Viele Pferde tragen aufgrund ihrer individuellen Hufsituation ein erhöhtes Reherisiko. Schauen Sie doch mal genauer hin: Wie sehen die Hufe Ihres Pferdes aus? Wie bewegt es sich? Gibt es bereits erste Alarmzeichen?

Winterrehe: Erhöhtes Risiko

„Die Rolle der Hufsituation für die Ent­stehung einer Hufrehe wird bislang noch weitgehend unterschätzt. Das gilt auch für die Fachleute der Pferdegesundheit. Kaum ein Tierarzt oder Tierheilpraktiker weist den Pferdebesitzer heutzutage darauf hin, wenn von der vorliegenden Hufsituation eine Gefährdung seines Tieres ausgeht“, bemängelt Hufexpertin Dr. Konstanze Rasch. Besonders Vierbeiner mit zu kleinen Hufen (im Verhältnis zur Körpermasse), sehr weiten (sogenannte Teller­ oder Platt­ hufe), vernachlässigten oder chronischen Rehehufen sind gefährdet.

Besondere Situation

Eine Sonderrolle nehmen Pferde mit unter­ schiedlich steilen Vorderhufen ein. Hier kann die Hufbearbeitung eine mechanisch erzeugte, sozusagen angearbeitete Hufrehe auslösen. „Durch beständiges Trachten­ kürzen am steileren Huf kommt es zu einer Mehrbelastung des flacheren. Das Laufen auf dem steileren Huf wird dem Pferd ungemütlich gemacht. Folglich belastet es den flachen mehr. Dieser wird noch mehr zur Baustelle, bekommt Schrägen, Verbie­ gungen und Zerreißungen in der Blättchen­ schicht“, warnt sie. Für diese Hufsituation sei eine einseitige Erkrankung typisch, auch wenn beide Hufe erkranken könnten.

Winterrehe: Weitere Alarmzeichen

● häufige Hufgeschwüre oder ­abszesse

● zeitweiser oder ständig fühliger Gang

● ungeklärte und immer wiederkehrende Lahmheiten

● zu flache, wegdriftende Seitenwände

● Verbiegung der Zehenwand

● zu lange Zehe bei niedrigen bzw. unter­ geschobenen Trachten

● nach hinten gebrochene Huf­Fessel­Achse

● zahlreiche „Futterrillen“ bzw. Faltenhorn

● auffällige Blättchenschicht (verbreitert, aufgerissen oder eingefärbt)

● gelblich bis rötliche Einfärbungen inder Hornkapsel

● Einblutungen in Hornwand oder Sohle

Winterrehe: Schäden an Hufen

Je nach auslösender Ursache und begleitenden Umständen kann die Erkrankung verschiedene Schäden hinterlassen. Wenig geschädigte Hufe haben die Tendenz, sich aus eigener Kraft zu erholen, wenn die Ursache gefunden und abgestellt wurde. Bei einem stärkeren Schub bildet der Pferdekörper jedoch dicht unterhalb des Kronsaums ein Narbenhorn aus. „Das ist eine durchaus sinnvolle Maßnahme, weil hierdurch die verloren gegangene Hufbeinaufhängung recht schnell – zumindest notdürftig – wieder hergestellt wird. Das Narbenhorn ist insofern überlebenswichtig für das rehegeschädigte Pferd. Es lenkt jedoch die Zehenwand mehr oder weniger von ihrer ursprünglichen Wachstumsrichtung ab. Sie wird oft deutlich schräger und muss mit dem nachwachsenden Horn erst wieder zur ursprünglichen Stellung zurückfinden“, erklärt Dr. Konstanze Rasch. Weitere charakteristische Veränderungen sind eine verbreiterte oder aufgerissene Blättchenschicht, blutige Verfärbungen und Zerreißungen sowie eine empfindliche oder gar vorgewölbte Hufsohle. „All dies lässt abschätzen, wie stark die Hufbeinaufhängung geschädigt worden ist. Man kann das Ausmaß der Schädigung zusätzlich durch die Anfertigung von Röntgenbildern feststellen lassen“, ergänzt die Expertin.

Veränderte Hufe führen nicht nur zu einer erhöhten Empfindlichkeit und einer geringeren Belastbarkeit, sie sind auch anfälliger für neue Reheschübe. Es sollte deshalb viel Aufmerksamkeit auf die nachfolgende Hufbearbeitung verwendet werden. Das gilt für alle Pferde, denn bestimmte Hufphänomene (z. B. eine auffällige Blättchenschicht oder stetige Wandverbiegungen) weisen ebenso auf eine Gefährdung hin. Hier sind entweder die Hufstrukturen mechanisch überlastet und sorgen für Dauerstress im Hufbeinträger, oder es liegt ein zu hoher Insulinspiegel vor, der dazu führt, dass der Hufbeinträger in seiner Funktion beeinträchtigt wird. Die Folge: Hufrehe. Deshalb ist jetzt, wo der vierbeinige Sportpartner eher eingeschränkt genutzt und vermehrt auf weichen Hallenböden trainiert wird, der ideale Zeitpunkt zum Handeln. „Beschläge können abgenommen und Risikohufe durch eine kluge und regelmäßige Bearbeitung saniert werden. Nutzen Sie die Winterzeit auch, um das Gefährdungspotenzial durch Übergewicht zu beseitigen. Nur so bauen Sie für Ihr Pferd einen aktiven Schutz auf“, erklärt Dr. Konstanze Rasch.

Text: Inga Dora Schwarzer     Foto: www.Slawik.com

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