Wie füttere ich mein Pferd im Sporteinsatz richtig? Diese Frage stellen sich Pferdebesitzer immer wieder. Denn was genau über den Erhaltungsbedarf hinaus gefüttert werden sollte, scheint teilweise an eine Wissenschaft zu grenzen

Wichtig ist, dass auch für Athleten immer die Fütterung von Raufutter, sprich hochwertigem Heu, im Mittelpunkt stehen sollte. Darüber hinaus gibt es aber für die Fütterung von Sportpferden je nach Intensität des Einsatzes noch einiges zu beachten.

Leistungsbedarf ermitteln

„Der Leistungsbedarf des Pferdes lässt sich aus Informationen zur Körpermasse, Dauer der Arbeitsperiode, Gangart und gegebenenfalls auch zur Herzfrequenz ableiten“, erläutert Prof. Dr. med. vet. Manfred Coenen, der über Jahre Dekan des Instituts für Tierernährung an der Uni Leipzig war.

Die veränderte Fütterung für Sportpferde muss langsam vorbereitet werden. An neue Fütterungsroutinen sollte jeder Pferdehalter langsam und Schritt für Schritt herangehen. Bei Jungpferden sollten immer auch die essentiellen Aminosäuren, die das Pferd zum Muskelwachstum benötigt, aber nicht selbst herstellen kann, schrittweise erhöht werden. In Futtermischungen für Jungpferde wird zu diesem Zweck häufig Sojaschrot eingesetzt.

Den ganzen Tag über Heu

Heu ist das A und O der Fütterung. Wenn der Magen des Pferdes leer ist, greift Säure an. Vor allem, wenn das Pferd unter starker Belastung im Training oder sportlichen Einsatz ist, kann das passieren. „Daher sollte dem Pferd vor dem Training immer ein wenig Heu gegeben werden“, erklärt Tierarzt Prof. Dr. med. vet. Manfred Coenen. „Der beste Säure-Puffer ist Raufutter.“

Daher sollte auch ein Sportpferd immer Heu bzw. alternativ zum Teil auch Stroh zur Verfügung haben. Fresspausen sollten niemals zu lange dauern, das überanstrengt den empfindlichen Verdauungsapparat. Daher ist es am besten, wenn das Pferd wirklich rund um die Uhr Zugang zu hochwertigem Heu hat. Professor Coenen empfiehlt, für Pferde im Leistungssport energiereicheres Heu zur Verfügung zu stellen und nicht den Mehrbedarf ausschließlich mit Kraftfutter zu decken. Eine Heuanalyse gibt über die genaue Zusammensetzung Auskunft.

Kraftfutter und Zuckergehalt

Ein Sportpferd benötigt Kraftfutter. Aber wie viel ist gut und was ist zu viel des Guten? Diese Frage hat sich wohl jeder Pferdebesitzer schon gestellt. Denn zum einen unterstützen wir mit Kraftfutter das Sportpferd, zum anderen sind Stärke und Zucker, die im Kraftfutter(mischungen) in hohem Maße enthalten sind, stark säurefördernd. Daher sollte darauf geachtet werden, dass der Stärke- und Zuckergehalt im Futtertrog so gering wie möglich gehalten wird. Fütterungsexpertin Dr. Julia Mack sieht zwei Gramm pro Kilo Körpermasse des Pferdes pro Mahlzeit als ausreichend an.

Kraftfutter sollte immer in Kombination mit Raufutter gefüttert werden, sodass ausreichend Kaubewegung während des Fressens vorhanden ist. Zunächst also das Raufutter und dann erst das Kraftfutter. Die Körner des Kraftfutters werden teilweise nur unzureichend gekaut, was wiederum eine geringe Speichelproduktion verursacht.

Elektrolyte und Wasser

Jegliche Muskelarbeit geht einher mit dem Verlust an Wasser und Elektrolyten. Bei Sportpferden ist dies generell, aber insbesondere in der warmen Jahreszeit, der Fall. „Der Organismus des Pferdes kann den Verlust dauerhaft nicht intern kompensieren“, gibt Manfred Coenen zu bedenken. „Die Leistungsfähigkeit des Pferdes wird beeinträchtigt, wenn die Wasserverluste im Körper auf über sechs bis acht Prozent, was einem Körpermasse-Verlust von vier bis fünf Prozent entspricht, steigen.“

Über den Schweiß werden zudem Elektrolyte in hohem Maße abgegeben. Neben Dehydration können auch Überhitzung, Muskelkrämpfe und Zwerchfellflattern zu den Folgen zählen. „Fakt ist, nach einer hohen Anstrengung müssen die Defizite kompensiert werden“, betont Coenen. „Es muss eine Korrektur des Säuren-Basen-Status erfolgen. Der optimale Kalium-Lieferant ist Raufutter, das wie bereits erwähnt immer – aber besonders nach intensiven Arbeitsperioden – angeboten werden sollte. Zudem kommt natürlich Salz in Form eines Lecksteins ins Spiel. Er führt zur Aufnahme von Natrium und Chlorid. Durch das Salz wird die Wasseraufnahme angeregt, was wiederum das Wasserdefizit verringert.“ Bei Sportpferden kann es jedoch zu solch starken Salzverlusten kommen, dass der Leckstein nicht mehr ausreicht und zusätzlich Viehsalz eingesetzt werden muss. Dieses wird ins Kraftfutter gegeben. Auch salzhaltiges Wasser trägt zur schnellen Kompensation der Verluste bei, erklärt Coenen.

Auf Probleme achten

Stressbedingt kommt es bei Sportpferden teilweise zu Problemen mit dem Magen, die schlimmstenfalls in Magengeschwüren enden können. Wichtig ist, derartiger Symptomatik, die sich teils nur durch Widerwilligkeit beim Nachgurten oder vermehrtes Gähnen zeigt, nachzugehen und frühzeitig entgegenzuwirken. Expertin Dr. Julia Mack erklärt, dass vor allem Pferde mit wenig Weidegang darunter leiden. „Häufig sind das auch Sportpferde, die durch Transport, neue Umgebung und die Turnieratmosphäre unter Stress stehen.“ Sie betont, dass neben verringerten Stehzeiten und viel Bewegung (vor allem auf der Weide) auch eine Anpassung der Fütterung vorbeugend oder zur Nachbehandlung neben den tierärztlichen Maßnahmen eingesetzt werden kann. Schützen können zum Beispiel Leinsamen mit ihrer Schleimschicht, die als Mash in Kombination mit Haferflocken gern vom Pferd gefressen werden.

Eine angepasste Fütterung kann in Kombination mit Medikamenten derartiger Problematik langfristig entgegenwirken. „Pelettierte Luzerne ist bei dieser Fütterung oft im Gespräch“, erklärt Mack. Wichtig ist zudem, ausreichend Raufutter zu geben. Ein Teil des Kraftfutters sollte bei Magenproblematik auf jeden Fall durch Pflanzenöle ersetzt werden.

Angepasste Fütterung

Schwierigkeiten können sich auch ergeben, wenn das Pferd immer weiter zunimmt und im schlimmsten Fall adipös wird. Bei einer zu großen Aufnahme von Kraftfutter bei gleichzeitig zu geringem Bedarf dafür ist dies keine Seltenheit. Immer wieder können Sportpferde – insbesondere im Breitensport-Bereich – beobachtet werden, die deutlich ein paar Kilo zu viel auf den Rippen haben. Schlimmstenfalls drohen dann Stoffwechselerkrankungen wie Equines Metabolisches Syndrom (EMS) und Morbus Cushing. Ursache ist ein Zuviel an Stärke und Zucker. „Bei einer Neigung zu Übergewicht muss die Kraftfuttergabe weitgehend heruntergeschraubt werden. Auch beim Heu ist darauf zu achten, dass das Pferd nicht zu viel zu schnell frisst, was durch ein engmaschiges Netz gesichert werden kann“, erklärt Fütterungsexpertin Dr. Julia Mack, die viele Jahre fürs Bayerische Haupt- und Landgestüt Schwaiganger arbeitete.

Bei verletzungsbedingten Pausen ist es enorm wichtig, das Pferd angepasst zu füttern und damit auf jeden Fall die Kraftfuttermenge nach unten zu schrauben. Dies gilt auch beim Abtrainieren zu Beginn des Rentenalters. Mineralfutter sollte dann unabhängig vom Kraftfutter gegeben werden. Falls das Pferd zuvor mit einer Mischung gefüttert wurde, müssen die Mengen geprüft und angepasst werden. Beim Übergang ins „Rentenalter“ sollte die Umstellung sehr langsam vonstattengehen. „Es ist immer sinnvoll, bereits während des Einsatzes als Sportpferd so viel Raufutter wie möglich zu geben, dann fällt auch die Umstellung leichter“, so Dr. Mack.

Angepassten Futterplan erstellen

Wenn ein Pferd im sportlichen Einsatz ist, muss der Futterplan in jedem Fall überarbeitet werden. Sinnvoll ist, diesen mit der Hilfe von Experten, etwas des behandelnden Tierarztes, zu erstellen.

Einige grobe Richtwerte stellt Prof. Coenen zur Verfügung. Unterschieden werden muss dabei zwischen Pferden mit geringer und mittlerer Arbeit (Freizeit-Turniersport, etwa bis Klasse L) sowie solchen im Leistungssport mit schwerer Arbeit. Grundsätzlich schätzen die meisten Pferdehalter den Bedarf ihrer Pferde oft zu hoch ein.

Text: Alexandra Koch     Foto: www.Slawik.com

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