Text: Julia Schay-Beneke | Foto: Daniel Elke

Früher kam das Pferd zum Schmied, heute kommt der Schmied zum Pferd. Auf knapp 5 Quadratmetern haben die neun Handwerker der Hufbeschlagschmiede Ottofülling in ihren Transportern alles, was sie brauchen, inklusive Hufeisen aller Größen und einem Mini-Gasofen.

Über zwei Stunden haben wir an diesem Wintertag Mitte Januar für unsere Anfahrt gebraucht, um Tim Buss am Reitstall Gut Blee in Monheim am Rhein zu treffen. Was normalerweise von Köln aus ein Katzensprung ist, war heute bei Schnee, Eis und Verkehrschaos eher ein Himmelfahrtskommando. Als wir bei eisigen Temperaturen endlich ankommen, ist der Hufschmied von der Hufbeschlagschmiede Ottofülling in Lindlar schon da. Für ihn sind solche Widrigkeiten nicht ungewöhnlich, schließlich ist er die ganze Woche bis zu zehn Stunden pro Tag mit seinem Transporter in Nordrhein-Westfalen unterwegs, um Pferde zu beschlagen.

In der Stallgasse steht bereits die 11-jährige Sabrina, eine brave Rheinländer-Stute, die von ihrer Besitzerin Nicole Jacob­ vor etwa einem Jahr aus dem Schulbetrieb übernommen wurde. „Ich wollte sie wieder in Schuss bringen“, erzählt sie, „aber sie ist immer wieder lahm.“ Aus diesem Grund hat sich für heute neben Tim Buss auch die Tierärztin ange­kündigt, die einige Röntgenbilder von den Beinen machen wird. Tim Buss ist sich jedoch bereits im Vorfeld schon sehr sicher, dass bei Sabrina eine Hufknorpelverknöcherung und ein Hufrollensyndrom vorliegen. Hier wäre ein orthopädischer Beschlag die richtige Maßnahme. „Aber damit nehme ich immer einen Eingriff an der Stellung und Muskulatur vor“, warnt er, „deswegen muss abgeklärt werden, ob so ein orthopädischer Beschlag angezeigt ist.“ Im Vorfeld hat er bereits die Eisen gelöst, den Huf bearbeitet, beschnitten und geraspelt. Nun liegen die Eisen im Ofen, Sabrina wartet – während die Tierärztin aus Kaarst sich ebenfalls ihren Weg durch die winterlichen Straßenverhältnisse bahnt.

Ein kleines Zeitfenster für Tim Buss also, um uns zu erzählen, wie er Hufschmied geworden ist. Der 36-Jährige aus Lindlar arbeitet bereits­ seit 15 Jahren bei Ottofülling – im Team mit acht anderen Hufschmieden. „Ich bin mit Pferden aufgewachsen“, erinnert er sich. „Meine­ Eltern hatten einen kleinen Bauernhof, da standen auch zwei Pferde.“ So entstand der Wunsch, auch beruflich etwas mit Pferden zu machen. Außerdem habe er sich immer gerne handwerklich betätigt, da lag der Beruf Hufschmied fast auf der Hand: „Immer wenn der Hufschmied da war, war ich fasziniert und habe geholfen. Mit 15 habe ich dann das erste Praktikum gemacht.“

…von Fortbildungen und einem gewissen Arbeitsrisiko lesen Sie in der März-Ausgabe.

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