Text: Nora Dickmann Foto: imago images/ Stefan Lafrentz
All In, liebevoll „Allan“ genannt, lebte im Offenstall, verhalf seinem Reiter Peder Fredricson zum Durchbruch im internationalen Springsport und war das erste Pferd, das zwei Einzel-Medaillen bei Olympischen Spielen gewinnen konnte
Der schwedisch gezogene H&M All In kam im Jahr 2006 bei seinem Züchter Bas Huybrets in den Niederlanden zur Welt. Er ist ein Sohn Kashmirs van Schuttershof aus der Andiamo-Tochter Fortune. Nach seiner Ausbildung bei Nicola Philippaerts, mit dem er 2013 siebenjährig Vierter bei der Weltmeisterschaft der jungen Springpferde geworden war, wurde er noch im selben Jahr an die Stuteri Arch und Charlotte Söderström verkauft und kam zu Peder Fredricson. Dieser startete seine Karriere übrigens als Springreiter, gewann Badminton und ritt zweimal für Schweden bei Olympia, bevor er sich komplett dem Springsport widmete.
Peder Fredricson hat seinen Durchbruch im Springsport dem eher kleinen All In zu verdanken. Im Februar 2015 siegte das Paar in der Göteborg Trophy. Bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro gewinnt All In, Spitzname „Allan“ mit Peder Fredricson Einzel-Silber.
Im Jahr darauf gab es für die beiden den Europameistertitel in der Einzelwertung. Bei der Weltmeisterschaft in Tryon wurden die Schweden Zweiter, Fredricson ritt damals ein anderes Pferd. Bei den Europameisterschaften in Rotterdam saß er aber wieder im Sattel von „Allan“ und erreichte Rang sieben.
Bei den Olympischen Spielen in Tokio lieferte das Paar allerdings Höchstleistungen und erstaunte damit die ganze Welt. Für diese Spiele galt: Mannschaftsentscheidung erst nach dem Einzelfinale – das wurde viel kritisiert. Die Schweden zogen ihre Runden, All In und Fredricson hatten Silber schon in der Tasche. Am Ende zog die schwedische Mannschaft gegen die USA ins Stechen – beide Mannschaften hatten acht Fehler, so mussten alle Reiter ins Stechen. Als nach jeweils zwei Mannschaftsreitern immer noch keine Entscheidung gefällt war, mussten die Schlussreiter es richten. Peder Fredricson und All In gingen für Schweden gegen McLain Ward und Contagious ins Rennen. Dieser legte eine beeindruckende Runde hin, wahnsinnig schnell. Aber Peder Fredricson und All In konnten mehr! Sie verschenkten keinen Millimeter, weder über den Hindernissen noch in den Wendungen. Auch bei dem 1,60 Meter hohen und breiten Oxer gab es kein Halten mehr. Da war sie, die Goldmedaille für Schwedens Mannschaft.
Seine letzte Medaille holte der Wallach bei der Weltmeisterschaft 2022 in Herning: Gold in der Mannschaftswertung. Bei der Göteborg Horse Show Ende Februar 2023 wurde das Springpferd dann im Rahmen einer feierlichen Zeremonie aus dem Sport verabschiedet. Im Vorfeld der Verabschiedung sagte Peder Fredricson: „Ich werde es vermissen, einen Sprung mit ihm anzureiten, seine Kraft, wenn er springt, die Intelligenz, die er in seinem Sprung hat. Ich werde es vermissen, ein solches Pferd für den Turniereinsatz zu haben, natürlich. Aber das ist auch der Grund, warum ich ihn jetzt verabschiede – ich möchte ihn wirklich in Bestform in Erinnerung behalten. Ich möchte mich an dieses Gefühl erinnern, das ich vermissen werde, und ich möchte, dass alle ihn genau so in Erinnerung behalten. Ich bin sehr glücklich, dass er diese zehn Jahre hatte und dass er auf dem Höhepunkt abtreten kann und hier in Göteborg gewürdigt wird.“