Dieser Typ wird der Wandlungsphase Wasser und dem Winter zugeordnet. Dazu gehören die Organe Niere und Blase.
Ein zierlicher, graziler Körperbau mit kleinen Hufen ist charakteristisch für den Nieren-Shen-Typ. Die Gelenke können eher schwach und wenig stark ausgeprägt sein, die Muskulatur eher zart. Diese Pferde tendieren zu schmerzhaften Reaktionen im Lendenbereich. Im Winter sind Shen-Typen anfälliger für Atemwegserkrankungen, die sich bei ausbleibender Behandlung chronifizieren können. Generell frieren Nieren-Shen-Typen leicht. Selbst im Sommer fühlt sich die Lendengegend oft kühl an. „Wenn dies der Fall ist, stehen sie still und zittern, anstatt sich mit Bewegung oder ein paar Bucklern aufzuwärmen“, so Dr. med. vet. Ina Gösmeier. Sie rät: „Aufgrund seiner Abneigung gegen Kälte muss der Shen-Typ warm eingedeckt und vor Regen und Kälte geschützt werden.“ Diese Pferde weisen oft deutlich schlechtere Selbstheilungskräfte auf als Gan-Typen. So dauern auch Krankheitsperioden länger an. Die Schleimhäute des Nieren-Shen-Typs sind weißlich, die Zunge ist klein und hell. Das schmale Maul mit kurzer Maulspalte kann zu Problemen in Bezug auf das Gebiss führen. Auch haben solche Pferde häufiger mit dem Zahnwechsel zu kämpfen.
Psyche
Im Gegensatz zu dem Gan-Typ sind Nieren-Shen-Typen sensibler und ängstlicher mit einem eher schwach ausgeprägten Selbstbewusstsein. Neues kann sehr beunruhigend sein und zu Unruhe, Aufregung oder Scheuen führen. Dazu gehören zum Beispiel Veränderungen im gewohnten Umfeld. Pferde dieses Typs suchen und brauchen Unterstützung sowie Führung. Andere, erfahrene und selbstsichere Pferde können dem Vierbeiner helfen, Selbstvertrauen zu gewinnen. „Diese Vorsicht und Ängstlichkeit muss nicht negativ sein, solange sie durch eine vertrauensvolle Behandlung in Selbstbewusstsein umgewandelt werden kann“, rät unsere Expertin. Der Shen-Typ sei interessiert, sozial und hänge an seinem Menschen. Wenn er einmal Vertrauen gefasst hat, begrüßt er seinen Reiter gerne, ist freundlich und offen. Wenn der Mensch dem Nieren-Shen- Typ Sicherheit vermittelt und ihn bestärkt, kann eine tiefe und intensive Beziehung entstehen. Nieren-Shen-Typen zeigen oft einen großen Lernwillen, neigen allerdings zu Übereifer.
Sozialverhalten
Konflikten gehen Pferde im Nieren-Shen- Typ lieber aus dem Weg. Daher ordnen sie sich in einer Herde schnell unter. Sie sind sehr verträglich mit Artgenossen. Allerdings kann es zu Problemen kommen, wenn sich die Sozialpartner ändern. Der Reiter sollte dann beobachten, ob sein Pferd möglicherweise gemobbt oder unterdrückt wird. Körperliche Anzeichen wie Abmagerung, Lethargie, Magengeschwüre und Hauterkrankungen, aber auch psychische Symptome wie unerklärliche Angst und Schreckhaftigkeit können die Folge sein. Reiter eines Nieren-Shen-Typs sollten darauf achten, sein Selbstvertrauen zu stärken. Körperliche oder psychische Überforderung setzt dem ängstlichen Shen-Typ schnell zu. Daher neigen auch jüngere Pferde im Nieren-Shen-Typ eher dazu, krank zu werden. „Die Annahme, dass die Dinge sich von selbst regeln und ein paar Bisse keinen größeren Schaden anrichten, gilt nicht für Shen-Typen. Er muss immer unterstützt werden“, sagt Dr. med. vet. Ina Gösmeier. Probleme in der Herde können dazu führen, dass der Vierbeiner schlechter trinkt und frisst und Atemwegs- sowie Skeletterkrankungen nach sich ziehen.
Rittigkeit
Pferde im Shen-Typ sind eifrig, kooperativ und interessiert. Sie sind in der Lage, neue Lektionen schnell zu lernen. Übereifer kann jedoch dazu führen, dass der Vierbeiner Übungen verwechselt oder Lektionen selbstständig ausführt, ohne auf die Hilfen zu warten. Bleibt dann auch noch das Lob aus, ist der Nieren-Shen-Typ möglicherweise verwirrt, schließlich war er sich doch sicher, alles richtig gemacht zu haben. Wut oder Strafe seitens des Reiters können die Angst und Unsicherheit verstärken. „Nur Geduld und eine korrekte Wiederholung der Hilfen und Übungen mit viel Lob werden das Pferd beruhigen und entspannen“, so unsere Expertin.
Anzeichen für eine Disharmonie des Nieren-Shen-Typs:
- Wenig ausgeprägtes Selbstbewusstsein
- Unterwürfigkeit in neuer Herde
- Unsicherheit bei Strafe oder Druck
- scheu, schreckhaft, überängstlich und „auf der Flucht“
- Tendenz zu Atemwegserkrankungen im Winter
- extremes Frieren
- kalter und schmerzhafter Lendenbereich
- nach Erkrankungen lange Rekonvaleszenz-Phase
- Wunden oder Verletzungen infizieren sich schnell
- geschwächtes Immunsystem durch Überanstrengung
Text: Aline Müller Foto: Daniel Elke