Text: Nora Dickmann Foto: imago images/ Eibner
Mit Fabienne Müller-Lütkemeier war D’Agostino zehn Jahre lang ein Dream-Team und erreichte alles, was sich ein Dressurpferd nur wünschen kann. Mit 18 Jahren wurde er in den Ruhestand verabschiedet
Auf ihrer Homepage beschreibt die Dressurreiterin „ihren Daggi“ mit rührenden Worten: „Rein ins Viereck, Öhrchen spitzen, und los geht’s – das ist Daggi.“ Weiter im Text heißt es: „Bei mir und Daggi war es Liebe auf den ersten Blick!“
2008 probierte Fabienne Müller-Lütkemeier den Hannoveraner-Wallach, der aufgrund einer Erkrankung seines Besitzers Martin Waldvogel ein neues Zuhause suchte. Dieser wollte aus gesundheitlichen Gründen auswandern. Schon beim Proberitt war sie sich dann sicher: „Der ist es!“ Und sie musste es wissen, schließlich kommt sie aus einer Reiterfamilie: Ihre Mutter Gina Capellmann-Lütkemeier war in den 1980er-Jahren in der Dressur erfolgreich, ihr Vater ist der ehemalige Springreiter Friedrich Wilhelm Lütkemeier, ihre Tante die Dressurreiterin Nadine Capellmann und ihr Großvater der Reitsportfunktionär Kurt Capellmann.
Und Fabienne Müller-Lütkemeier behielt Recht: Nur acht Monate nach dem Kauf war sie bereits mit D’Agostino im EM-Team der Jungen Reiter und schaffte auf Anhieb drei Medaillen: zweimal Silber und einmal Gold in der Kür. 2010 steigerte sich das Paar noch: In Kronberg im Taunus erreichten sie dreimal den ersten Platz, ebenfalls noch bei den Jungen Reitern. Ab da ging es zwei Jahre lang steil nach oben, bis sie 2012 in den A-Kader der Dressurreiter berufen wurden.
In London waren sie nur als Ersatzteilnehmer vorgesehen und sprangen dann ein, als Monica Theodorescus Pferd Whisper kurzfristig aufgrund einer Erkältung ausfiel.
Von nun an jagte ein Erfolg den nächsten. 2013 errangen sie bei den Deutschen Meisterschaften in Balve den dritten Platz in der Kür und bei der EM in Herning Mannschaftsgold. Ein Jahr später waren sie mit der Mannschaft auch Weltmeister. Den Start beim Weltcup-Finale im März 2017 in Ohama (USA), für den sie sich sicher qualifiziert hatten, sagte sie aus Rücksicht auf D’Agostino ab. 2018 wurde der Wallach dann in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet und genießt seitdem seine Rente auf der Weide. Ab und zu wird er noch zu Hause geritten.
D’Agostino galt immer als Pferd mit positiver Ausstrahlung. Stets waren die Ohren nach vorn gerichtet, vor allem in den Lektionen, die ihm lagen: Seine Stärken zeigte er definitiv in denjenigen Lektionen, in denen es nach vorne ging. Mit Piaffen tat er sich dagegen immer etwas schwer, auch wenn er immer alles gab für seine Reiterin.
Nach all der Zeit könne sie mit ihm aber immer noch kleine Stellschrauben verfeinern und an Details feilen, schreibt Fabienne Müller-Lütkemeier auf ihrer Homepage. Die Partnerschaft der beiden war stets durch den wachsamen Blick für das Wohlergehen des Tieres geprägt. Im Gegenzug gab der Wallach alles für die Dressurreiterin.