Text: Inga Dora Schwarzer    Foto: imago images/Frank Sorge

Ein Leben im Offenstall stellt eine artgerechte Pferdehaltung dar. Doch wie wohl sich ein Pferd in einer WG fühlt, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Stall-Expertin Jenny Pohl klärt auf, worauf Sie als Pferdebesitzer achten sollten, damit Ihr Pferd in der Herde glücklich ist.

Ein Offenstall bietet Pferden eine Haltungsform, die sich am Vorbild der Natur orientiert. Im Idealfall kommt sie ihren natürlichen Lebensbedingungen am nächsten und befriedigt so alle ihre Bedürfnisse. „Die Tiere dürfen in einer Herde mit Artgenossen zusammen sein, können selbst entscheiden, wann sie sich drinnen und wann draußen aufhalten, wann sie fressen und wann sie spielen möchten. Als Wächter möchten Pferde zudem genau wissen, was um sie herum passiert, alles im Blick haben. Hinzu kommen ihr großer Bewegungsdrang und ein völlig anderer Schlaf-Wach-Rhythmus, als wir Menschen ihn haben. Ein Offenstall bietet außerdem Ruhezonen und lässt zugleich keine Langeweile entstehen“, erklärt Jenny Pohl, die in Bayern einen Zucht- und Pensionsbetrieb mit Offenställen und Paddock Trail führt.

Ein gutes Konzept

Durch die kontinuierliche Bewegung entwickeln die Vierbeiner ferner eine gute Grundkondition und eine intakte Verdauung. Durch das Leben im Freien ist ihr Immunsystem trainiert. Ständige Außenreize machen sie nervenstark und ausgeglichen. Es gibt also sehr viele Gründe, die dafür sprechen, Pferde in einem Offenstall zu halten. Doch dieser muss sehr gut geplant sein.

„Eine durchdachte Konzeption ist enorm wichtig! An erster Stelle steht genügend Platz“, sagt Pohl. Die Leitlinien zur Beurteilung von Pferdehaltungen unter Tierschutzgesichtspunkten, die als Auslauffläche bis zwei Pferde 150 Quadratmeter und für jedes zusätzliche Pferd 40 Quadratmeter empfehlen, würden nur einen groben Richtwert darstellen. „Studien haben gezeigt, dass deutlich mehr Raum erforderlich ist, um ein möglichst harmonisches Miteinander der Tiere zu ermöglichen. Erst bei einem Platzangebot von fast 350 Quadratmetern pro Pferd nähert sich das Aggressionslevel der Nulllinie an“, weiß sie.

Gleiches gelte für die Zahl der Fressplätze und Ausweichmöglichkeiten. Ein guter Offenstall müsse alles bieten, um einen Streit um Ressourcen (Raum, Futter, überdachte Liegefläche, usw.) möglichst nicht aufkommen zu lassen. „Die Anzahl der Fressplätze sollte deshalb größer sein als die Zahl der Bewohner. Nicht jedes Pferd steht gern neben jedem. Frischwasser muss zu jeder Jahreszeit verfügbar, eine beheizte Tränke und beheizte Rohre müssen Standard sein. Auch sollte der Weg von bzw. zum Unterstand und der Futterzone zum Wasser nicht zu weit entfernt liegen, damit die Tiere genügend trinken“, sagt sie. Zusätzlich rät sie zu ausreichend Ruheflächen.

Ein weiterer Aspekt ist die Bodenbefestigung. Aus Pohls Sicht ist ein guter Offenstall weitgehend matschfrei. „Die Pferde dürfen nicht permanent im Morast stehen, zumindest die Futterplätze und die Schlafbereiche müssen trocken sein“, empfiehlt die Stallbetreiberin.

…den restlichen Artikel finden Sie in der Ausgabe 8/2020.

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