Text: Aline Müller Foto: Getty Images
Wir senden ständig nonverbale Botschaften aus – ob wir wollen oder nicht. Unsere Pferde sind Meister der stillen, schnellen Signale. Missverständnisse kommen in der Herde selten vor. Das sollten wir uns zum Vorbild nehmen und uns näher mit dem Thema nonverbale Kommunikation auseinandersetzen.
Man kann nicht nicht kommunizieren“ – dieser Satz hat Paul Watzlawick berühmt gemacht. Der Philosoph und Psychoanalytiker hat unser Verständnis über Kommunikation radikal und nachhaltig verändert, denn auch ohne Worte stehen wir jederzeit im Austausch mit unserer Umwelt, ob wir wollen oder nicht. Bleiben wir zunächst zum besseren Verständnis auf der zwischenmenschlichen Ebene. Stellen Sie sich vor, Sie wollen mit Ihrem Pferd zum Training in die Reithalle gehen. Sie rufen „Tür frei“ und erhalten von einer Stallkollegin die Antwort „Ist frei!“. Diese grüßt Sie anschließend freundlich durch ein Nicken und Lächeln. Sie grüßen zurück. Während des Schrittreitens kreuzt eine andere Reiterin Ihren Weg und schaut demonstrativ weg, ohne Sie eines Blickes zu würdigen. Ihr Lächeln auf den Lippen verschwindet, und Sie denken sich Ihren Teil dazu. In beiden Fällen hat eine zwischenmenschliche Kommunikation stattgefunden, auf die Sie intuitiv reagiert haben.
Komplexer Austausch
Kommunikation ist immer ein Austausch von Informationen und findet auf verschiedenen Ebenen statt. Es gibt zwei grundlegende Formen der menschlichen Kommunikation: Verbal, also über Lautbildungen beziehungsweise Worte, und nonverbal, also ohne Worte. Zur nonverbalen Kommunikation gehören Gestik und Mimik, also Kopfbewegungen und andere Körperbewegungen, Körperhaltung, Gesichtsausdruck, Blickrichtung, aber auch räumliche Nähe, Körperkontakt und andere nonverbale Aspekte, zum Beispiel in Sprache, Kleidung oder Schmuck. Sie ist die älteste Form der zwischenmenschlichen Verständigung. Auf diese Weise klären wir untereinander, ob wir uns sympathisch sind und ob wir uns vertrauen können. Über die nonverbale Ebene werden verschiedene Botschaften übermittelt. So verrät die Körperhaltung unter anderem viel über den emotionalen Zustand, Gestik oder Mimik signalisieren die Einstellung zu anderen Menschen. Der Körper ist also niemals stumm. Er verrät unsere wahren Gefühle, wer wir sind und was wir eigentlich wollen. Dabei können nonverbale Signale sowohl bewusst als auch unbewusst gesendet werden.
Mimik und Gestik
Ein Blick sagt mehr als tausend Worte. Kein Wunder, denn ein Blick kann einen intensiven Eindruck hinterlassen und viel über uns selbst oder unser Gegenüber verraten. An der Mimik lassen sich seelische Vorgänge in einem Menschen am besten ablesen, denn es besteht eine Verbindung zwischen den Bewegungen der Gesichtsmuskeln und den zugrunde liegenden Gefühlen. Wenn eine andere Person uns freundlich anschaut, können wir die Zuneigung und Aufmerksamkeit deutlich spüren. Ein Meiden des Blickkontakts hingegen signalisiert Desinteresse, Gleichgültigkeit aber auch Scham. Ein zu langes Anstarren wird meist als aufdringlich und aggressiv empfunden. Über die Gestik werden weitere Informationen gesendet. Beispielsweise sind Körperhaltung und Handzeichen ein wichtiger Bestandteil der Kommunikation, wobei bewusste Gesten nur einen Teil der Gestik ausmachen. Die Körperhaltung spiegelt den körperlichen und seelischen Zustand eines Menschen, aber auch seine Wesenszüge. Wenn wir traurig sind, lassen wir die Schultern hängen und wirken kraftlos oder gar verschlossen. Hingegen signalisiert eine offene Haltung im Brust- und Halsbereich Selbstbewusstsein und Mut. Ähnliches gilt für Bewegungen: Wer im Gespräch unruhig ist und ständig seine Kleidung zurechtrückt, wirkt unsicher, während jemand, der sich dem Gesprächspartner offen zuwendet, Aufmerksamkeit zeigt.
Widersprüchliche Kommunikation
Wir können uns durchaus bemühen, durch Mimik und Gestik etwas Bestimmtes auszudrücken, zum Beispiel, indem wir uns betont selbstbewusst geben. Doch diese Art des Überspielens eines eigentlichen (emotionalen) Zustands kann durchaus genau über die nonverbalen Signale entlarvt werden…
… den kompletten Artikel finden Sie in der Ausgabe 10/2020.