Text: Nicole Audrit Foto: Getty Images
Der Buchstabendreher in seinem Namen ist wohl der einzige „Makel“ des braune Vollblüters American Pharoah. Der Hengst krönte seine bemerkenswerte Karriere mit der US Triple Crown.
Die Zeit schien für einen Moment still zu stehen, als sich das Feld mit American Pharoah an der Spitze auf die Zielgerade des Belmont Stakes begab: Sollte es endlich einen neuen Gewinner der US Triple Crown geben? Nach Affirmed im Jahr 1978 war es keinem anderen Rennpferd mehr gelungen, die drei prestigereichen Rennen Kentucky Derby, Preakness Stakes und Belmont Stakes zu gewinnen und sich somit die begehrte Auszeichnung der US Triple Crown zu sichern. Schon im ersten Rennen, dem Kentucky Derby, zeigte American Pharoah welches Potenzial in ihm steckt. Schließlich steigerte er seine Leistung nochmals im zweiten Rennen, dem Preakness Stakes. Nach diesen beiden Siegen schien die Triple Crown zum Greifen nah.
Am 6. Juni 2015 beendete der braune Hengst American Pharoah schließlich die 37 Jahre andauernde Wartezeit und gewann als erst zwölftes Pferd überhaupt die US Triple Crown. Das Belmont Stakes gilt als das anspruchsvollste Rennen der Triple Crown: Es hat mit 2.414 Metern nicht nur die längste Distanz, sondern ist auch das letzte von drei kräftezehrenden Rennen innerhalb von fünf Wochen. Seit 1978 gab es 13 Vollblüter, die mit der Aussicht auf die Triple Crown im Belmont Stakes starteten – allerdings scheiterten alle. Viele Triple-Crown- Anwärter scheiterten an der ausgeruhten Konkurrenz, die nicht die beiden Rennen zuvor hinter sich hatte. Doch American Pharoah sah man beim Belmont Stakes nicht an, dass er bereits zwei anstrengende Rennen in den letzten Wochen gelaufen war – und zwar siegreich. Der Hengst setzte sich mit Jockey Victor Espinoza bereits kurz nach dem Start an die Spitze und verteidigte diese Position bis zum Schluss. American Pharoah flog nahezu über die Strecke, mit einer Leichtigkeit, die ihresgleichen sucht. Er präsentierte sich in Bestform und steigerte auf der Zielgeraden sogar noch mal das Tempo, sodass er mit fünfeinhalb Längen Vorsprung als Sieger über die Ziellinie galoppierte. So gewann American Pharoah vor 90.000 Zuschauern nicht nur das Belmont Stakes, sondern auch die begehrte Triple Crown.
Doch damit nicht genug: American Pharoah siegte als erstes Pferd überhaupt nach der Triple Crown noch beim Breeders’ Cup Classic, wodurch er als erstes und bislang einziges Pferd den Grand Slam gewann. Diese Auszeichnung erhält ein Pferd, wenn es die vier prestigereichsten Rennen im amerikanischen Pferderennsport gewinnt.
Sein einziger „Makel“ – sofern man dies so bezeichnen kann – ist der Rechtschreibfehler in seinem Namen. Ahmed Zayat, der Besitzer und Züchter von American Pharoah, ist US-Bürger mit ägyptischen Wurzeln. Diese sollten sich im Namen des Vollbluthengstes widerspiegeln. Statt eines amerikanischen Pharaos stand schließlich aber American Pharoah in den Papieren – nachträglich konnte der Name nicht mehr geändert werden. Zunächst beschuldigte der Besitzer Ahmed Zayat den Jockey Club, bei dem alle Vollblutpferde in der USA registriert werden müssen, bei der Eintragung des Pferdes einen Fehler gemacht zu haben. Allerdings stellte sich bei den Nachforschungen heraus, dass der Fehler bei Zayats Sohn lag: Dieser hatte den Namen inklusive Buchstabendreher aus einer E-Mail kopiert und unverändert an den Jockey Club weitergeleitet. Dieser kleine Rechtschreibfehler tat aber dem Erfolg des Pferdes keinen Abbruch. Und nach der erfolgreichen Karriere lacht auch niemand mehr über den falsch geschriebenen Namen.
American Pharoah besitzt mit seinerSchnelligkeit und seinem eisernen Willen ohne Frage ein besonderes Talent. Der Besitzer verkaufte die Zuchtrechte des Hengstes schon vor dem Sieg in der Triple Crown an einen internationalen Züchter, der laut unbestätigten Berichten über 20 Millionen Dollar dafür bezahlte. Die Kosten dafür dürfte der Züchter allerdings schnell wieder eingenommen haben, da jeder Decksprung von American Pharoah mit 200.000 Dollar zu Buche schlägt.