Text: Nora Dickmann Foto: imago images/ Sven Simon
Mit Heike Kemmer wurde der Fuchs weltberühmt, nahm an Olympischen Spielen sowie Welt- und Europameisterschaften teil. Mit 30 Jahren musste der Star nun eingeschläfert werden
Im Jahr 1993 kam ein Fuchshengst aus einer Consul-Akzent-II-Tochter Cattleya und Bon Bonaparte bei Monica Jakob-Goldeck zur Welt. Heike Kemmers Vater, Joachim Kemmer, zeigte Interesse, vielleicht auch weil in dritter Generation Akzent II stand – ein Hengst, der aus Kemmers Zucht stammte.
Bonaparte wurde als Absetzer gekauft und wuchs bei den Kemmers auf. Auf dem Amselhof wurde er behutsam von Heike Kemmer, die sich direkt in den Fuchs verliebte, ausgebildet. Sie erkannte sein Talent schnell. Er war stets motiviert und lernte schnell – auch die schweren Lektionen. Beim Nürnberger Burg-Pokal wurde klar, dass er gerne zeigt, was er kann, und ins Viereck gehörte. Er genoss die Aufmerksamkeit und den Applaus. Viele Jahre waren Heike Kemmer und ihr Bonaparte verlässliche Mitglieder in deutschen Championatsmannschaften, wenn es darum ging, Titel zu gewinnen und das Können der deutschen Dressurreiter zu zeigen.
Und das mit Erfolg: Das Paar erlangte 50 Siege in Klasse S, viele davon auf Grand-Prix-Niveau. Zweimal nahm es an den Olympischen Spielen teil, gewann Mannschaftsgold 2004 in Athen und 2008 in Hongkong. In Hongkong gab es dazu noch die Bronzemedaille in der Einzelwertung. Bei den Weltmeisterspielen 2006 in Deutschland siegten Heike Kemmer und ihr „Boni“ mit der deutschen Mannschaft in Aachen. Auch zu den deutschen Mannschaftsgoldmedaillen der Europameisterschaften 2003 und 2005 trug Bonaparte seinen Teil bei.
Im Jahr 2011 wurde der Star des Dressurvierecks dann aus dem offiziellen Turniersport verabschiedet. In Hannover ritt Heike Kemmer nochmals ihre Olympia-Kür von Hongkong. Während seiner Rente wurde er noch regelmäßig geritten, ging danach aber nur noch mit seiner Freundin Betty gemeinsam auf die Weide. Nun musste der 30-jährige Hengst eingeschläfert werden. Er hatte sich beim Aufstehen so verletzte, dass er erlöst werden musste.
Auf Instagram verabschiedete sich seine Reiterin mit rührenden Worten von ihrem Once-in-a-lifetime-Horse: „Ach, mein Bo, du fehlst mir, du fehlst uns und auch deiner Weidepartnerin Betty jeden Tag. Es ist so traurig, dass du mich nicht mehr anblubberst und nach Möhren fragst, du nicht mehr nach Betty rufst, um sie zum Weidegang zu bitten, und dass deine Wiese leer ist, wenn man vorbeireitet. Dein fröhliches Kopfnicken mit der Bitte um zärtliche Streicheleinheiten, besonders ums Auge herum, fehlen. Du fehlst! Du bist nicht nur mein Olympiasieger, sondern auch mein Herzenspferd, und wir durften gemeinsam durch 30 tolle Jahre gehen.“