Text: Lea Blumenthal Foto: Adobe Stock
Ein guter Vorsatz hat im Leben von Lea Blumenthal etwa die Halbwertszeit einer Packung Kinderschokolade. Deshalb macht sie jetzt Schluss mit der Selbstoptimierung. Ein Hoch auf die Bequemlichkeit!
Es gibt Menschen, die springen aus dem Bett wie Brotscheiben aus dem Toaster. Ich bin eher das Brötchen, das mit der beschmierten Seite nach unten fällt. Und liegen bleibt.
Der erste Tag meines neuen Lebens fühlt sich erst mal beschissen an. Ich bin gestern nämlich auf die glorreiche Idee gekommen, gleich an meinen liebsten Gewohnheiten herumzudoktern. Als ich wieder einmal länger als nötig durch Instagram gescrollt bin, habe ich gelesen, dass erfolgreiche Menschen den Tag bereits um vier Uhr dreißig starten. Mit erfolgreichen Menschen meine ich Leute wie Claus Hipp oder den CEO von Apple, Tim Cook, also Personen, die es allem Anschein nach zu etwas gebracht haben. Die Studie eines Matratzenherstellers aus den USA konnte die steile These zu meinem Leidwesen sogar belegen. Sie fand heraus, dass Menschen, die bereits um vier Uhr morgens aufstehen, von allen Befragten am produktivsten sind. Und (das macht mich richtig fertig!) auch über das höchste Gehalt verfügen. Es scheint also einen signifikanten Zusammenhang zwischen frühem Aufstehen und der Einkommensklasse zu geben. Tja. Das hab ich jetzt also davon, dass ich meine Zeit in den sozialen Medien vergeude. Denn aus einem Grund, den ich heute, mit tiefen Augenringen, nicht mehr nachvollziehen kann, habe ich gestern gedacht, dass es eine gute Idee sei, ebenfalls dem Vier- Uhr-dreißig-Club beizutreten – um gleich alle Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. „Vielleicht liegt meine Faulheit ja nur an der Aufstehzeit?“, habe ich gedacht. Möglicherweise werde ich in Summe motivierter und durchsetzungsstärker, wenn ich mich einfach viel früher aus dem Bett quäle.
Loser durch zu viel Schlaf
Vermutlich hat mich folgende Information zu meinem wahnsinnigen Handeln verleitet: nämlich, dass mich meine Schlafzeiten statistisch betrachtet zum Loser machen. Die Studie, von der ich bereits sprach, ergab auch, dass von den Spätaufstehern gerade einmal 36 Prozent das schaffen, was sie sich für den Tag vorgenommen hatten. Unter den Frühaufstehern waren es 71 Prozent. Knapp das Doppelte. Zuerst bin ich geschockt gewesen, dann habe ich in einem Anflug von Wahnsinn gedacht, dass ich es auf einen Versuch ja mal ankommen lassen könnte. Der Einfall ist leider nur so lange gut gewesen, bis der Wecker das erste Mal geklingelt hat. Mitten in der Nacht. Es scheint fast überflüssig zu erwähnen, dass ich von Natur aus nicht zu den Lerchen gehöre – aber eine Eule bin ich auch nicht. Eher so ein Koala, der es auf bis zu 22 Stunden Schlaf pro Tag bringt. Ich empfinde Aufstehen als Körperverletzung, und damit meine ich alles vor neun Uhr. Der frühe Vogel kann mich nicht nur gernhaben, er bekommt von mir aus auch den Wurm, wenn er dafür Kaffee aufsetzt. Ich verrate nicht zu viel, wenn ich sage: Es wird bei einem Versuch bleiben. Als mein Wecker nämlich heute früh um vier Uhr dreißig geklingelt hat, hat mir Boris erst mal ein Kissen ins Gesicht geschlagen. Ich habe geblinzelt, mich umgesehen, keinen Wurm entdeckt und bin erschöpft zurück ins Kissen gesunken. Und habe auf Snooze gedrückt.
Den kompletten Text finden Sie in der Mein Pferd Spezial-Ausgabe.