Text: Inga Dora Schwarzer            Foto: Jürgen Tap

Weil er den klassischen Ausbildungswegen aufgrund seines Handicaps nicht folgen konnte, hat Timo Ameruoso seine eigene Trainingsmethode entwickelt. Er arbeitet interdisziplinär und nutzt für die Pferdeausbildung Erkenntnisse aus der Psychotherapie, der Sportwissenschaft sowie der Hirn- und Lernforschung

Haben Sie Angst vor Spinnen? Damit sind Sie nicht allein. Die Arachnophobie ist die weltweit am meisten verbreitete spezifische Phobie. Betroffene reagieren beim Anblick oder allein beim Gedanken an die kleinen Krabbeltiere panisch. Die Ursachen dafür sind unterschiedlich. So kann u.a. die Fortbewegungsweise Angst auslösen: Spinnen machen keine Geräusche, bewegen sich sehr schnell und vor allem unvorhersehbar. Sie können auch auf Menschen klettern. Ein gruseliger Gedanke für Spinnenphobiker. Doch was hat die Arachnophobie mit Pferden zu tun? Sehr viel.

Denn hat ein Pferd Angst, ist es üblich, es mittels Konditionierung oder Desensibilisierung an einen angstauslösenden Gegenstand zu gewöhnen. Dabei wird es immer wieder dem Angstobjekt ausgesetzt. Was würde passieren, wenn jemand genau dasselbe mit Ihnen machen würde – Sie also immer wieder mit einer Spinne konfrontierte? Würde dieses Vorgehen Ihre Angst nehmen? Nein. Dafür wären Ansätze aus der Psychotherapie viel hilfreicher. Bei den Tieren ist es ähnlich.

Ursache oder Symptom?

„Die Ursache ihrer Angst wird oft nicht bekämpft, sondern lediglich das Symptom“, sagt Timo Ameruoso. Der Pferdetrainer aus dem hessischen Stockstadt am Rhein macht es anders und hat seine ganz eigene Trainingsmethode entwickelt, die auf wissenschaftlichen Erkenntnissen und der Natur des Pferdes basiert. Aber beginnen wir von vorn.

Timo Ameruoso, der mit 16 Jahren vor einer Profikarriere als Springreiter stand, sitzt seit dem Jahr 1995 im Rollstuhl. Er brach sich bei einem Sturz mit seiner Vespa einen Wirbel und ist seitdem ab dem achten Brustwirbel querschnittsgelähmt. Sieben Monate verbrachte er im Krankenhaus und kämpfte sich gegen ärztlichen Rat innerhalb von knapp zwei Jahren wieder zurück in den Sattel. Doch all die Hilfen, mit denen er, wie auch die meisten anderen, das Reiten gelernt hat (z.B. Schenkeldruck und Gewichtsverlagerung) standen ihm nicht mehr zur Verfügung. „Wenn ich weiterreiten und dabei nicht sterben wollte, musste ich einen neuen Weg gehen und zu einem neuen Verständnis des Pferdes kommen, seine Reaktionsweisen erkennen und diese vorhersehen. So habe ich erste neue Ideen, u.a. von Pat Parelli, Monty Roberts und Gawany Pony Boy, erhalten. Weil ich einfach alles anders gemacht habe als vor dem Unfall, konnte ich mein Springpferd mit einem Stockmaß von 1,76 Metern jetzt viel besser reiten“, erzählt er.

Vier Jahre später dann der zweite Schicksalsschlag. Ameruoso stürzte von seinem Pferd Pascal, fiel für zehn Tage ins Koma. Es folgten zwei Herzstillstände und ein Atemstillstand. Wieder überlebte er nur knapp. Doch ab diesem Zeitpunkt, sagt er, ging sein Leben den Bach herunter. „So erschreckend das Ganze auch war: Später gab es Zeiten, in denen ich mich manchmal sogar ins Koma zurückgesehnt habe, weil mir dieser Schwebezustand im Rückblick als friedliche Zeit erschien. Es herrschte eine große Ruhe, es gab keine Hektik mehr, keine Aufgaben, die man erfüllen musste, kein behindertes Leben, das es zu bewältigen galt. Ich musste aufpassen, mich den Verlockungen dieser großen Ruhe nicht zu ergeben. Und die Gefahr war groß, denn es folgten lange Jahre der Anstrengung und des Abstiegs“, schreibt er in seinem Buch „Zum Aufgeben ist es zu spät!“. Es dauerte über ein Jahrzehnt, bis er einen Ausweg aus dem Tal der Depressionen fand.

Die komplette Reportage finden Sie in der Mein Pferd April-Ausgabe.

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