Text: Inga Dora Schwarzer                  Foto: Pferdefotografie Lafrentz

Andere sieht man in einem klaren Licht, sich selbst aber nicht.“ Damit bringt der Philosoph Konfuzius das Problem der Selbsteinschätzung auf den Punkt. Doch mit den Expertentipps von Tania Konnerth und Babette Teschen können Sie sich der Herausforderung stellen

Tipp 1: Ehrlich zu sich selbst sein

Versuchen Sie immer, sehr ehrlich zu sich selbst zu sein, denn der einzige, dem Sie mit einer falschen Einschätzung etwas vormachen, sind Sie selbst. Ihr Pferd können Sie damit nicht belügen. Jetzt müssen vor allem die unerwünschten Eigenschaften, Schattenseiten und Schwächen offen auf den Tisch gelegt werden. Im Umgang mit dem Pferd heißt das: Verlangen Sie vom Pferd nicht mehr, als Sie selbst als Reiter in der Lage sind zu leisten.

„Wir wollen mehr Tempo, können die Bewegung aber vom Sitz her gar nicht zulassen. Wir treiben mit den Beinen und bremsen mit den Zügeln. Wir wollen, dass es korrekte Bahnfiguren geht, können ihm reiterlich aber gar nicht vermitteln, was für eine Figur es gehen soll“, beschreiben Tania Konnerth und Babette Teschen in ihrem Online-Reitkurs „Mit dem Herzen voran“ mögliche Situationen, wenn der Reiter es mit der Ehrlichkeit nicht so genau nimmt.

Tipp 2: Feedback einholen

Ein neutraler Blick von außen kann das Selbstbild entzerren und vor so mancher Fehleinschätzung bewahren. Wichtig ist, eine ehrliche und authentische Person Ihres Vertrauens zu finden, die auch die wunden Punkte und Befindlichkeiten benennt und Sie aus Ihrer Komfortzone holt. „Feedback von jemandem, dem wir wirklich vertrauen und dem wir auch etwas an Wissen und Einschätzungsvermögen zutrauen, ist sehr kostbar“, sagen die Expertinnen.

Die Person sollte aber nicht nur Negatives, sondern auch Positives formulieren und möglichst viele Ideen und Vorschläge für Veränderungen machen, die der Reiter dann ausprobieren kann, empfehlen sie.

Per Video analysieren

Auch Videoaufnahmen können nützlich sein, um sich selbst besser einzuschätzen. „Es ist wirklich faszinierend, was einem auf diese Weise alles auffällt: Sitzfehler beim Reiten, die eigene Ausstrahlung, Verhaltensweisen und vieles mehr. Vor allem in Phasen, in denen nicht alles glattläuft, kann man auf diese Weise sehr viele Anhaltspunkte finden, wie sich die Situation verändern lässt“, prophezeien die beiden.

Tipp 3: Eigene Maßstäbe

Jeder hat Bilder im Kopf, wie er gerne reiten möchte, und verfolgt bewusst oder unbewusst Ziele im Sattel. „Zielvorstellungen können sehr motivierend sein, aber gleichzeitig auch viel Druck aufbauen und Frust auslösen, dann nämlich, wenn Zielvorstellung und Realität komplett auseinanderfallen“, geben die Ausbilderinnen zu bedenken.

Weniger ist mehr

Ihr Tipp lautet daher: Lassen Sie das Außen nie als Maßstab gelten, sondern einzig und allein das „Mein Pferd und ich“. „Wir sollten uns nicht zum Springen zwingen, wenn wir Angst davor haben, oder Lektionen reiten wollen, die wir gar nicht wirklich verstehen. Wenn wir nicht bereit oder in der Lage sind, einen guten Sitz zu entwickeln, der feines Reiten ermöglicht, sollten wir nicht von unserem Pferd erwarten, dass es perfekte Lektionen geht, sondern uns mit weniger zufriedengeben“, zählen die beiden eigene Beispiele auf.

Reiter könnten jederzeit für sich und ihre Pferde aus der riesigen Spannbreite von Möglichkeiten wählen, um eine optimale Mischung für ein glückliches Miteinander zu finden.

Weitere Tipps zur Selbsteinschätzung finden Sie in der aktuellen Mein Pferd- Ausgabe.

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