Text: Anna Castronovo        Foto: www.Slawik.com

Mal ehrlich: Wir Pferdebesitzer machen doch fast alles, um unseren Vierbeinern etwas Gutes zu tun. Manchmal gewinnt dabei aber unser eigenes Gefühl die Oberhand. Tiefenwärme, Sauna, Solarium – was genießt unser Pferd wirklich?

Wir Reiter bibbern im Winter – und behandeln unser Pferd mit Tiefenwärme, stellen es unters Solarium oder sogar in die Sauna. Ist das sinnvoll? Oder schadet es mehr, als es nutzt? Unbestritten ist: „Künstliche Wärme lindert Schmerzen, die durch verspannte oder verhärtete Muskulatur entstehen, entspannt diese und erhöht ihre Dehnbarkeit. Durch das verbesserte Wohlbefinden entspannt dann oft auch die Psyche des Pferdes, was sich wiederum positiv auf das Training auswirken kann“, sagt Sandra Löckener vom Tierschutz-Team des Veterinärwissenschaftlichen Departments der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU), die zum Thema Pferdegesundheit forscht. Außerdem wirkt Wärme durchblutungsfördernd und kurbelt den Stoffwechsel an. Gleichzeitig werden körpereigene Endorphine ausgeschüttet. Diese Vorgänge stehen in Wechselwirkung zueinander. Und: Sowohl der sinkende Muskeltonus als auch die Endorphin-Ausschüttung führen zu einer deutlichen Schmerzminderung.

Wärme kann auch schaden

Wärme wird deshalb bei Mensch und Tier sowohl für die Steigerung des allgemeinen Wohlbefindens eingesetzt, als auch zur Vorbeugung und Behandlung vieler verschiedener Erkrankungen. Das klingt super. Etwas gilt es allerdings zu bedenken: „Wärme braucht natürlich so ihre Zeit, um zum Beispiel einen dicken und starken Muskel zu durchdringen“, sagt Sandra Löckener. Das Problem dabei ist, dass Wärme Sehnen und Bänder gar nicht gut tut. „Sie bestehen zu einem großen Teil aus Eiweißen, und die denaturieren ab einer gewissen Temperatur“, gibt die Wissenschaftlerin zu bedenken. Aber: Wenn es zum Beispiel so kalt ist, dass dadurch die Durchblutung der Extremitäten eingeschränkt ist, und das Pferd in der Box steht und daher die Durchblutung nicht selbst durch Bewegung anregen kann, dann macht eine Wärmebehandlung vor der Bewegung die Sehne etwas elastischer und dehnbarer und senkt so das Verletzungsrisiko. „Die Behandlung sollte aber nicht länger als 15 Minuten dauern, und die weitere Aktivierung des Sehnen- Bänder-Apparates muss dann über Bewegung erfolgen“, sagt die Wissenschaftlerin der LMU.

Ein anderes Beispiel: Bei Arthrose kann eine Wärmebehandlung dem Pferd Erleichterung verschaffen. „In solchen Fällen empfehle ich, Wärmegamaschen zu verwenden, die gezielt die betroffenen Gelenke erwärmen und nicht den gesamten Sehen- und Bänderapparat umschließen“, so Sandra Löckener weiter. Das gilt auch generell bei der Vorbereitung auf das Training. „Durch die Erwärmung wird die Produktion der Gelenksflüssigkeit angeregt und sie wird etwas dünnflüssiger“, erklärt sie. „Die Aufwärmphase ersetzt das aber keinesfalls. Man muss trotzdem zu Beginn des Trainings ausreichend Schritt reiten, damit sich die Synovia auch verteilen kann. Die Gelenke werden lediglich etwas geschmeidiger.“ Auch wichtig zu wissen: Bei chronischen Entzündungen kann Wärme guttun – bei akuten entzündlichen Prozessen schadet sie jedoch! Es gibt zu diesem Thema also kein klares ja oder nein. Man muss individuell abwägen. Daher rät die Wissenschaftlerin: „Sie sollten Ihr Pferd nicht einfach gedankenlos mit Wärme behandeln, weil es alle tun, sondern sich vorher genau überlegen, warum Sie welche Körperteile erwärmen möchten – und mit welcher Methode.“

Den gesamten Artikel finden Sie in unserer aktuellen Mein Pferd- Ausgabe.

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