Ein Stall, in dem keine Möhren und Äpfel gefüttert werden? Unvorstellbar. Und wie sieht es mit Melonen, Bananen oder gar Salat aus? Ein paar Tipps, welche Obst- und Gemüsesorten Pferde fressen dürfen und eine Antwort auf die Frage: Sollte altes Brot eher im Mülleimer statt im Futtertrog landen?
Kartoffeln für Pferde?
Früher war es durchaus üblich, Arbeitspferde auch mit stärkereichen Kartoffeln zu füttern. Bis zu 20 Kilogramm am Tag landeten damals im Trog. Rohe Kartoffeln enthalten viel Stärke – zu viel Stärke kann zu Verdauungsproblemen führen – und sollten nicht verfüttert werden. Gekochte Kartoffeln hingegen sind besser verdaulich und eiweißarm. Dennoch haben sie sehr viel Energie und eignen sich eher nicht für Pferde, außer man hat beispielsweise ein altes Pferd, das einen Energieschub dringend nötig hat. Dann aber bitte vorher mit dem Tierarzt sprechen, welche Futtermittel erlaubt und hilfreich sind!
Äpfel, Birnen und Co.
„Generell kann Obst an Pferde verfüttert werden, der Nährstoffgehalt von Obst ist aber relativ gering. So enthalten z. B. Äpfel 85 % Wasser, der Rest sind Zucker und Pektine, der Mineralstoffanteil ist nur gering. Der Gehalt an wasserlöslichen Vitaminen ist ähnlich wie bei Wurzeln und Knollen. Da Obst sehr zuckerhaltig ist, sollte man es bei Pferden mit Stoffwechselstörungen nur als Leckerli einsetzen“, rät Futterexperte Otfried Lengwenat und weiß auch, warum Äpfel am häufigsten im Pferdetrog landen. „Äpfel machen die geringsten Probleme, bei Birnen kommt es häufiger zu Blähungen, Bananen sind OK.“ Ein bis zwei Kilogramm Äpfel dürften keine Probleme machen, bei größeren Mengen sollte man langsam anfüttern und das Pferd beobachten, empfiehlt Lengwenat. In kleinen Mengen und eher selten verfüttert sind auch Mandarinen und Orangen erlaubt, auch ein paar Stücke Wassermelone (ohne Schale) dürfen als Leckerli gegeben werden. Ganz wichtig: Nur reifes, nicht fauliges oder von Würmern oder anderen Insekten befallenes Obst verfüttern! Und im Hochsommer auf Wespen achten!
Nicht füttern sollte man Steinobst wie Pflaumen, Pfirsichen oder Kirschen. Nicht nur der Kern ist gefährlich, da er zu einer Schlundverstopfung führen kann, diese Obstsorten gären stark und können Verdauungsprobleme bis hin zu einer Kolik verursachen. Ebenfalls sollte man auf das Füttern von süßen Weintrauben, Beeren und Ananas verzichten, da sie einen so hohen Zuckergehalt haben, das sich dies negativ auf die Verdauung auswirken kann (Bildung von Hefepilzen im Darm).
Mundgerecht geschnitten?
„Sehr klein geschnittene Möhren oder ganze Möhren machen am wenigsten Probleme. Anders sieht es aus, wenn man Möhren in mittelgroße Stückchen (ca. 5 Zentimeter lang) schneidet. Dies kann zu Schlundverstopfungen führen“, warnt Otfried Lengwenat. Dasselbe Problem kann auch bei grünen, kleinen Äpfeln auftreten, die von Pferden oft nicht gekaut und im Ganzen heruntergeschluckt werden. Entweder sehr klein schneiden oder besser die Früchte ganz lassen. Besteht bei Pferden auf dem Paddock die Gefahr, dass sie zum Beispiel den ganzen Apfel aus der Krippe holen und auf dem Boden klein beißen, könnten sie Sand und Erde beim Fressen aufnehmen – das sollte man beim Füttern bedenken.
Bei Fohlen und Pferden im Zahnwechsel sollte man Obst bzw. Gemüse niemals zusammen mit Kraftfutter füttern. Die sperrigeren Obst- und Gemüsestücke könnten mit dem leichter zu schluckenden Kraftfutter einfach herunter- geschluckt werden – Schlundverstopfungen können auch hier die Folge sein.
Brottrunk – was ist das eigentlich?
Steckt im Brottrunk, der so gesund sein soll, tatsächlich Brot? Ja, und zwar ein Vollkornbrot. Zusammen mit Quellwasser kommt das Brot für einige Monate in große Gärtanks. Dabei entsteht Vitamin B12, welches u.a. das Immunsystem unterstützt, und „Brotsäurebakterien“, die sich aus verschiedenen Milchsäurebakterienstämmen zusammensetzen. Diese können im Körper zum Beispiel Gewebemilchsäure abbauen, unerwünschte Hefepilze im Darm normalisieren oder Krankheitskeime abtöten. Der Darm kann Nährstoffe besser aufnehmen.
Brot
„Frisches Brot sollte nicht verfüttert werden, da es zu Blähungen kommen kann. Aber getrocknetes, schimmelfreies Brot ist als Leckerli besser als zuckerhaltige Produkte“, weiß Otfried Lengwenat. 100 Gramm pro 100 Kilogramm Lebendmasse des Pferdes können an einem Tag problemlos gefüttert werden – vorausgesetzt, dass Pferd kann das Brot gut kauen und hat keine Zahnprobleme bzw. frisst so hastig, dass es ganze Brocken hinterschlingt. Wer größere Mengen verfüttert, sollte dann allerdings die Ration anpassen. „Bei über einem Kilogramm sollte man es in die Berechnung der Ration mit aufnehmen: Es kann energetisch ca. ein Kilogramm Hafer ersetzen“, erklärt der Fütterungsexperte.
Gemüseplatte
Möhren haben einen hohen Zuckergehalt, wirken appetitanregend und sind reich an ß-Carotin – gut für Pferde mit wenig Weidegang! Als Wunderknolle wird die Rote Beete gerne bezeichnet – und das zu Recht. Sie hat einen hohen Eisengehalt (blutbildend), enthält Kalzium (gut für Knochen und Zähne), Magnesium und Kalium (Nerven und Muskeln), Kupfer (Knochenentwicklung, Immunabwehr), Mangan (Knochen, Knorpel, Bindegewebe, Fettstoffwechsel), Selen und Zink (Muskeln, Haut, Fell, Immunsystem). Zudem enthalten sie Vitamine, die das Immunsystem unterstützen und die Verdauung fördern. Darf auch normaler Salat in den Trog? Ja, diesen vertragen Pferde recht gut und viele fressen ihn auch gerne. Auf Kohl (blähende Wirkung), Zwiebeln, Tomaten, Gurken etc. sollte man besser verzichten, sie können zu Verdauungsstörungen führen.
Text: Kerstin Wackermann Foto: www.Slawik.com