1. Das Portrait
Der Klassiker in der Fotografie! Ob vom Menschen, Hund oder Pferd, bei der Portraitfotografie gibt es einige grundlegende Regeln zu beachten: Da das Hauptmotiv – in diesem Fall das Pferd – auch den Blick des Betrachters direkt auf sich ziehen soll, ist häufig ein schönes Bokeh, also ein verschwommener, unscharfer Hintergrund gewünscht. Durch ein Bokeh lässt sich praktischerweise auch ein weniger schöner Hintergrund, beispielsweise ein Scheunentor, gut kaschieren. Für ein Bokeh wird eine sehr offene Blende gewählt. Außerdem ist es wichtig, dass sich das Tier in einem gewissen Abstand zum Hintergrund befindet: Wenn es direkt vor dem eben erwähnten Scheunentor steht, lässt sich kein gleichmäßiges Bokeh erzeugen und die Strukturen des Tores sind unschön erkennbar. Je größer der Abstand vom Pferd zum Hintergrund, desto gleichmäßiger wird das Bokeh – und wird so zum idealen Hintergrund für ein ausdrucksstarkes Portrait.
„Für ein gelungenes Portraitfoto sollte der Fotograf leicht diagonal zum Pferd stehen, und dieses nicht frontal von vorne fotografieren. Außerdem sollte man darauf achten, dass ein Teil der Brust und viel Hals zu sehen ist“, erklärt Christiane Slawik. Eine sichtbare Brustpartie lasse das Pferd imposanter wirken, während eine höhere Kopf- und Halshaltung Energie vermittle. Selbstverständlich sollte auch der gesamte Kopf auf dem Bild zu sehen sein – abgeschnittene Ohren wirken einfach nicht gut. Wählen Sie daher zunächst lieber einen etwas größeren Bildausschnitt. Verkleinern können Sie diesen anschließend immer noch. Gewünscht sind bei einem Portrait gespitzte, nach vorne gerichtete Ohren. Um die Aufmerksamkeit des Pferdes auf die Kamera zu richten, gibt es verschiedene Tricks: Unter anderem Folienknistern und Pferdegeräusche. Probieren Sie aus, worauf Ihr Pferd reagiert. Dann heißt es, schnell sein, da die meisten Dinge nur kurzzeitig das Interesse des Pferdes auf sich ziehen.
2. Die Gestaltung
Je besser Sie das Bild bereits vor dem Fotografieren planen, desto weniger Arbeit haben Sie später mit der Bildbearbeitung und desto bessere Ergebnisse erzielen Sie. Aus diesem Grund ist es wichtig, sich bereits vor dem Fotografieren mit der Suche nach der richtigen Location zu beschäftigen. Manchmal verstecken sich die schönsten Ecken genau da, wo man sie am wenigsten erwartet. „Manchmal versteckt sich ein wunderschöner Hintergrund direkt neben einem Misthaufen. Dann ist es die Aufgabe des Fotografen, sich und das Pferd in die richtige Position zu bringen, um lediglich den schönen Hintergrund auf dem Foto zu haben“, so Christiane Slawik. Laufen Sie aufmerksam am Stall und in der Umgebung umher, dann finden Sie garantiert passende Hintergründe für die nächsten Bilder: Blumenfelder, saftige Wiesen oder ein Waldrand sind tolle Hintergründe – sowohl für Freilaufbilder als auch tolle Portraitaufnahmen.
Die Tageszeit und somit das Licht haben einen großen Anteil an der Stimmung des Bildes: Ein Sonnenuntergang erzeugt ein warmes, sanftes Licht, wohingegen ein dämmriger Wintermorgen mit Nebel eine mystische Atmosphäre schafft. Generell kann mit dem Licht viel gespielt und ausprobiert werden: Standardmäßig möchte der Fotograf immer die Sonne hinter sich haben, aber auch mit Gegenlicht lassen sich tolle Bilder kreieren. Wolken wirken wie ein natürlicher Lichtdiffusor, der das Licht weicher erscheinen lässt. Vermeiden sollte man generell das Licht um die Mittagszeit – insbesondere an Sommertagen. Durch die direkte Sonneneinstrahlung entstehen harte Schatten und die Konturen verschwinden. Für das gewisse Extra eines Bildes eignet sich neben dem Hintergrund und dem Hauptmotiv eine dritte Ebene: der Vordergrund. Für diesen setzt man einen Ast, einen Grashalm oder einen Stein unscharf in den Vordergrund. Dadurch wird Tiefe und eine besondere Dreidimensionalität erreicht. „Indem man beispielsweise eine Farbe des Hintergrunds durch eine Blume im Vordergrund nochmal aufgreift, wirkt das Bild insgesamt harmonischer und interessanter“, so Christiane Slawik.
3. Die Perspektive
Grundsätzlich sollte man Pferde etwa auf Brusthöhe fotografieren: Dadurch wirken die Proportionen stimmig und das Bild sieht harmonisch aus. Wählt man dagegen eine tiefere Perspektive, wirkt das Pferd erhaben und kraftvoll. Von oben fotografiert, wirkt das Pferd hingegen gestaucht und unproportioniert. Eine Ausnahme sind dabei Fotos aus der Vogelperspektive etwa mit einer Drohne. Für ein außergewöhnliches Bild sollten Sie sich auch nicht davor scheuen, sich mal etwas dreckig zu machen und beispielsweise auf den Boden zu legen. Für das unten stehende Bild wurde die Perspektive grundlegend verändert: Die Fotografin Christiane Slawik fotografierte von schräg unten, aus der Froschperspektive. Kreative Blickwinkel können zu herausragenden Bildern führen. Probieren Sie es einfach mal aus: Begeben Sie sich an einem Sonntagnachmittag auf die Wiese zu den Pferden und testen Sie unterschiedliche Blickwinkel aus. Dafür brauchen Sie lediglich ein paar glücklich grasende Pferd.
Text: Nicole Buchholz Foto: www.Slawik.com