Eine chinesische Typbestimmung kann dem Reiter helfen, sein Pferd besser einzuschätzen und es daraufhin bestmöglich zu fördern. Auch kann so die Lösung für so manches Rittigkeitsproblem klarer werden. Erkennen Sie Ihr Pferd in den fünf Pferdetypen der Traditionellen Chinesischen Medizin wieder?

Jedes Pferd ist ein Individuum mit speziellen Stärken und Schwächen. Wer die Charaktereigenschaften seines Pferdes kennt, kann die Losgelassenheit und Durchlässigkeit verbessern und es lange gesund erhalten. Befindet sich das Pferd in seinem Gleichgewicht, ist es in der Lage, dem Reiter zu folgen und sich auf das Training einzulassen. Hingegen führen körperliche oder psychische Überlastung, eine falsche Haltung sowie ein falscher Umgang dazu, dass die Schwächen eines Typs in den Vordergrund treten. „Das Pferd reagiert zum Beispiel unwillig, ängstlich oder widersetzlich und wird in der Folge krank. Es entwickelt dann eine Disharmonie in seinem Typ“, erklärt die Tierärztin und TCM- Expertin Dr. med. vet. Ina Gösmeier.

Ein ganzheitliches System

Im Gegensatz zu unserer westlichen Denkweise wirft die fernöstliche Medizin einen anderen Blick auf Gesundheit und Gesundheitsvorbeugung. „Im Sinne der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) haben Erkrankungen stets einen geistigen und einen körperlichen Anteil“, sagt unsere Expertin. „Dies bezieht sich nicht nur auf den Gesamtorganismus, sondern auch auf einzelne Organe. Im Sinne der ganzheitlich ausgerichteten TCM gibt es also auch zu jedem Organ immer einen körperlichen und einen psychischen Aspekt.“ So sei die Leber (Gan) zum Beispiel für den harmonischen Fluss von Qi (Lebenskraft ) zuständig. Dadurch bewege sich das Pferd elastisch und könne die Reiterhilfen leicht umsetzen. Kommt es jedoch zu einer sogenannten Leber-Qi-Stagnation, also einer Disharmonie, entstehen Wut und Ärger, die beim Pferd wiederum zu Widersetzlichkeit, Steigen, Bocken oder Beißen führen können.

Für Wachstum und Fortpflanzung ist die Niere (Shen) zuständig. Hier führt Disharmonie zu vermindertem Selbstbewusstsein, wodurch Pferde sehr ängstlich und schreckhaft werden können. Da Verhaltensänderungen häufig erste Anzeichen einer entstehenden Störung sind, wird ihnen in der TCM besonders viel Beachtung geschenkt. „Sie weisen auf Erkrankungen hin, bevor körperliche Veränderungen auftreten“, betont Dr. med. vet. Ina Gösmeier. Begrüßt Ihr Pferd Sie plötzlich nicht mehr so freundlich wie gewohnt oder zeigt es andere Anzeichen von Unwohlsein? Der Schlüssel liegt darin, bereits kleine Disharmonien zu erkennen und entsprechend zu beheben.

Stärken und Schwächen erkennen

Dass Wut, Angst oder geistige Überforderung Ursachen für Erkrankungen wie Burn- out sein können, ist auch in der westlichen Medizin kein Geheimnis mehr. Allerdings werden diese Emotionen in der Regel nicht hinsichtlich chronischer Erkrankungen differenziert. Die Bestimmung des Pferdetyps nach TCM bedeutet nicht, dass Ihr Pferd krank ist. „Die Typenbestimmung ermöglicht die Zuordnung des Pferdes zu einer der fünf Wandlungsphasen. Dadurch werden Schwächen, aber auch Stärken des Tieres erkannt“, erläutert unsere Expertin. „Die individuelle Reaktion eines Pferdes auf die An- forderungen des Menschen, auf Übungen und Behandlungen hängt vom Typ ab.“ Die Kriterien, nach denen die Zuordnung der Pferdetypen erfolgt, seien die Psyche, das Sozialverhalten, die Körpermerkmale und die Rittigkeit. Auch wenn einzelne Typen ihre Vor- und Nachteile haben, gibt es keine besseren oder schlechteren Typen, sondern einfach nur unterschiedliche Pferde- Persönlichkeiten.

Text: Aline Müller     Foto: www.Slawik.com 

In unserer Themenwoche geht es genau darum: Welchen Charakter hat Ihr Pferd, wie kann es dementsprechend gefördert werden und wie kann man kleinste Probleme einfach lösen? 

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