Das kleine ABC des STOFFWECHSELS

Ein intakter Stoffwechsel ist die Grundlage für die ideale Futterverwertung. Mit einer präventiven Pferdefütterung mit natürlichem und gesundem Pferdefutter kann Stoffwechselproblemen vorgebeugt wer- den. Futterberaterin Julia Krug erklärt, wie Pferde bedarfsgerecht gefüttert werden.

Wieso bekommt das Pferd Fettpolster, während die Muskeln schwinden? Wieso hat es auf einmal Hufrehe, und wieso ist es nicht mehr so fit wie früher? Einige Pferdebesitzer müssen sich diese Fragen stellen, und die Antwort ist eine ähnliche, wie sie uns der Hausarzt auch geben würde: Das hat alles mit dem Darm und dem Stoffwechsel zu tun! Denn geht es dem Darm nicht gut, leidet der gesamte Körper darunter.

Dafür ist unter anderem der Stoffwechsel verantwortlich. Er bildet die Grundlage aller lebenswichtigen Prozesse im Körper. Er sorgt dafür, dass alle Nährstoffe dort ankommen, wo der Pferdekörper sie gerade benötigt. Ständig werden im Körper Stoffe aufgenommen, abgebaut, umgewandelt oder ausgeschieden.

Der Stoffwechsel

Der Stoffwechsel des Pferdes ist extrem komplex. Geschätzte 50 Billiarden Vorgänge pro Sekunde – so weit die Annahme. Aber wieso Annahme? Dieses biochemische Dauerfeuer im Körper arbeitet so schnell und komplex, dass man es bis heute gar nicht so genau quantitativ messen und auszählen kann. Gesteuert wird der Stoffwechsel, übrigens auch Metabolismus genannt, vom Hormon- und Nervensystem. Aber auch äußere Faktoren wie Temperatur, Stress oder Fütterung haben Einfluss. Können bestimmte Nährstoffe nicht aufgenommen oder verwertet werden, kommt es zu Störungen, und es muss mit gesundheitlichen Konsequenzen gerechnet werden. Gerät der Organismus in Schieflage, können Leber und Darm die Nährstoffe nicht mehr richtig verwerten und Giftstoffe nicht mehr abtransportiert werden. Der Darmstoffwechsel wird von Kohlenhydraten wie Stärke, Zucker und Rohfasern, von Eiweiß (Proteinen und Aminosäuren) sowie Fett, Mineralstoffen und Vitaminen genährt. Kohlenhydrate halten die Zellen am Laufen. Das gelingt nicht ohne Eiweiß, denn dieses ist verantwortlich für die Regeneration der Zellen. Fett kann aufgespalten und in Kohlenhy- drate verwandelt werden – Eiweiß bei Bedarf also auch. Sie sehen, das Thema ist komplex.

Stoffwechselerkrankungen erkennen

Stoffwechselerkrankungen beim Pferd treten erst dann auf, wenn es eigentlich schon „zu spät“ ist. Ist einmal eine Stoffwechselerkrankung aufgetreten, ist ein sorgfältiges Haltungs- und Fütterungsmanagement erforderlich. Das weiß auch Julia Krug, unabhängige Futterberaterin aus Hamm in Westfalen: „Symptome werden erst sehr spät erkannt, weil sich viel Pferdebesitzer nicht gut mit der Fütterung des Tieres auskennen. Treten Symptome auf, muss sofort gehandelt werden.“ Krankheiten beeinträchtigen nicht nur die Leistungsfähigkeit des Pferdes, sondern können auch sehr schmerzhaft sein und sogar zum Tod führen. Fettbildung am Körper, Störungen des Immunsystems, Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts, chronische Entzündungen oder Hormonstörungen sind nur einige Folgen einer Stoffwechselstörung. Man kann fast sagen, dass es unmöglich ist, eine Erkrankung zu finden, die nicht auf einen gestörten Stoffwechsel zurückzuführen ist. Schnell handeln ist leichter gesagt als getan. Denn mal eben schnell umstellen oder ein Präparat, welches verspricht, sofortige Abhilfe zu schaffen, das löst das eigentliche Problem nicht. „Man muss der Ursache auf den Grund gehen, bevor man das Problem lösen kann“, sagt die Futterexpertin. Oftmals liegt leider der Fehler beim Pferdebesitzer, auch wenn dieser es meist nur gut meint. „Das ist natürlich auch ein sensibles Thema“, so Julia Krug. „Man muss es jedoch offen ansprechen, damit es dem Tier wieder besser geht. Und richtig füttern ist eigentlich kein Hexenwerk.“

Heu ad libitum?

Ein gesundes und kräftiges Immunsystem trägt dazu bei, viele Krankheitserreger effektiver zu bekämpfen und Krankheitsverläufe zu verkürzen. Hat das Pferd einen abwehrstarken Organismus, äußern sich Krankheitssymptome milder, und Krankheitsausbrüche werden einfacher verhindert. „Als Grundlage für ein gesundes Pferd gelten regelmäßige Bewegung – und davon auch nicht zu wenig –, klimatische Reize, wenig Stress und eine ausgewogene Ernährung; eben genauso wie bei uns Menschen“, erklärt die Futterexpertin. Das wird aber häufig unterschätzt. „Es kam schon vor, dass mich verzweifelte Pferdebesitzer anriefen, die meine Hilfe brauchten. Bei der Erstellung der Anamnese kam heraus, dass das Pferd einen deutlichen Überschuss an Eiweiß hatte. Das lässt sich vermeiden“, so Julia Krug. Die Grundlage eines guten Futters ist hochwertiges Heu, welches nicht staubt und vor allem nicht feucht oder verfärbt ist. „Auch ist es für den Verdauungstrakt des Tieres angenehmer, wenn das Heu strukturreich ist“, rät die Expertin. Wie viel Raufutter das jeweilige Pferd bekommen sollte, kann man auch nicht pauschal sagen. Nicht jedes Pferd kommt damit zurecht, ständig Heu in unbegrenzter Menge zur Verfügung zu haben. Das hängt von einer Reihe Faktoren ab, wie beispielsweise Bewegung, Haltungsform und Rasse.

Früher wurden Pferde hauptsächlich als Nutztiere gehalten und überwiegend mit Raufutter versorgt. Die tägliche Futterration wurde der Arbeit angepasst. Wer schwere Ackerarbeit leistete, bekam zusätzlich Hafer gefüttert. „Der Verdauungstrakt des heute domestizierten Pferdes ist mit Leckerchen, Müslis und anderem Mischfutter einfach überfordert“, bestätigt Julia Krug. Warmblüter neigen weniger dazu, Adipositas zu entwickeln, als Robustrassen wie Haflinger oder Tinker. Ältere Pferde haben meist einen höheren Bedarf an Mineralien, Vitaminen und Spurenelementen, welcher gedeckt werden sollte. „Die Versorgung mit einem bedarfsgerechten, qualitativ hochwertigen Mineralfutter sollte ebenfalls sichergestellt sein“, sagt Julia Krug. Heu reicht für die optimale Versorgung je- doch meist nicht aus, da insbesondere der Spurenelementgehalt in den Böden starken Schwankungen unterliegt. Auch wächst nicht mehr diese Kräutervielfalt, wie sie die Pferde einst gewöhnt waren. Das süße deutsche Weidegras wird von Pferden natürlich gerne gefressen. „Sie müssen sich vorstellen, dass Sie Ihrem Pferd genauso gut eine Tüte Würfelzucker hinstellen könnten“, warnt Julia Krug. Dieser Zucker begünstigt jedoch die Entstehung einer Stoffwechselkrankheit bei Pferden. Diese zu zuckerhaltige Fütterung kann die Darmflora ins saure Milieu verschieben. Dann spricht man von Azidose (=Übersäuerung). Dabei sterben gutartige, physiologisch vorkommende Darmbakterien und Immunzellen ab. Die Darmschleimhaut verliert ihre Schutzfunktion, sodass Stoffwechselprodukte und Toxine ungehindert in den Organismus eindringen können.

Stoffwechsel unterstützen

Für eine intakte Immunabwehr ist ein optimales Zusammenspiel von Vitaminen und Nährstoffbausteinen vonnöten. Vor allem während einer erhöhten Belastungsphase wie dem Fellwechsel kann ein Mangel durch ergänzendes Pferdefutter ausgeglichen werden. Aber Julia Krug warnt: „Es gibt so viele Zusatzmittel auf dem Markt, dass man schnell den Überblick verliert. Man darf nicht vergessen: Auch diese Zusätze sind keine Wunder- mittel und helfen dem Pferd nicht von heute auf morgen!“ Ist man sich unsicher, lohnt es sich, einen Profi zu Rate zu ziehen. „Ich rufe ja auch einen Sattler an, wenn ich wissen will, ob der Sattel noch passt. Wieso dann nicht auch eine Futterberatung in Anspruch nehmen?“, fragt Julia Krug lachend. Das Gleiche hat sie damals auch gemacht, als ihre Stute nach dem Abfohlen an Geburtsrehe litt: „Die Futterberaterin hat meiner Stute und damit auch dem Fohlen damals das Leben gerettet!“

Die Leber

Ein entgleister Stoffwechsel führt immer zu einer Dysbalance, die sich belastend auf Leber und Nieren auswirkt. Die Leber ist ein überle- benswichtiges Organ für Pferde. Oft belasten Medikamente das Organ, ebenso wie Schimmelbefall in Heu, Stroh oder Silage. Dies kann zu erheblichen Leberschädigungen führen. Wird also langfristig Grundfutter schlechter Qualität gefüttert, so kann dies eine Lebererkrankung mit sich bringen. Jakobskreuzkraut und Herbstzeitlose sind giftige Pflanzen, die auf Weiden gefunden werden und ebenfalls leberschädigend sind. Auch Eiweißüberschuss kann zu einer Überbelastung der Leber führen. Solche Leberbelastungen kommen mittlerweile immer öfter vor. Erhöhte Leberwerte im Blutbild und unspezifische Symptome wie Haut-, Fell- sowie Fellwechselprobleme, Appetitlosigkeit und Leistungsschwäche sind heute leider keine Seltenheit mehr.

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