Text: Nora Dickmann      Foto: www.Slawik.com

Schubsen, drängeln oder schrecken – wenn Pferde dies tun, ist das nicht nur nervig, sondern kann auch schnell gefährlich werden. Ein gut erzogenes Pferd ist deshalb unerlässlich für ein harmonisches und gefahrloses Miteinander. Dabei ist es wichtig, nichts zu erzwingen, sondern die Bedürfnisse des Tieres zu verstehen und damit eine sichere Basis zu schaffen

Für den Umgang und die Erziehung ist es sowohl wichtig, das Pferd und dessen Natur besser zu verstehen, als auch die Fähigkeiten zu erlangen, ihm verständnisvoll und sicher zu begegnen. Dazu zählt auch, Pferde wie Pferde zu behandeln, und nicht wie einen Partner-Ersatz. Wollen Pferde immer genauso mit uns zusammen sein wie wir mit ihnen? Eigentlich sind sie schon zufrieden, wenn ihre natürlichen Bedürfnisse befriedigt sind. So erkennen wir auf der Wiese, wenn der Kopf gesenkt ist und das Tier lässig von Grashalm zu Grashalm schlendert, eine entspannte Körperhaltung und wissen: „Ihm geht’s gut!“ Gleiches gilt beim täglichen Umgang, im Training und bei der Haltung. Routine und Bewährtes geben ihnen dabei Sicherheit. Es macht also Sinn, sich Zeit zu nehmen und die Reaktionen des Tieres genauestens zu verinnerlichen. Das beginnt schon beim Putzen: Lässt sich das Pferd überall anfassen oder schreckt es vielleicht zurück? Können Sie ihm einfach ein Halfter überziehen? Lässt sich das Pferd willig von A nach B führen? Bleibt es ruhig und entspannt oder sogar ohne Anbinden bei Ihnen stehen? Lässt es sich leicht anhalten? Es braucht Übung, bis Sie die Signale Ihres Pferdes lesen und deuten können. Nehmen Sie sich Zeit, es wird sich auszahlen!

Kommunikation über Körpersprache

Pferde kommunizieren hauptsächlich über Körpersprache und sind in der Lage, sich lautlos über eine Vielzahl von körperlichen Zeichen zu verständigen. Dabei steht diese Kommunikation immer im Bezug zum Augenblick. Legen Pferde beispielsweise die Ohren an, kann das – je nach Situation – bis zu zehn verschiedene Informationen vermitteln. Für uns Menschen bedeutet das, dass wir ein einziges Signal nicht immer gleich übersetzen dürfen, sondern den Augenblick betrachten müssen. Läuft eine Kommunikation einmal nicht so rund, liegt es vermutlich daran, dass unser Gesprächspartner – hier das Pferd – uns nicht versteht. Menschen teilen ihre Wünsche dem Pferd mit und gehen davon aus, dass diese erfüllt werden. Aber was ist, wenn das Tier es nicht versteht? Dazu bedarf es der wichtigsten Regel: deutlich Ja und Nein sagen!

Dies funktioniert in der Pferdesprache aber völlig anders als in der Menschensprache. Während ein „Ja, genau!“ in unserer Sprache für uns als „richtig“ gilt, und wir der Aufforderung gerne nachkommen, versteht das Pferd diese Laut nicht. Soll Ihr Pferd nun eine neue Verhaltensweise erlernen, muss es genau wissen, was Sie von ihm wollen. Bei korrekter Umsetzung wird das Pferd schneller antworten. Um eine Bestätigung in Pferdesprache auszudrücken, muss der Mensch umgehend Energie von dem Tier abziehen. Also eigentlich genau andersherum als in der Menschensprache: Macht beispielsweise ein Kind etwas richtig, wird es mit erhöhter Aufmerksamkeit, Nähe und Zuwendung belohnt. Für das Pferd ist eine natürliche Bestätigung jedoch eher der Abzug der Energie. Natürlich darf dies mit der Gabe eines Leckerlis oder mit Streicheleinheiten unterstützt werden. Diese sollten allerdings nicht im Vordergrund stehen.

Widersetzlichkeit ade

Stimmt die Kommunikation nicht, wird es mit der Kooperation schwierig. Dann wird ein Pferd schnell als „unerzogen“ abgestempelt. Aber Widersetzlichkeit ist Pferden nicht angeboren, sondern hat ihre Gründe. Da diese vielseitig sein können, ist die Ursachenforschung nicht immer leicht. Es lohnt sich aber, sich mit der Natur des Pferdes und seinem Verhalten zu beschäftigen. Pferde sind Fluchttiere. Auch wenn sich ihre Lebensbedingungen geändert haben, steckt noch ein Rest Wildpferd in ihnen. Ihr Gefahrenverhalten im Alltag ist in feste Verhaltensmuster eingebunden. Zwar reagiert das einzelne Tier unterschiedlich stark, aber der Urinstinkt bleibt. Wenn Angst das Pferd überfordert, kann sie sich schließlich zur Panik steigern, und die Instinkte übernehmen das Kommando. Es kommt zu einer Reaktionskette: Sinne wie Hören oder Sehen sind nahezu ausgeschaltet und es bleibt keine Zeit zum Nachdenken oder Zögern. So kann es dazu kommen, dass Pferde sich los- reißen, den Menschen umrennen und keine Rücksicht auf Verluste nehmen.

Den gesamten Artikel finden Sie in der neuen Mein Pferd- Ausgabe.

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