Sie zählen zu den Kleinsten, sollten aber nicht unterschätzt werden: Shetlandponys sind nicht nur bei kleinen Kindern beliebt, sie beweisen sich auch immer wieder in der Zirzensik oder beim Fahren.
Klein, niedlich und richtig stark: Shetlandponys sind im Verhältnis zu ihrer Körpergroße die stärksten Pferde der Welt. Denn mit ihren kurzen, kräftigen Beinen ziehen sie das Doppelte ihres eigenen Gewichts. Sie zeichnen sich durch ihre geringe Größe, ihrer Kraft und ihrer Widerstandsfähigkeit aus. Dies haben sie den harten Lebensbedingungen und dem rauen Klima ihrer Heimat zu verdanken. Wie der Name schon preisgibt, stammen die Ponys von den Shetlands, eine zu Schottland gehörenden Inselgruppe.
Bis heute ist wenig über ihre Herkunft bekannt. Experten vermuten aber, dass sie einst von den keltischen Ureinwohnern Schottlands auf die Inseln gebracht wurden und sich dort verbreiteten. Andere Wissenschaftler sind der Meinung, Tundrapferde, die vor über 10.000 Jahren in Skandinavien weit verbreitet waren, seien die Vorfahren der Shetlandponys. Jedenfalls gibt es schon steinzeitliche Höhlenzeichnungen von kleinen Pferden, die eine deutliche Ähnlichkeit mit dem heutigen Shetlandpony aufweisen.
Willensstarke Zwerge
Das Shetlandpony ist ein willensstarker Zwerg, dessen selbstbewusstes Auftreten nicht unterschätzt werden sollte. Schon die Geschichte zeigt: Die Ponys leisteten während der industriellen Entwicklung Schwerstarbeit im Bergwerk, trugen Lasten, die man der Größe des Ponys nicht zutrauen würde. Das kleine Tier ist dickköpfig, frech und sehr lernwillig. Deswegen ist es sowohl im Schul- als auch im Zirkusbetrieb sehr beliebt. Solange die Rasse eine Aufgabe hat, zeigt sie sich ausgeglichen. Nur wenn es langweilig wird, weiß das kleine Tier sich zu helfen und büxt gerne einmal aus und frisst sich gut und gerne durch satte Wiesen. Durch die Nähe zu Kindern neigt das Shetlandpony oft auch zu Verfressenheit. Daher sollten Halter darauf achten, das leichtfuttrige Tier nicht zu sehr zu verwöhnen.
Nach einigen Versuchen um 1850, die Rasse durch verschiedene Einkreuzungen noch robuster zu machen, wurde die Originalität der Ponyrasse verfälscht. Deshalb gründete Lord Londonderry im Jahr 1870 auf den Inseln Bressay und Noss Gestüte, um die Reinzucht der Rasse zu erhalten. Auf diesen Ursprung sind die meisten Shetlandponys heute zurückzuführen. Nicht umsonst bezeichnete Graf Wrangel in seinem „Buch vom Pferd“ die Shetlandponys wegen ihrer langen Ahnenreihen als die Aristokraten unter den Ponys. 1890 wurde die „Shetland Pony Studbook Society“ gegründet. Die Reinzucht – widerstandsfähige und robuste Ponys, die das ganze Jahr über im Freien leben – galt als Zuchtziel. Ebenfalls als Zuchtziel angesehen werden das dichte Unterhaar und die langen Deckhaare. Sie schaffen eine optimale Thermoregulierung, sodass die Ponys auch während Eis und Schnee überwintern können.
Kinder- und Showponys
Im Laufe der Jahre wurde die Rasse vielseitig eingesetzt. So rückten die landwirtschaftlichen Arbeiten in den Hintergrund, und die kleinen Ponys wurden vermehrt im Schulbetrieb als Kinderpony eingesetzt oder auch als kleines Kutschpferd. Vor allem ihre kleine Größe macht die Ponys bei Kindern so beliebt. Denn dann können sie selbst putzen und satteln, und auch das Führen der kleinen Tiere ist für junge Kinder machbar. Ihr niedliches Aussehen und das dicke Fell in der kalten Jahreszeit tun ihr Übriges, um das Shetlandpony zum Lieblingspony der Kinder zu machen.
Dies förderte die rasche Verbreitung der Rasse über Schottlands Grenzen hinaus. Seit den 30er-Jahren werden die kleinen Vierbeiner auch in Deutschland gezüchtet. Der Tierpark Hagenbeck in Hamburg, verbunden mit dem gleichnamigen Zirkusunternehmen, führte als erster die Ponys ein, um sie als Attraktion im Zoo oder als gelehrige kleine Zirkuspferde zu nutzen. Bald darauf folgten andere Züchter, die erkannten, dass die Ponys auch als Arbeitstiere in Baumschulen und Gärtnereien nützlich sind. Bis in die 70er-Jahre waren die Shetlands daher die dominierende Ponyrasse in den deutschen Ponyzuchtverbänden.
Text: Nora Dickmann Foto: www.Slawik.com