Text: Nora Dickmann    Foto: imago images/ Mary Evans

In den 1930er-Jahren war er das bekannteste und beste Rennpferd – und das, obwohl er einst ein Außenseiter war. Seabiscuit wurde der Liebling der Fangemeinde und bekam postpartum sogar einen Film

Im Jahr 1933 wurde ein Hengstfohlen des Hengstes Hard Tack und der Stute Swing on geboren. Dass er einmal das beste Rennpferd seiner Zeit werden würde, ahnte keiner, denn Seabiscuit fiel nicht etwa durch seine überragenden Leistungen auf der Rennbahn auf, sondern durch seine faule und verfressene Art.

Auch sein Exterieur war nicht das, was man sich von dem Enkel des legendären Rennpferdes Man O’ War versprach. Seabiscuit war verhältnismäßig klein, leicht krummbeinig und zunächst sehr gemütlich unterwegs. Die mäßigen Erfolge der ersten Rennen waren also nicht verwunderlich. Er wurde aufgrund seiner Leistung verkauft – an den Autohändler Charles Howard. Dieser wollte in das Renngeschäft einsteigen und erwarb den dreijährigen Hengst 1936 für wenig Geld. Damit legte er den Grundstein für die Karriere des braunen Hengstes. Dem neuen Besitzer gelang es, ein Dreamteam zusammenzustellen. Dieses bestand aus dem Hengst Seabiscuit, dem Trainer Tom Smith und dem Jockey Red Pollard. Diese machten in kurzer Zeit aus dem langsamen Rennpferd einen Champion mit einem ganz eigenen, charakteristischen Rennstil: Denn das englische Vollblut startete immer eher langsam aus der Startbox, kämpfte sich dann aber im Laufe des Rennens durch das Feld nach vorne. Vor der Ziellinie ließ er seine Konkurrenz meist mit mehreren Längen Vorsprung hinter sich.

Mit seinem Kampfgeist beeindruckte er die Menschen. Auch in der wirtschaftlich schwierigen Lage der 1930er-Jahre machte Seabiscuit Hoffnung. Kein Wunder also, dass er schnell zum Publikumsliebling avancierte: So wurde das Rennpferd zum Symbol für die Verwirklichung des amerikanischen Traums in der Zeit der Wirtschaftskrise.

Das „Rennen des Jahrhunderts“, welches zwischen Seabiscuit und dem bis dato unbesiegten War Admiral – ebenfalls ein Enkel von Man O’ War – fand am 1. November 1938 statt. War Admiral, der Oststaatenchampion, galt als Favorit. Er musste sich Seabiscuit jedoch nach einem spannungsgeladenen Rennen mit vier Längen geschlagen geben. Der Sieger Seabiscuit wurde daraufhin zum „Rennpferd des Jahres“ ernannt.

Nach diesem sensationellen Erfolg folgten schwere Zeiten für Seabiscuit, der sich beim Santa-Anita-Rennen die Sehne am linken Vorderbein verletzte, und seinem Jockey Red Pollard. Dieser verletzte sich zweimal schwer bei Reitunfällen mit anderen Pferden. Bei beiden stand die Chance auf eine Rückkehr auf die Rennbahn sehr schlecht. Aber sie kämpften sich gemeinsam humpelnd und lahmend zurück ins Leben – und konnten im dritten Anlauf das Santa-Anita-Handicap im Jahr 1940 endlich für sich entscheiden. Am 10. April 1940 wurde der Vollbluthengst dann aus dem Sport genommen und lebte danach als Zuchthengst auf der Farm von Charles Howard. Der schon immer sehr verfressene Hengst starb nach sieben Jahren an Übergewicht und Herzversagen.

Mit 437.730 US-Dollar an gewonnenen Preisgeldern war Seabiscuit das erfolgreichste Rennpferd der 1930er-Jahre. Im Santa-Anita-Park erinnert eine lebensgroße Bronzestatue an ihn. Er wird nicht zuletzt durch das Buch „Seabiscuit: An American Legend“ von Laura Hillenbrand und dem darauf basierenden Film „Seabiscuit – Mit dem Willen zum Erfolg“ für immer unvergessen bleiben.

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