Text: Kerstin Börß Foto: Getty Images
Vor 50 Jahren starb Arkle, der in den 1960er-Jahren das Renngeschehen in Großbritannien dominierte. Doch noch heute ist der Wallach in Umfragen das beliebteste Rennpferd der Briten.
Arkles Konkurrent, das Rennpferd Mill House, führte im Jahr 1965 das Feld beim prestigeträchtigen Gallaher Gold Cup an. Doch vor den letzten Hindernissen des Steeplechase-Rennens zog Arkle plötzlich das Tempo an. Menschen, die Arkles Manöver auf den Zuschauerrängen verfolgt hatten, sprachen später davon, dass der Wallach dabei keinesfalls angestrengt gewirkt habe und von Jockey Pat Taaffee kein sichtbarer Druck ausgegangen sei. Es wirkte vielmehr so, als hätte Arkle ganz genau gewusst, wie lang die Strecke ist und wann es sich lohnt, den Turbo anzuwerfen. Im Ziel hatte das irische Rennpferd etwa zwanzig Pferdelängen Vorsprung vor den nachkommenden Pferden. Nebenbei konnte Arkle die bisherige Rekordzeit des Rennens um 17 Sekunden unterbieten. „So einen Tag gab es noch nie, und niemand, der dabei war, wird diesen Tag je vergessen“, war in den Sportrubriken am nächsten Tag zu lesen.
Arkles phänomenaler Schlusssprint beim Gallaher Gold Cup vor den Toren Londons gehört zu den absoluten Karriere-Highlights des 1957 in Irland geborenen Pferdes, doch es war bei Weitem nicht sein einziges herausragendes Rennen. Das Englische Vollblut war bei den Steeplechase-Wettbewerben – den in Großbritannien bis heute sehr beliebten und von Tierschützern oft kritisierten Hindernisrennen – in den 1960er-Jahren kaum zu schlagen. Allein zwischen November 1962 und Dezember 1966 siegte er bei 22 von 26 Rennen.
Die meisten seiner Siege erkämpfte sich Arkle zudem unter erschwerten Bedingungen. Um die Spannung des Wettkampfs zu erhöhen, musste der Wallach regelmäßig mit zusätzlichen Gewichten starten. Meistens bekam er sogar noch zwei oder drei Steine mehr aufgehalst als seine direkten Konkurrenten, die ebenfalls erfolgreiche Pferde waren. Aber egal wie viel Gewicht das Pferd auch schultern musste, meistens galoppierte es doch allen davon.
Das machte ihn zum Liebling der Briten. Besonders durch die Fernseh-Live-Übertragungen der Rennen wurde das Pferd regelrecht zum Superstar. Die Zeitung „The Guardian“ verglich Arkles Popularität mit der von Jackie Kennedy und den Beatles. „Er ist nachdrücklich der Beste. Und darüber hinaus sieht er am besten aus. Er sieht sogar so aus, als wüsste er, dass er der Beste ist“, schrieb zu Arkles Lebzeiten ein Journalist von „The Irish Times“.
Auch sein Kosename „Himself“ („Er selbst“) war entsprechend majestätisch. Und wie es sich für solch eine Berühmtheit gehörte, erhielt Arkle auch zahlreiche Fanpost. An manchen Tagen kamen die an „Himself“ oder „The Champion“ adressierten Briefe in Säcken am Stall in Irland an. Immer wieder waren auch Geschenke für Arkle dabei: Karotten, Zuckerstücke oder eine Flasche Guiness. Das typisch irische Bier war laut vieler Anekdoten Arkles Lieblingsgetränk. Gemischt mit Hafer und Eiern, soll das Bier ein wichtiger Bestandteil seines täglichen Speiseplans gewesen sein.
Besonders die stolzen Iren waren 1966 überzeugt davon, dass noch eine lange Karriere vor ihrem Pferd liegen würde. Doch es kam zu einem tragischen Ende. Im Dezember 1966 stand das King George VI Chase im Kempton Park an. Als Arkle über den Graben sprang, schlug er mit einem Huf gegen die Schutzplanke und verletzte sich dabei schwer. Trotzdem lief er noch bis ins Ziel und wurde Zweiter. Das sollte sein letztes Rennen gewesen sein. Auch wenn sich seine Besitzerin, Anne Duchess of Westminster, um seine Genesung bemühte und Fans in Briefen gute Besserung wünschten, war Arkles Rennzeit vorbei. Leider war auch seine Zeit als Rentner nur von kurzer Dauer. Schon 1970 musste dem zu dem Zeitpunkt 13 Jahre jungen Pferd wegen einer Krankheit der Gnadenschuss gegeben werden.
Heute, 50 Jahre später, wird Arkle bei Umfragen immer noch zum beliebtesten Rennpferd Großbritanniens gewählt. Sein Skelett ist im Pferde-Museum im staatlichen Gestüt „Irish National Stud“ ausgestellt. Im irischen County Meath, wo das Pferd 1957 geboren wurde, erinnert seit 2014 außerdem eine Statue an Arkle.