Text: Inga Dora Meyer Foto: www.Slawik.com
Das Hauptverständigungsmittel aller Pferde ist die Körpersprache. Mit ihrer Stimme verständigen sie sich in der Regel nur in recht geringem Ausmaß. Trotzdem verfügen sie über eine kleine Anzahl an akustischen Signalen, die ihre Ausdrucksmöglichkeiten vervollständigen. Dazu zählt vor allem das Wiehern, welches in zig unterschiedlichen Weisen geschieht.
Wiehern ist nicht gleich Wiehern
Es entsteht – wie die Stimme des Menschen auch – im Kehlkopf. Streicht Luft über die Stimmbänder, vibrieren diese und erzeugen einen Ton. Als Klangverstärker dienen den Tieren dabei Maul, Rachen und Nasenhöhlen. Sie entscheiden zudem über die Tonlage, während die Lautstärke abhängig ist von der Luftmenge, die aus den Lungen gepresst wird. Jedes Tier besitzt seine eigene, ganz individuelle Stimme, die sich in Stimmlage, Stärke, Tonlänge und Frequenz von anderen unterscheidet. Für die Vierbeiner untereinander ist sie daher ein persönliches Erkennungsmerkmal. Doch das Wiehern transportiert auch viele wichtige Informationen von Pferd zu Pferd und wird aus den unterschiedlichsten Gründen eingesetzt.
Das Ortungswiehern ist ein kräftiger und langanhaltender Laut, der zur Standortbestimmung der Herdenmitglieder dient. In der Regel wird er von einem anderen Pferd beantwortet. Pferdefreunde grüßen einander manchmal mit einem freundlichen Wiehern – z.B. wenn ein Pferd ein anderes aus seiner Box im Vorbeigehen beobachtet oder wenn beide auf dieselbe Weide gebracht werden. Es ist als nettes „Hallo“ oder „Komm mal her“ zu verstehen, klingt warm und schwingend. Diese Art des Wieherns bringen die Vierbeiner auch gegenüber bekannten Menschen hervor. Sie wiehern ebenso, wenn sie einen Artgenossen aus den Augen verlieren, isoliert sind, sich in fremder Umgebung befinden oder um auf sich aufmerksam zu machen. Dann klingt der Laut jedoch höher, schriller, eindringlicher.
Ein weiteres Geräusch, das viele Reiter gut kennen, ist ein dumpfes, sanftes Wiehern, ein kurzer Laut, der tiefer ist als das normale Wiehern. Pferde setzen dieses sogenannte Grummeln (ähnlich wie das Wiehern) üblicherweise auf kurzen Distanzen als Willkommenssignal und Aufforderung zum Näherkommen ein. Sind die Tiere gut miteinander vertraut, brummeln sie leise zur Begrüßung. Einige Vierbeiner „reden“ auch in Brummeltönen mit ihrem Menschen. Am häufigsten ist die Stimmäußerung zwischen Mutterstute und Fohlen zu beobachten.
Daneben ist vor allem das Schnauben häufig zu hören. Entspanntes Schnauben kann als Anzeichen von Losgelassenheit gewertet werden. Quietschende Laute hingegen geben die Vierbeiner bei sehr engen Kontaktsituationen von sich. Besonders quietschfreudig sind Stuten, wenn sie rossig sind und umworben werden. Aber auch sonst reagieren sie mit diesem kurzen, schrillen Laut, wenn sie von Artgenossen beschnuppert werden. Beim Aufeinandertreffen fremder Pferde, egal welchen Geschlechts, wird genauso gerne aufgeregt gequietscht. Übermütige Pferde, die Dampf ablassen, quietschen nicht minder. Damit wird nicht nur Erregung zum Ausdruck gebracht, sondern es wirkt auch auf andere Pferde erregend. Zur gleichen Zeit geht die Warnung „Komm bloß nicht näher!“ einher.
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