Text: Lara Wassermann, Alexandra Koch, Carolin Müller Foto: www.Slawik.com
Kräuter waren für Pferde von jeher ein natürlicher Bestandteil des Futters. Heute machen moderne Haltungsformen das Zufüttern zu einer echten Herausforderung. Wer sich mit Kräuterkunde befasst, kann jedoch viel gewinnen
Gesundes Futter mit Tücken
Vom Kraut selbst und nicht zuletzt dem Ge- sundheitszustand des Pferdes hängt ab, ob Kräuter bestimmte Gesundheitsstörungen abmildern oder heilen können. „Kräuter können hohe Eiweißgehalte haben, sie können Mineralstoff-Akkumulatoren und sie können Wirkstoffe enthalten. Je nach Dosis kann das heilend oder auch vergiftend sein – die Dosis macht’s“, stellt Dr. Renate Vanselow fest. So ist Klee, in Maßen gegeben, ein gutes Eiweißzufutter, bei mehr als 30 Prozent in der Gesamtration ist jedoch mit hartnäckigem Sonnenbrand auf unpigmentierten Hautpartien zu rechnen sowie mit Störungen des Hormonspiegels. Schwere Vergiftungen kann bei einer zu hohen Dosierung indes Vogelwicke hervorrufen, auch wenn das Kraut teilweise gezielt als Eiweißlieferant angesät und auch gefüttert wird.
Insbesondere Hahnenfuß, Sumpfschachtelhalm und Kreuzkrautarten wie Jakobskreuzkraut wachsen auf vielen Pferdeweiden und sind giftig. Die Kreuzkrautgifte werden in der Leber gespeichert und verlieren auch im Heu nicht ihre Giftigkeit. „Bei Zukauf von Heu sollte man sich genau nach den Bestandteilen erkundigen und ermitteln, woher das Heu stammt“, rät Ingolf Bender. Vorsicht sei aber auch bei Ödlandflächen oder sogenannten Stilllegungsflächen geboten. Kennt der Verkäufer auf Befragen das Kreuzkraut nicht, dann lässt dies laut dem Experten ebenfalls nichts Gutes vermuten.
Kleine Helfer, große Wirkung
Doch so viele toxische Kräuter auch auf den Weiden wachsen, so viele gesundheitsfördernde Arten hält die Natur im Gegenzug bereit. Zu ihnen zählen Bärlauch, Löwenzahn, Brennnessel, Weißdorn, Schafgarbe und Spitzwegerich. „Aus dem Spitzwegerich lässt sich zusammen mit Honig ein wirksamer Hustensirup kochen“, verrät Ingolf Bender. Verdauungsstörungen kann man hingegen mit selbst gemachtem Schafgarbentee wirksam auf den Pelz rücken.
Hochwertige Kräuter können als positive Geschmackskomponente zudem den Appetit des Pferdes steigern, wie wissenschaftliche Untersuchungen mittlerweile ergeben haben. Besonders für gestresste Pferde nach Transporten oder bei Turnieren greifen Pferdehalter immer öfter auf eine Kräutergabe zurück, die sie dem Kraftfutter beimischen. „Die Grenzen zwischen Medizin und Naturkunde sind in der Praxis fließend“, meint Ingolf Bender. Üblicherweise würden Kräuter als reines Futtermittel angesehen – doch ihre therapeutische Wirkung sei nicht zu unterschätzen, sagt der erfahrene Experte.
Was hilft wobei?
A wie Aloe und Arnika
Der Saft der Aloe wirkt, in Salben und Gelen verarbeitet, abschwellend und schmerzlindernd bei Wunden- und Narbenbehandlung. Sie kann beim Pferd bei Ekzemen, Verbrennungen und aufgrund ihrer kühlenden Wirkung vor allem bei Sonnenbrand, der häufig bei Schimmeln vorkommt, eingesetzt werden. (FN: im Wettkampf verbotene Substanz)
Arnika ist ein klassisches Arzneimittel. „Zur Behandlung schlecht heilender Wunden und Geschwüren wählt man Kräuter, die immunstimulierende, antimikrobielle, entzündungshemmende und wundheilungsfördernde Eigenschaften aufweisen wie speziell Arnika, Bockshornklee, echte Kamille und die Ringelblume“, erklärt Michaela von Zerssen, eine erfahrene Phytotherapeutin und Heilpraktikerin für Pferde. (FN: Karenzzeit 48 Stunden)
B wie Brennnessel
Auch wenn Pferde Brennnesseln auf der Weide in frischem Zustand meist stehen lassen, können sie als Medizin wirksam sein. Abgemäht und getrocknet, brennen sie nicht mehr und können unter das Futter gemischt werden. Dort wirken sie vor allem bei älteren Pferden als Kräftigungsmittel. Außerdem können bei Sommerekzem betroffene Stellen mit einem Sud aus Brennnesseln behandelt werden. (FN: Karenzzeit 48 Stunden)
Weitere Informationen finden Sie in der Mein Pferd 2/24.