ­Auf­merksamkeit um?

Nasar ist eine absolute Rampensau, er genießt das unheimlich. Das war auch meine Motivation: Dem Pferd gefällt es, und die Menschen erfreut es. Grelles Scheinwerferlicht, Tonangel über seinem Kopf – stört ihn alles nicht, das ist schon sehr bemerkenswert. Ich habe ihn auch nicht für irgendetwas trainiert. Nasar lässt sich ohnehin nicht stumpf etwas antrainieren, er hat seinen eigenen Kopf.

Was machen Sie sonst mit ihm, also Reiten, Longieren, Fahren etc.?

Longieren macht Nasar nicht mit, er geht nicht mehr als eine Runde im Kreis. Ist ihm zu langweilig. Ich war auch mit ihm und dem Sulky auf einer Trabrennbahn. Das fand er eine Runde lang super, danach hat er sich geweigert, die Runde noch einmal zu drehen, nach dem Motto: Nö, da waren wir schon. Nasar darf man nicht mit eintönigen Dingen oder Routinetätigkeiten kommen, das boykottiert er rigo­ros. Nasar geht vor dem Sulky, seit er 1,5 Jahre alt war, weil ich ihn beschäftigen musste. Er wird geritten, seit er 3,5 Jahre war. Wir reiten gemeinsam aus und stimmen uns irgendwie ab, wo wir langreiten. Weil Nasar hier aber überall frei herumläuft, fahre ich manchmal auch Rad, und er begleitet mich frei. Oder wir gehen einfach zusammen mit Hund Aaron und den beiden Katzen Frieda und Carl spazieren.

Sie sind vor knapp zwei Jahren mit Nasar nach Spanien gegangen. Was machen Sie dort, und wie kommt er zurecht?

Wir sind im Oktober 2015 nach Spanien gegangen. Nasar kommt hier wunderbar zurecht. Es regnet fast nie, was er sehr genießt, er hat freien Auslauf auf rund 100 Hektar und kann jederzeit ins Haus rein und raus, wie er will. Volle Freiheit! Ich habe hier eine ökologische Landwirtschaft und produziere Wein, Olivenöl und Mandeln. Die Marke habe ich nach ihm benannt: NASAR.LAND. 

Nasar hat sich vor einiger Zeit verletzt. Wie geht es ihm jetzt?

Die Verletzung war eigentlich nicht mit dem Leben vereinbar. Dank der beherzten Erstversorgung und dem hervorragenden medizinischen Know-how in der Uniklinik Barcelona, mit mehreren Transplantationen, Elektro- und Lasertherapie sowie Krankengymnastik, ist Nasar jetzt nach rund sieben Monaten wieder zu und im Haus und wird auch wieder ganz normal alles machen können. Das ist wirklich ein medizinisches Wunder!

Was haben Sie und Nasar in nächster Zeit vor?

Wir haben sehr viele Anfragen, ob man uns besuchen kann. ­Derzeit plane ich mit einem ­Kieler Reisebüro Reisen ins ­NASAR.LAND. Besucher können dann natürlich Nasar besuchen, aber auch durch die herrliche Naturlandschaft wandern, die ökologische ­Landwirtschaft kennenlernen und an ­Weinproben im Weinkeller ­teilnehmen.

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