Text: Nora Dickmann       Foto: imago images/ Enno Friedrich

Der schüchterne Wallach mit dem ausdrucksstarken Kopf, der nur unter seiner Reiterin Meredith Michaels-Beerbaum zu Höchstleistungen lief, ist im Alter von 30 Jahren gestorben

Geboren im Jahr 1993 bei Uwe Dreesmann in Firrel und zunächst mit dem Namen Struwwelpeter versehen, war „Petey“, so sein späterer Spitzname, von Anfang an ein absoluter Publikumsliebling. Sobald er in den Parcours kam, ließ man ihm alles durchgehen, auch wenn er als nervöses, höchst sensibles und schüchternes Pferd galt. Kleinste Veränderungen brachten ihn aus der Ruhe.

Unter Carsten Raschen nahm Shutterfly 1997 sein erstes A-Springen, sechsjährig und M-siegreich wechselte er dann zu Meredith Michaels-Beerbaum. Diese hatte das Paar auf dem Oldenburger Landesturnier in Rastede gesehen. Aus Struwwelpeter wurde Shutterfly – schließlich musste die gebürtige US-Amerikanerin den Namen ihres zukünftigen Siegerpferdes aussprechen können.

Am liebsten hatte Shutterfly einen geregelten Tagesablauf, immer die gleiche Box, dieselben vertrauten Menschen und dasselbe Spielzeug. Ohne Meredith Michaels-Beerbaum lief nichts – die beiden verband eine Liebe fürs Leben. Das zeigte der sensible Wallach auch bei den Weltmeisterspielen 2006: Alle vier Jahre fand hier noch der Pferdewechsel statt. Zwei Reiter versuchten ihr Glück auf Shutterfly, wie er seit 1999 hieß. Vergeblich. Er drehte durch, stieg, schwitzte und versuchte, seine Reiter abzuwerfen. Selbst das Umsatteln war nur mit Ach und Krach zu schaffen. Am Ende gewann Meredith Michaels-Beerbaum auf „Petey“ die Bronzemedaille in der Einzelwertung. Sie blieb auf allen Pferden der Konkurrenz ohne Fehler, nur mit dem sensiblen Shutterfly gab es einen Abwurf. Auch im Team hatte es für Deutschland Platz drei gegeben. Danach war er so verstört, dass sogar Meredith Michaels-Beerbaum monatelang brauchte, um sein Vertrauen zurückzugewinnen.

Das aber mit Erfolg: Shutterfly zählt zu den erfolgreichsten Springpferden der 2000er. Er hat mehr als 3,5 Millionen Euro Preisgeld in seiner Karriere gewonnen. Dreimal war er mit der US-Amerikanerin im Weltcupfinale nicht zu schlagen. 2005, 2008 und 2009 ließen sie die gesamte Konkurrenz hinter sich.

2008 erreichte das Traumpaar den undankbaren vierten Platz bei den Olympischen Spielen in Hongkong. Im Jahr davor siegten sie bei den Europameisterschaften in Mannheim – der einzige Championatstitel für Meredith Michaels-Beerbaum. In der Mannschaftswertung gab es die Silbermedaille. Mehrfach waren sie auch im Stechen des Großen Preises von Aachen, 2005 triumphierten sie dort in der Soers im Großen Preis am Sonntag. Für diesen Sieg gab es damals 76.000 Euro Gewinngeld.

Auf diesem heiligen Rasen gab Shutterfly auch sein letztes Springen. Am 12. Juli 2011 hieß es, „spontan“ Abschied zu nehmen von dem sensiblen Wallach. Wie es sich für einen Champion gehört, verließ er den Preis von Europa mit einem Sieg. Seine sportliche Karriere war vorbei.

Seitdem lebte „Petey“ auf der Anlage seiner Reiterin Meredith Michaels-Beerbaum und ihres Mannes Markus. Kurz nach seinem 30. Geburtstag, am 14. Januar 2023, verstarb der Braune. Meredith Michaels-Beerbaum nahm auf Instragram Abschied von ihrem Pferd: „Wir werden den so freundlichen und warmherzigen Petey vermissen, der seine Nase vorsichtig in den Kinderwagen steckte und meine Tochter Brianne wenige Tage nach ihrer Geburt zärtlich mit den Nüstern begrüßte. Ich bin mir sicher, dass sie dieser sanften Berührung die leidenschaftliche Liebe für Pferde verdankt. Du warst der großartigste Partner, den man haben kann.“

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