Text: Nicole Audrit | Foto: Daniel Elke

Nachdem sich der Hund und das Pferd am Boden ausgiebig kennengelernt haben und bereits die ersten Spaziergänge zu dritt gemeistert wurden, steht der Schritt in den Sattel an, damit der Traum vom Ausritt zu dritt bald in Erfüllung gehen kann. Es empfiehlt sich, die ersten Übungen auf einem Reitplatz oder in einer Halle und mit zwei Helfern durchzuführen. Ein Helfer ist dabei für das Pferd verantwortlich, sodass sich der Hundeführer voll und ganz auf seinen Hund konzentrieren kann. Zur Absicherung trägt der Hund zwei Leinen: Eine führt zu seinem Herrchen oder Frauchen und die andere zum Hundetrainer. Die doppelte Leinenführung dient in erster Linie der Sicherheit aller Beteiligten, da der Hund so daran gehindert werden kann, vors oder unters Pferd zu laufen. Außerdem lernt der Hund direkt, den richtigen Abstand zum Pferd und somit auch seinem Besitzer einzuhalten. Die meisten Hunde haben sehr viel Spaß bei der Reitbegleithundeausbildung. Auch für Pferde ist das Ganze nach der ersten Gewöhnungsphase häufig ein echter Gewinn. Auch Tiere im Pferderennsport werden häufig mit Begleithunden trainiert, um sie auf sogenannte Head-to-Head-Rennen vorzubereiten. Nachdem die Grundschritte der Erziehung abgeschlossen sind, kann der Hund auch kleinere Assistenz-Aufgaben, beispielsweise das Aufheben heruntergefallener Handschuhe, übernehmen. Da die ersten Trainingseinheiten einem unerfahrenen Hund ein hohes Maß an Konzentration abverlangen, dauern die individuellen Übungseinheiten in der Gruppenstunde in der Hundeschule „Lieblingsviecher“ von Nicole Brinkmann nur jeweils 10 bis 15 Minuten.

Die Grunderziehung

Neben den Standardkommandos wie „Sitz“, „Platz“ und „Bleib“ empfehlen sich für die Ausbildung zum Reitbegleithund weitere Kommandos, die einen späteren Ausritt erleichtern. Generell werden alle Kommandos zunächst mit den Tieren individuell trainiert: Das Pferd wird beispielsweise an die einhändige Zügelführung gewöhnt. Der Hund beherrscht im Idealfall die Kommandos aus dem „Hunde-Kindergarten“ relativ sicher, bevor er unter anderem Richtungsanweisungen lernt.

Die nachfolgenden Kommandobezeichnungen sind lediglich Vorschläge, letztendlich sollte jedes Hund-Mensch-Paar die passenden Ausdrücke für sich finden. Neben­ dem Kommando „Bei Fuß“, das bedeutet, dass der Hund auf der linken Seite auf Beinhöhe in Leinenführung geht, empfiehlt sich ein Kommando für dieselbe Übung auf der rechten Seite. Manchmal ist es für den Hund angenehmer, auf einer bestimmten Seite­ zu laufen, beispielsweise weil er dann auf Gras statt Asphalt laufen kann. Und auch für bestimmte Gefahrenkommandos empfiehlt sich ein Seitenwechselkommando. Dieses lässt sich gut am Fahrrad einüben, da die Posi­tion des Reiters der des Radfahrers ähnelt­. Zunächst führt ein Helfer den Hund von der einen zur anderen Seite, damit dieser den Bewegungsablauf des Wechsels mit Abstand­ zu den Hinterhufen des Pferdes lernt. „Die meisten Hunde lernen diesen Seitenwechsel schnell, und auch der Großteil der Pferde akzeptiert den seitenwechselnden Hund problemlos“ erklärt die Hunde- und Pferdetrainerin. Absolut tabu ist in jedem Fall der Wechsel vor oder unter dem Pferd.

Ein Kommando zum „Warten“ oder „Bleiben­“ ist in der Praxis äußerst nützlich, beispielsweise für die sichere Straßenüberquerung: Der Hund wird abgesetzt, während der Reiter mit dem Pferd am Straßenrand die Lage überblickt und dann erst den Hund mit über die Straße nimmt. Für die meisten Hunde­ ist diese Übung gar nicht so leicht, weiß Nicole Brinkmann: „Besonders Hüte­hunde haben den Impuls, sich bewegenden Tieren zu folgen. Um diesen Impuls zu kon­trol­lieren, empfehlen sich Übungen, bei denen­ der Hund an der Stelle bleibt, obwohl sich das Pferd bewegt­. Dadurch lernt der Hund, nicht jeder Bewegung des Pferdes zu folgen.“

In vielen Sparten des Hundesports, unter anderem dem Agility oder dem Hütetraining, wird der Hund durch Kommandos quasi ferngesteuert – nach vorne, hinten, links und rechts. Auch als Reitbegleithund ist dies sehr angenehm und mit Freiheiten für den Hundehalter und den Hund selbst verbunden. Auf engen Reitwegen entstehen teilweise Situationen, in denen der Hund entweder voraus- oder zurückgeschickt werden sollte, damit genug Abstand zwischen den Tieren bleibt. „Das Vorausschicken fördert zudem das Vertrauen zum Menschen, und die Hunde sind teilweise sichtlich stolz, ausnahmsweise die Führposition übernehmen zu dürfen“, so die Expertin. Auch bei schnelleren Gangarten, besonders bei einem flotten Galopp, hat Nicole Brinkmann den Hund lieber vor sich: „Zunächst aus ganz praktischen Gründen, da ich so den Hund im Blick habe. Außerdem sind Hütehunde oder Jagdhunde darauf gezüchtet, Tiere von hinten zu treiben beziehungsweise zu jagen. Um diese Verhaltensmuster gar nicht erst auszulösen, schicke ich den Hund lieber voraus.“

… in der aktuellen Mein Pferd lesen Sie viele Tipps, damit Sie bald einen entspannten Ausritt mit Hund und Pferd genießen können.

 

 

 

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