Es gehört zu den grundlegenden Dingen bei der Pferdepflege und sollte täglich getan werden: das Putzen. Doch wofür ist es noch gut, neben der Reinigung? Und wie geht man dabei richtig vor? Wir sprachen mit Ausbilderin und Trainerin Nadine Pietschmann, wieso sie ihren Schülern als erstes das richtige Putzen beibringt, bevor sie in den Sattel steigen dürfen
Interview: Jessica Classen | Fotos: Daniel Elke
Weshalb sollten Pferde geputzt werden?
Das Putzen ist zum einen wichtig, um Schmutz und Staub aus dem Fell zu entfernen. Bevor Sie einen Sattel auflegen, muss die Stelle, auf der er aufliegt, gründlich gereinigt worden sein, andernfalls kann es zu schmerzhaften Druckstellen für das Pferd kommen; im fortgeschrittenen Stadium schwellen diese Stellen sogar an. Im schlimmsten Fall hat das Pferd offene, eitrige Wunden, bei denen nur ein Tierarzt helfen und das Pferd tage- oder sogar wochenlang nicht geritten werden kann, weil es einfach zu schmerzhaft wäre. Deshalb ist es das A und O, sein Pferd besonders vor dem Reiten gründlich zu putzen. Außerdem dient es auch der Bindung zwischen Mensch und Pferd: Es ist für das Pferd eine angenehme Massage und hat einen ähnlichen Stellenwert wie das gegenseitige Kraulen, also die Fellpflege innerhalb der Herde. Dadurch lernen Reiter das Pferd schon vor dem Reiten kennen, und beide können sich so miteinander vertraut machen. Das Putzen ermöglicht uns Menschen zudem, einen Überblick über die Gesundheit unseres Pferdes zu behalten: Verletzungen, Schwellungen und kleinere Blessuren fallen uns schneller auf, wenn wir gewissenhaft putzen und nach jedem Bürstenstrich eventuell auch mal mit der Hand nachstreichen. Veränderungen am Fell und den Hufen können Ihnen ein Hinweis auf Krankheiten geben, und so können Sie die Verletzungen rechtzeitig behandeln.
Wo und wie wird ein Pferd geputzt?
Das Pferd in der Box zu putzen ist ungesund, weil der Schmutz auf das Einstreu und Heu fällt, dadurch die Staubbelastung für das Pferd stärker ist und es den Schmutz über das Futter aufnimmt. Der Striegel kann – außer an Kopf und Beinen, hier eignet sich die Kardätsche – überall genutzt werden. Nehmen Sie zuerst den Striegel oder die Kardätsche, um den gröbsten Schmutz zu entfernen, anschließend eine Wurzelbürste für den Staub. Gehen Sie dabei immer mit dem Strich des Fells und nie dagegen. Besonders wichtig ist, dass Sie das Auskratzen der Hufe nicht vergessen: Hier können kleine Steinchen zurückbleiben, die schmerzhaft beim Gehen sind.
Was gehört in einen gut gefüllten Putzkoffer?
Erforderlich ist vor allem, dass jedes Pferd sein eigenes Putzzeug hat. So verhindern Sie, dass Sie Hautkrankheiten wie Pilz an andere Pferde weitertragen. Ein Putzkoffer sollte gleichzeitig stabil und leicht zum Transportieren sein; außerdem geräumig, damit alles untergebracht werden kann. Unbedingt hinein gehören ein Hufkratzer, ein Mähnenkamm, ein Gummistriegel, eine Kardätsche, eine Wurzelbürste, eine weiche Bürste für den Kopf und ein Schweißmesser. Ein Schwamm, Massagebürsten, ein Putzhandschuh oder verschiedene Fell- und Mähnensprays können auch hinzugefügt werden, sind aber kein Muss.