Sie gehört zu Deutschlands beliebtesten Schriftstellern und ist aktive Tierschützerin. Seit Jahren besitzt sie eigene Pferde, die sie vor dem Abdecker gerettet hat
Interview: Jessica Classen; Fotos: privat


Mein Pferd: Wann saßen Sie zum ersten Mal auf einem Pferd? Wie kam es dazu?
Charlotte Link: Soweit ich mich erinnere, saß ich im Alter von fünf oder sechs Jahren zum ersten Mal auf einem Pferd. Es gab in der Nähe unseres damaligen Wohnortes einen Ponyhof, auf dem Kinder reiten konnten. Ich glaube, vor allem meine Schwester wünschte sich, dorthin zu fahren.

Was fasziniert Sie an Pferden?
Es sind wunderschöne Tiere, sehr ästhetisch, sehr elegant und kraftvoll – klug und unabhängig. Es tut mir bei diesen Tieren besonders weh, sehen zu müssen, wie sie sich oft brutalen und herrschsüchtigen Menschen unterordnen müssen.

Welches besondere Erlebnis mit Pferden ist Ihnen im Gedächtnis geblieben?
Leider jenes Erlebnis, das dann auch dazu führte, dass ich mich nie wieder auf ein Pferd setzte: Meine Schwester und ich machten Ferien bei einer Verwandten, die viele Pferde hatte. Schließlich durften wir sogar mit ihr zusammen ausreiten. Ich hatte das ruhigste, bravste Pferd, einen gutmütigen Haflinger, bekommen. Trotzdem scheute er plötzlich aus irgendeinem Grund und raste los. Ich hing völlig hilflos im Sattel und betete, er möge stehen bleiben, ehe wir die Autostraße erreichten. Was er zum Glück auch tat. Ich rutschte zitternd hinunter und beendete daraufhin meine – ohnehin nicht besonders hoffnungsvolle – Reiterkarriere.

Sie haben selber ein Pferd, das Sie vor dem Abdecker gerettet haben und auch vier von Ihrer Schwester nach deren Tod übernommen. Weshalb sollten sie zum Abdecker, und wie geht es ihnen heute?
Die Pferde stammen von einem berüchtigten Pferde-Umschlagplatz, der sich in der Nähe von München befindet. Pferde aus ganz Europa werden hier zusammengekarrt, um dann in Waggons verladen zu werden, die sie zum Schlachten nach Italien bringen. Die Tiere treffen bereits halbtot dort ein, sind oft seit Tagen unterwegs, häufig ohne Futter und Wasser. Auf sie wartet die nächste Tortur des Weitertransportes unter absolut grausamen Bedingungen. Eine Stute, die wir kauften, war hoch trächtig, sie hätte vermutlich in der qualvollen Enge des Viehtransporters ihr Fohlen bekommen. Ja, warum kommen Pferde zum Abdecker, zum Schlachter? Weil sie ihren Besitzern nichts mehr bringen, alt sind oder kaputt geritten, bis zum Letzten ausgebeutet und nun wertlos. Jeder, der sein Pferd verkauft, wohin auch immer, muss sich klarmachen, dass der grausame Weg des Schlachttransportes sein letzter sein kann – die Chancen stehen hoch. Meinen Pferden geht es heute sehr gut, aber sie sind letztendlich leider nur ein Tropfen auf dem heißen Stein.

Was ist Ihnen bei Ihrer Arbeit im Tierschutz besonders wichtig?
Ich engagiere mich ja hauptsächlich für die Straßentiere in Süd- und Osteuropa. Neben dem Aufsammeln, Verarzten und Vermitteln heimatloser Tiere setze ich mich vor allem für Sterilisationsprojekte ein. Das ganze Elend hat seine Wurzel in der uferlosen Vermehrung der Tiere. Es ist ungeheuer wichtig, an dieser Stelle anzusetzen und zu verhindern, dass Tiere geboren werden, die man dann später grausam tötet.

Sie sind vor allem durch Ihre Historien- und Kriminalromane bekannt, haben aber auch Romane für Kinder und Jugendliche geschrieben. Wie kam es dazu?
Die Jugendromane habe ich ziemlich zu Beginn meiner schriftstellerischen Laufbahn in den 1980er Jahren geschrieben. Es war damals eine Zeit, in der ich vieles ausprobiert habe – Kurzgeschichten, Drehbücher und eben auch Kinder- und Jugendbücher. Irgendwann kristallisierte es sich für mich heraus, dass ich mich zum Krimi-Genre am stärksten hingezogen fühlte. Die Jugendbücher sehe ich aber als eine wichtige Etappe auf meinem Weg an.

Was sind Ihre nächsten Projekte?
Das kann ich noch nicht sagen. Ich habe ein paar Ideen, aber noch ist nichts ausgereift.

Wenn Sie nicht Schriftstellerin geworden wären …
… wäre ich Juristin geworden. Das hätte mich sehr fasziniert und gereizt.

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