Ist es überhaupt möglich, im großen Getriebe der Mächtigen der Welt einen Beitrag für den Naturschutz zu leisten? In Zeiten von Greta Thunberg und den „FridaysforFuture“ stellen sich immer mehr Menschen nicht nur in Sachen Klimawandel diese Frage

Es gibt zahllose Möglichkeiten, die Örtlichkeiten auf einer Reitanlage umweltgerecht zu gestalten. Stall, Weide und Wege kann man ohne großen Aufwand an vielen Stellen ein wenig umgestalten. Damit gelingt es oft ganz leicht, etwas für die heimische Tier- und Pflanzenwelt zu tun und aktiv zu werden.

Insektenschutz

Momentan in aller Munde ist der Schutz von Insekten, namentlich Nützlingen wie Bienen, Schmetterlingen und Hummeln. Sie stellen weltweit mehr als die Hälfte aller Tierarten und spielen im Leben jedes Einzelnen eine Hauptrolle. Man denke nur an die Tatsache, dass ohne Bienen und andere Bestäuber ein Großteil der Pflanzen, die wir heute kennen, aussterben würde. „Unser Ökosystem, wie wir es heute kennen, würde aus den Fugen geraten“, so Siemianowski. Neben dem Verlust von Pflanzenarten würden auch zahlreiche Tiere keine Nahrungsgrundlage mehr haben. Zu diesen zählen Fledermäuse, Amphibien, Reptilien und mehr. Gäbe es keine Insekten mehr, wäre auch mit Ernteeinbußen von etwa 90 Prozent zu rechnen. Das Supermarktregal würde wohl bis zu zwei Dritteln geleert werden müssen. Auch das Zersetzen von Tierkadavern und damit die Sauberhaltung der Natur gehört zu den Aufgaben von Insekten und würde ohne sie wegfallen.

Doch was kann getan werden? An Nummer eins steht, so wenig Pflanzenschutzmittel wie möglich einzusetzen und diese nach Möglichkeit auf biologischer Grundlage zu wählen. Zudem steht dem Einrichten von „Insektenhotels“ auf dem weitläufigen Grund einer Reitanlage nichts im Wege. Auch Baumstämme mit Bohrlöchern sind natürliche „Wohnungen“ für Insekten. Steinstapel in Ecken können ebenso wie Totholz als Unterschlupf dienen. An Teichen fühlen sich Libellen und Co. wohl. Außerdem bieten sie Wasser für die Insekten in trockenen Sommern. Zudem gilt es, so viele heimische Pflanzen wie möglich anzupflanzen und so wenige Flächen wie möglich einfach mit Beton zu belegen. Schon Schneeglöckchen und vor allem Weidenbäume im Frühjahr bieten Insekten frühzeitige Nahrung. Wer im ausgehenden Winter eine erschöpft wirkende Hummel oder Biene auf dem Hof entdeckt, kann mit einem zur Verfügung gestellten Löffel oder Tropfen Zuckerwasser viel bewirken. Organisationen wie der BUND geben einen Überblick, welche Pflanzen für Insekten besonders geeignet sind. Unter anderem gehören dazu Lavendel, Wilde Malve, Kapuzinerkresse, Salbei, Rosmarin, Pfefferminze, Melisse, Kornblume, Bienenfreund, Glockenblume, Thymian und viele mehr. Manch eine Pflanze sollte zwar nicht direkt auf der Weide stehen, allerdings eignen sie sich bestens als Randbegrünung. Rund um die Weide bieten Hecken einen Lebensraum für allerlei Insekten, Amphibien, Vögel und kleine Säugetiere. Geeignet sind Schlehen, Wildrosen, Hainbuchen, Feuerdorn, Weißdorn oder auch Holunder. Nicht selten sind die Außenflächen von Weiden „Brachland“. Doch dies kann beispielsweise durch die gezielte Ansaat bienen- und schmetterlingsfreundlicher Pflanzen verhindert werden. Im Sommer tummeln sich die Nützlinge geradezu am Rand der Weide. Auch Baumstämme mit Bohrlöchern können, an diesen Stellen ausgelegt, natürliche „Wohnungen“ für Insekten werden. Steinstapel in Ecken können ebenso wie Totholz als Unterschlupf dienen. Ist eine Wasserstelle vorhanden, fühlen sich Libellen und Co. wohl. Außerdem bieten sie Wasser für die Insekten in trockenen Sommern.

Stall- und Zaunbau

Im Bereich Stall und Weide rät das FN-Projekt zum nachhaltigen sowie vor allem regionalen Bau und Einkauf. Bei Holzboxen sollten Tropenhölzer trotz ihrer Härte und damit Haltbarkeit im Zuge des Umweltschutzes kritisch hinterfragt werden. Insbesondere Bongossi ist beim Boxenbau vielfach in Umlauf und ein Tropenholz, für das vielfach Raubbau betrieben wird. Wer es nutzen möchte, sollte darauf achten, dass er auf jeden Fall zertifiziertes Holz kauft.

Einheimische Hölzer leisten ähnlich gute Dienste und haben keinen langen Reiseweg hinter sich bzw. wurden nicht aus unklaren Verhältnissen heraus abgeholzt: Besonders Eichenholz wird als sehr widerstandsfähig und stabil empfohlen. Eiche und Lärche sind bisssicher, da sie Pferden aufgrund von Bitterstoffen und Harz nicht schmecken. Mittlerweile wurde auch Bambus als schnell nachwachsender Rohstoff für den Bau von Boxen entdeckt. Das Gras wird gepresst und bietet dann alles, was der Pferdehalter sich wünscht. Es ist tritt- und verbissfest und sehr elastisch. Auch wenn der Bambus ebenfalls nicht aus Mitteleuropa stammt und hier selten angebaut wird, gibt es ökologische Anbauten in Übersee. Außerdem sollte im Stall beachtet werden, dass Farben und Lasuren frei von Lösungsmitteln sind. Für den Fall, dass Hölzer von Schädlingen befallen sind, sollten auch hier zunächst umweltfreundliche Mittel anstatt Bioziden genutzt werden. Begrünte Dächer und Stallaußenwände sorgen übrigens für einen sommerlichen Kühleffekt sowie Wärmedämmung im Winter und verbessern das Stallklima. Weitere Möglichkeiten, im Stall mehr für die Umwelt zu tun, gibt es durch Sonnenkollektoren oder eine Regenwasserrückgewinnung. Der Bau von beidem ist ein umfangreiches Unternehmen, dem ein eigener Artikel gewidmet werden müsste. Doch mittlerweile gibt es zahlreiche regionale Stellen, die über alle Möglichkeiten informieren. Auch für den Weidezaunbau gilt – regionale Hölzer sind ökologischer als Tropenholz. Das Holz sollte außerdem nach Möglichkeit nicht imprägniert sein. Wer noch mehr tun möchte, kann in einige Zaunpfähle Löcher bohren, die wiederum als Insekten-„Wohnung“ dienen.

Bodenschutz ist Umweltschutz

Bodenschutz ist gleich Pferdeschutz ist gleich Umweltschutz – so kann man es auf einen einfachen Nenner bringen, hinter dem allerdings eine Menge steckt. Um eine Weide korrekt zu bewirtschaften, erfordert es ein gewisses Maß an Kenntnissen über die Vorgänge im Boden, die Entstehung von Humus und auch das Wachstum der darauf vorkommenden Pflanzenarten.

Ein Zauberwort ist dabei Humus. Nur fruchtbare Böden können für Lebewesen eine ausreichende Nahrungsquelle bieten. Außerdem filtern solche Böden das Regenwasser, was wiederum zu sauberem Trinkwasser und zur Regulierung des Klimas führt. Böden sind nach den Ozeanen der größte Kohlenstoffspeicher der Erde. Humus ist wichtig für einen gesunden Boden. Er ist keine leblose Materie, eine Handvoll Erde bietet mehr Lebewesen ein Zuhause, als es Menschen auf der Erde gibt. Sie alle sorgen für den Abbau bzw. die Umwandlung organischer Stoffe, sodass neue Humusverbindungen entstehen. Daher sollte auch nicht jeder Maulwurfshügel gleich dem Erdboden gleichgemacht werden, insbesondere, wenn zu diesem Zeitpunkt die Weide nicht einmal aktiv genutzt wird. Verletzungsrisiken müssen natürlich vermieden werden, doch der kleine Kerl kann ansonsten durch seine aktive Buddeltätigkeit viel Positives bewirken. Wer die Haufen abtragen möchte – was für die Sicherheit des Pferdes auf kleineren Weiden sinnvoll ist –, kann dies vorsichtig mit der Schaufel tun. Die Erde nutzt er am besten danach im eigenen Garten, denn sie ist relativ unkrautfrei, weil aus der Tiefe hervorgegraben. Viele Krankheitsbilder von Pferden lassen sich im Übrigen auf einen ausgelaugten, artenarmen, überdüngten und mit Pestiziden belasteten Boden zurückführen.

Düngung umweltverträglich gestalten

Es ist immer sinnvoll, für die Weiden eine Bodenanalyse (bei der LUFA oder ähnlichen Instituten) in Auftrag zu geben, um deren genaue Bedürfnisse zu kennen. Muss beispielsweise mit Kalk zusätzlich gedüngt werden, gibt es mittlerweile viele ökologisch sinnvolle Produkte, die eine sehr gute Wirkung erzielen. Gedüngt werden sollte immer nur so viel wie nötig, aber so wenig wie möglich. Das schont Geldbeutel und Umwelt gleichermaßen. Ganz ohne Dünger sollte die Weide allerdings nicht sein. Der Einsatz von Kalkstickstoff oder Branntkalk reduziert nämlich neben der Düngewirkung auch die Anzahl der Parasiten.

Bei vielen Pferden auf kleinen Flächen ist Düngen eher notwendig als bei viel Platz für wenig Pferde. Bei großen Weiden kann eine Magerwiese den Vorteil bieten, dass die Artenvielfalt zunimmt und wenige „Hochleistungsgräser“ vorhanden sind. Bei kleinen Weiden wird jedoch die Grasnarbe ohne Düngung derart beschädigt, dass Giftpflanzen wie vor allem das hochgefährliche Jakobskreuzkraut sich Bahn brechen können. „Ökologisch gesehen, sollte auf Weiden bei der Ansaat immer auf Artenvielfalt gesetzt werden“, betont Diplom-Biologin Regina Siemianowski, die sich als Fachfrau auch mit Endophyten in Grasarten wie Deutschem Weidelgras auseinandergesetzt hat. „Der Einsatz von Hochleistungsgräsern, welche stark dominant sind, bedeutet einen Verlust der Artenvielfalt. Nicht nur in der Pferdezucht, sondern generell in der Tierhaltung ist ein Umdenken notwendig. Bei der Mahd von Wiesen ist es sinnvoll, immer einen Teil stehenzulassen, um Insekten und anderen Kleintieren ein Refugium zu bieten.“ Der Anteil an Weidelgras sollte niedrig gehalten werden. Magere geeignete Gräser auf Pferdeweiden sind beispielsweise Wiesenlieschgras, Wiesenschwingel und Rotschwingel. Insbesondere ist es zu empfehlen, regionaltypische Gräser zu säen. Bei trockenen Sandböden ist beispielsweise Wiesenschwingel ungeeignet.  Welche Gräser genau passend sind, dazu können zahlreiche Anbieter insbesondere von ökologischen Saatmischungen auf Anfrage gern beratend tätig sein. Sie berücksichtigen dabei Klima, Bodenverhältnisse und viele andere Faktoren und stellen ein individuelles Ansaat-Paket zusammen. Zur Grasmischung gesellen sich Kräuter und geeignete Wildblumen.

Text: Alexandra Koch     Foto: www.Slawik.com

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