Text: Aline Müller Fotos: www.Slwaik.com
Eine gute Erziehung des Pferdes bedeutet nicht, absoluten Gehorsam erzwingen zu wollen. Vielmehr müssen wir uns bemühen, die Bedürfnisse unseres Vierbeiners wirklich kennenzulernen und durch Verständnis, Vertrauen und Fairness eine sichere Basis zu schaffen.
•WIEDERHOLUNG Durch reines Wiederholen einer identischen Situation können Pferde viele Dinge erlernen. „Sie machen dabei die Erfahrung, dass die Antwort immer gleich sein soll“, erklären Andrea und Markus Eschbach. Allerdings biete die Wiederholung wenig Anreiz zur Verbesserung. Die Qualität der Antwort bleibe bestenfalls immer gleich, und es bestünde die Gefahr, dass sich das Pferd langweile. „Beobachten Sie besonders sorgfältig, ob die Reaktion des Pferdes wie gewünscht ausfällt. Durch die unveränderte Anfrage sollten die Antworten eher feiner und prompter werden, dann hat das Wiederholen den gewollten Lerneffekt“, raten unsere Experten.
•GEWÖHNUNG Wiederholtes Konfrontieren mit einem bestimmten Gegenstand oder einer Situation kann zur Gewöhnung führen. „Sich an etwas zu gewöhnen sollte aber unserer Meinung nach niemals ein Abstumpfen im Sinne von ‚nicht mehr darauf reagieren‘ bewirken“, geben Andrea und Markus Eschbach zu bedenken. Vielmehr sollte das Pferd weiterhin sensibel und aufmerksam an seiner Umgebung teilnehmen und lernen, cool zu bleiben sowie den Menschen zu Rate zu ziehen.
•KLASSISCHE KONDITIONIERUNG Die klassische Konditionierung geht zurück auf Iwan Petrowitsch Pawlow und seine Hunde-Versuche: Beim Füttern des Hundes erklang ein Glockenton, und bald floss der Speichel nicht nur beim Anblick des Futters, sondern allein auf das Geräusch der Glocke hin. Ein Beispiel im Umgang mit dem Pferd: Sie tippen Ihren Vierbeiner mit der Gerte am Bauch an, zeigen nach vorne in Gehrichtung und sagen laut: „Schee-ritt!“ Geht Ihr Pferd daraufhin vorwärts, erfolgt ein Lob. So lernt es bald, dass das Stimmkommando „Schee-ritt!“ losgehen bedeutet, auch ohne den unterstützenden Einsatz der Gerte.
•STRAFE (OPERANTE KONDITIONIERUNG) Nicht selten wird eine unerwünschte Handlung oder eine „falsche“ Antwort mit einer Zurechtweisung in Form deutlich erhöhter Energie beantwortet. Das Pferd gehorcht aus Scheu vor diesem verstärkten Druck. Leider geht verstärkter Druck häufig mit Ziehen am Strick oder Zügel, mit einer unnachgiebigen Hand, lautem Schimpfen oder sogar mit Schlägen einher. „Erhöht sich der Druck weiter, löst dies bei einem Fluchttier den Rückzug oder – falls Flucht nicht möglich ist – ein Abwehrverhalten aus“, kritisieren unsere Experten. Ein echtes Lernen sei auf diese Weise sicher nicht möglich.
•LOB (OPERANTE KONDITIONIERUNG) „Lernen durch Lob meint das Ermutigen in dem Augenblick, in dem das Pferd den Ansatz einer erwünschten Antwort gibt“, so Andrea und Markus Eschbach. Durch das pferdeverständliche „Ja!“ haben Sie die besten Chancen, Ihre Botschaft schnell zu übermitteln und dem Pferd Mut und Motivation zu geben, auch eine neue, unbekannte Situation zu verstehen.
…den kompletten Artikel finden Sie in der Mein Pferd-Ausgabe 9/2020.