In meinPferd lesen Sie, was hinter Fehlstellungen und andere Störungen am Huf steckt und wie sie korrigiert werden. Bei einem Pferd mit Hufrehe ist eine besonders durchdachte Hufbearbeitung gefragt. DIfHO-Huforthopädin Lisa Packebusch erklärt hier, worauf es dabei ankommt.

Akut oder chronisch?

Bei einer Hufrehe muss man zuerst klären, ob es sich um eine akute oder eine chronische Hufrehe handelt. Dabei hat der Begriff „chronisch“ nichts mit der Zeit zu tun, sondern mit der Lageveränderung der Hornkapsel zum Hufbein. Bei einer akuten Hufrehe kann der Bearbeiter, wenn das Pferd die Hufe noch gibt, die Hebel aus den Wänden nehmen und die Tragrandhöhe reduzieren. So lässt sich der Zug und Druck auf die Wandlederhaut, die bei der Rehe erkrankt ist, verringern.

Danach legt man im Akutfall ein Hufpolster an, sodass Sohle und Strahl gleichmäßig belastet werden und der Tragrand und die entzündete Lederhaut entlastet werden. In der neueren Literatur wird mittlerweile auch medizinisch in dieser Phase von einem Beschlag abgesehen und lieber ein Stirudorpad unter den Huf verbracht. Die Rehegipse mit hinten hochgestellten Trachten sind nach wie vor weit verbreitet – für Lisa Packebusch vollkommen unverständlich. Denn durch das Hochstellen werde der Druck auf die erkrankte Zehenwand erhöht und die Blutzufuhr über die von hinten kommenden Arterien beeinträchtigt.

Wenn der akute Schub überstanden ist, gilt es den Huf wieder in eine physiologische Form zurückzubringen. Da oftmals der Hufbeinträger verbreitert ist und keine gute Verbindung mehr hat, muss man sich Gedanken dazu machen, welche Wandanteile erhalten bleiben können und welche nicht. Das plumpe Kappen der Zehe ist dabei meistens nicht die Lösung. Dadurch, dass oft die Zehenwand am meisten von der Rehe betroffen und somit am wenigsten tragfähig ist, wird diese geschont und die Belastung hauptsächlich auf die Seiten- und Trachtenwände gebracht.

Das betroffene Pferd läuft oft in Trachtenfußung. Durch die vermehrten Wachstumsreize und den verminderten Abrieb der Trachten kommt es zu einem Anstauen derselben. Hier muss der entstandene Druck durch aktives Abreiben verringert werden. Des Weiteren geht es darum, die wegdriftende, schnabelnde Zehe wieder tragfähig zu gestalten. Die Rehabilitation von Rehehufen dauert lange, da der Huf mindestens ein- bis zweimal durchwachsen muss. Durchschnittlich wächst ein Huf acht bis zwölf Zentimeter im Jahr, je nach Haltung des Pferdes. Bei Rehehufen ist es jedoch oft so, dass die Hornproduktion am Anfang nicht richtig in Schwung kommt und danach der Huf viel schneller wächst als normal. 14 bis 24 Monate sind ein realistischer Zeitraum für die Rehabilitation.

Wichtig:

  1. Jeder Huf muss immer individuell verstanden und bearbeitet werden. Diese Hinweise können daher nicht pauschal angewendet werden.
  2. Die Hufbearbeitung ist immer abhängig vom individuellen Zustand der Hufe und des erkrankten Pferdes.  Zwischen den folgenden Bildern liegen zwei Jahre. (Fotos: Angelika Engelmann)

 

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