Text: Nora Dickmann Foto: imago images/ Sven Simon
Er war das berühmteste Springpferd seiner Zeit und holte seinen Reiter Eric Lamaze aus einer persönlichen Krise. Das Leben des Hengstes endete auf dramatische Weise
Geboren wurde das Springpferd im Jahr 1996 im niederländischen Maren-Kessel bei seinem Züchter Jan van Schijndel. Bereits mit vier Jahren wurde „Opel“, wie Hickstead damals noch hieß, an Rinus de Jong verkauft. Hier blieb er, bis er zwei Jahre alt war, und wechselte dann zu Conny van Stokkum, die ihn auf die Körung des Niederländischen Reitpferde- und Ponystammbuchs vorbereitete. In Zuge dessen musste auch sein Name geändert werden. Denn als gekörter Hengst musste sein Name mit dem ersten Buchstaben des Namens des Vaters beginnen. Seine Eigner waren Fans des Turniers der gleichnamigen Turnieranlage, deswegen wurde der Name „Hickstead“ gewählt und eingetragen.
In den ersten Jahren als Zuchthengst deckte der Hengst rund 40 Stuten pro Jahr, bis er sechsjährig an den Sponsor von Gerard Franssen verkauft wurde. Dessen Sohn ritt Hickstead in Prüfungen bis zu einer Höhe von 1,35 Metern. Interessenten waren genug da, der Verkauf scheiterte aber immer wieder an der Größe des Hengstes.
Der kanadische Springreiter Eric Lamaze begegnete dem Hengst erstmalig im belgischen Wolvertem, als er auf der Suche nach neuen Pferden war. Auch er hielt Hickstead zunächst für zu klein und den für ihn verlangten Kaufpreis für zu hoch. Allerdings blieb seine weitere Pferdesuche erfolglos, sodass er den KWPN-Hengst dann doch erwarb. Schnell stellte sich heraus, dass Hickstead ein gutes Springpferd war. Die ersten Siege des Paares folgten im Frühjahr 2005.
Ab da ging die Karriere steil bergauf – von Reiter und Pferd. Sie wurden zum kanadischen Erfolgsduo: erste Nationenpreisteilnahmen, der dritte Platz im Großen Preis von Aachen oder der Sieg im CN International Grand Prix im Rahmen der Spruce Meadows Masters in Calgary.
2007 nahmen die beiden erstmalig an einem internationalen Championat, den Panamerikanischen Spielen, teil. Hier erzielten die beiden den Silberrang mit der Mannschaft und gewannen Bronze in der Einzelwertung. Das war ein Wink für die Olympischen Spiele 2008. Hier sicherten sie sich Silber mit der Mannschaft und olympisches Einzelgold. In den nächsten Jahren folgten etliche Platzierungen und Siege bis auf CSI 5*-Niveau. 2010 gewannen die beiden den Großen Preis von Aachen, obwohl sich Hickstead während des ersten Umlaufes den Fuß brach. Einige Monate später erreichte das Paar bei den Weltreiterspielen Rang fünf der Mannschaftswertung sowie den Bronzerang in der Einzelwertung. Beim Weltcupfinale 2011 in Leipzig wurden sie Zweite.
Nach dem Sieg im CN International Grand Prix in Calgary genoss Hickstead eine Turnierpause und wurde im November 2011 nach Europa gebracht. In Verona nahm er erstmals wieder an einem CSI 5*-Weltcupturnier teil. Dieses Turnier sollte das letzte von Hickstead sein, denn er brach nach dem ersten Umlauf unter seinem Reiter zusammen. Schreckliche Bilder eines strampelnden und ums Leben kämpfenden Pferdes machten die Runde. Das Pferd starb kurz darauf. Das Turnier wurde abgebrochen und der Tod untersucht. Die Ursache für diesen schrecklichen Tod: ein Aorten-Abriss. Bei einer Pressekonferenz in Toronto sagte der immer noch schwer erschütterte Reiter: „Er war das beste Pferd in der Geschichte, und vielleicht wird es nie wieder einen wie ihn geben. Hickstead hat meine Karriere und mein Leben verändert. Er hat mir alles bedeutet!“