Text: Nora Dickmann     Foto: imago images/ Rau

Ende der 1990er- und Anfang der 2000er-Jahre waren Inken Johannsens und ihre Stute Brilliante nicht aus der Vielseitigkeitsszene wegzudenken. 2018 starb die Stute im Alter von 31 Jahren

Heute ist Inken Johannsen unter dem beeindruckenden Namen Inken Gräfin von Platen-Hallermund – oder auch „die Pferde-Gräfin“ – bekannt. Die meisten werden sie jedoch unter ihrem Mädchennamen Inken Johannsen im Dreamteam mit ihrer Stute Brilliante kennen, mit der sie, blutjung, 1995 und 1996 zweimal hintereinander Europameisterin der Jungen Reiter wurde.

Inken Johannsen bekam bereits als sechsjähriges Mädchen Reitunterricht und durfte sich schon als Schülerin in der Jungpferdeausbildung und im Beritt üben. Brilliante war das erste Pferd, das sie selbst komplett ausbildete und einritt – als gerade mal 15-jähriges Mädchen.

Selbst gezogen, kam Brilliante 1987 auf dem elterlichen Hof in Ahrenlohe, Schleswig-Holstein, zur Welt. Damals unter dem Namen Rica. Den Schreibfehler in ihrem späteren Namen verdankt sie ihrer Reiterin, die beim Eintragen nicht wusste, dass „brillant“ ohne „i“ hinter dem „l“ geschrieben wird. So erhielt sie ihren Namen, dem sie alle Ehre bereitete. Bei der Stutbucheintragung war der Buchstabe B an der Reihe, und Inken Johannsen wählte den Namen „Brilliante“, da die Mutter „Liebliche“ hieß. Auf ihrer Homepage erzählt Inken, dass sie zum Stutenleistungstest erstmals Lederreitstiefel trug, die sie sich extra für den Tag geliehen hatte. Sie wollte hinter der Profikonkurrenz nicht zurückstehen – und tat es auch definitiv nicht, da Brilliante mit einem fehlerfreien Auftritt beim Freispringen beeindruckte und die Note 10,0 erhielt.

Danach bildete sie ihre Stute weiter aus, der Schwerpunkt lag hier auf Dressur und Springen. Zur Abwechslung nahm sie Brilliante mit zu einem Geländelehrgang am Süseler Baum. Der Knackpunkt hier war das Wasser. Um der Stute die Angst zu nehmen, ging die Reiterin mit ihr zu Fuß durch die Gegend und suchte Pfützen zum Üben.

Mit Erfolg. Im Jahr 1994 nahmen die beiden beim Bundeschampionat teil, waren aber noch etwas unerfahren und belegten den vierten Platz. Ein Jahr später wurden sie allerdings Europameister der Jungen Reiter – obwohl sie auch hier im Vorfeld Probleme an Wasserhindernissen hatten und nur als Ersatzpaar vorgesehen waren. Diesen Erfolg konnten sie ein Jahr später in Wiendorf wiederholen, auch weil sie sich in der Zwischenzeit Unterstützung in der Dressur von Trainerin Caroline Hatlapa aus Österreich geholt hatten. Der zweite Titel war ihnen sicher.

Ab 1997 traten Inken Johannsen und Brilliante für die Senioren an, nur ein Jahr später folgte der erste Titel: Deutsche Meisterin in Luhmühlen. In einem Zug wurden Pferd und Reiter für die Weltmeisterschaft nominiert. Es häuften sich hohe Kaufangebote für das Pferd, aber die Reiterin lehnte sie alle ab. Die Weltreiterspiele in Rom liefen dennoch nicht gut. Der Boden war durch Regen rutschig, und nach einem Sturz schafften sie nur Platz 29. Brilliante hatte anschließend ein Jahr Sportpause. 2000 wurde das Paar Zweiter bei der letzten Olympia-Sichtung auf dem Rodderberg bei Bonn. Damit waren sie das beste deutsche Paar. Allerdings fand Olympia ohne sie statt – sie hatten 1999 nicht die erforderliche Qualifikation für eine Teilnahme in Sydney erritten. Ein Jahr später war Europameisterschaft – Silbermedaille für das Paar!

2018 kam dann die traurige Nachricht: „Brilliante ist gestorben. Es war mit 31 Jahren ja abzusehen, trotzdem hat es mich sehr getroffen, habe ich doch mehr als mein halbes Leben mit ihr verbracht, und viele Jahre davon war sie der Mittelpunkt von allem“, teilte Inken Johannsen mit.

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