Text: Nora Dickmann Foto: imago images/Pressefoto Baumann
Von Julia Krajewski ausgebildet, wurde der Wallach Samourai du Thot Deutscher Meister und gewann den CCI5*-L von Luhmühlen. Doch nun geht „Sam“ vorzeitig in Rente
Der 2006 geborene Selle Français-Wallach von Milor Landais x Flipper d’Elle genoss die Ausbildung der Junioren-Bundestrainerin der Vielseitigkeitsreiter und kann auf eine beeindruckende Karriere zurückblicken. Fünfjährig kam Samourai du Thot in den Stall der Vielseitigkeitsreiterin. Den Durchbruch an die deutsche und internationale Spitze feierten die beiden 2016 mit einem dritten Platz im CCI4* Luhmühlen (heute CCI5*-L).
In seiner ersten Saison, 2011, konnte er sich einige Male in Spring- und Geländepferdeprüfungen platzieren. Diese Saison diente dazu, Erfahrung zu sammeln, ebenso wie 2012. Hier konnte er sich schon in Spring-/Geländepferde-L, VA, VL und CIC* einen vorderen Platz sichern. 2016 nahm er mit seiner Reiterin an den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro teil, wo die beiden mit dem Team die Silbermedaille gewannen, obwohl eine Verweigerung im Gelände auf die Kappe des Reiter-Pferd-Paares ging. Ein Jahr später konnte sie die 5*-Prüfung in Luhmühlen für sich entscheiden. Im gleichen Jahr waren sie bei den Europameisterschaften in Strzegom am Start, wo sie leider einen Vorbeiläufer im Cross hatten und anschließend bei der Dopingprobe eine verbotene Substanz in Sams Körper gefunden wurde. Bei der gefundenen Substanz handelte es sich um eine „Controlled Medication Substance“, nicht um Doping. Die Verwaltungsstrafe der FEI zog eine Geldstrafe in Höhe von 1.500 Schweizer Franken sowie Verwaltungskosten in Höhe von 2.000 Schweizer Franken nach sich, jedoch keine Wettkampfsperre. Das Team verlor dadurch die Silbermedaille. 2018 und 2019 wurden Julia Krajewski und „Sam“ Deutsche Meister. Insgesamt konnten der Wallach und seine Reiterin von insgesamt 56 Prüfungen 18 für sich entscheiden.
Auch wenn oft genug geschmunzelt wurde, dass er nicht der Größte sei und mit seinem schlichten braunen Fell eher unauffällig seiner Wege ging. Aber das intelligente Gesicht und seine erstaunlichen Leistungen im Spitzensport machten immer wieder deutlich: klein, aber oho! In zehn Jahren Partnerschaft hat das Paar beeindruckend viele Highlights erleben können. Seine letzten beiden Prüfungen ging Samourai du Thot im vergangenen Jahr: die CCI4*-S in Arville konnte er gewinnen, genauso wie die CCI4*-L Prüfung in Strzegom. Aber dann kam die schockierende Nachricht, die nicht nur Julia Krajewski erschütterte, sondern gleich die ganze Welt des Vielseitigkeitssportes: Aufgrund einer schlimmen Infektion wurde der Wallach aus dem Sport genommen, um sich in aller Ruhe auskurieren zu können.
Julia Krajewski teilte dann aber mit, dass ihr Top-Pferd nicht mehr auf die große Bühne zurückkehren wird. „Sam“ habe infolge der Infektion sein linkes Auge verloren. „Um sein Leben zu retten, musste sein linkes Auge entfernt werden“, erklärt Julia Krajewski. „Es geht ihm so weit ganz gut, und er ist auch ganz gut drauf. Er hat in dieser schweren Zeit einmal mehr bewiesen, dass er ein Kämpfer ist und nie aufgibt.“ Der nun 15-jährige Wallach wird ab jetzt seine Ruhestand genießen können. „Es ist unglaublich, was dieses kleine Pferd alles geleistet hat. Gerne hätte ich mit ihm noch einige Prüfungen bestritten. Nun werden wir dafür sorgen, dass er ein schönes und würdiges Rentnerleben bekommt, wie er es verdient hat“, teilte die Junioren-Trainerin auf ihren sozialen Medien mit. Und eins ist sicher: Nicht nur der Vielseitigkeitsreiterin Julia Krajewski wird ihr Top-Pferd fehlen. Auch der gesamte Spitzensport wird sich gerne an das intelligente Gesicht des kleinen braunen Wallachs erinnern, der mit seiner blonden Reiterin unzählige Male durch den Busch flog!
Mach’s gut, Sam, genieß deine Rente!
