Text: Aline Müller           Foto: Adobe Stock/ Vicuschka

Nicht nur für Menschen, sondern auch für Pferde ist Schlafen lebenswichtig. Dazu reicht es nicht aus, dass sie jede Nacht im Stehen dösen. Schlafstörungen können ganz unterschiedliche Ursachen haben. Eine Rolle spielen neben Stress auch Stallwechsel so wie Unruhe in der Herde

Das Schlafverhalten des Pferdes unterscheidet sich von dem anderer Säugetiere. Dabei spielt vor allem die Länge der Schlaf- beziehungsweise Wachphasen eine Rolle. Man spricht von einem „polyphasischen Ablauf“. Das heißt, es gehen mehrere Schlaf- und Wachphasen ineinander über. Täglich verbringen unsere Vierbeiner zwischen fünf bis neun Stunden mit Ruhen, Dösen und Schlafen. Allerdings beträgt die reine Schlafzeit bei erwachsenen Pferden nur etwa drei bis vier Stunden pro Nacht. Lediglich rund zwei Stunden davon befinden sie sich wirklich im Tiefschlaf. Dafür eine Stunde im Leichtschlaf und nur etwa 30 bis 60 Minuten in der sogenannten Rapid-Eye-Movement-Schlafphase (REM), auf die wir später noch genauer eingehen werden. Das erscheint wenig für so große, leistungsstarke Tiere, vor allem, da die Schlafphase am Stück auch nur zwischen 35 bis 90 Minuten beträgt. Im Idealfall werden in dieser Zeit alle Schlafphasen durchlaufen.

Vom Beobachten zum Schlafprofil

Kann so überhaupt Erholung stattfinden? Ja, denn für das Beute- und Fluchttier Pferd ist eben genau diese Einteilung der gesamten Schlafzeit in mehrere Abschnitte wichtig. So wird in der freien Wildbahn das Risiko für einen unbemerkten Angriff verringert und die Wachsamkeit erhöht. In unseren Vierbeinern steckt eben immer noch ein großer Anteil ihrer Vorfahren. Dass die Ruhezeiten dabei saisonal verschieden sind, zeigt die Beobachtung von Wildpferden: So ruhen oder schlafen sie im Sommer häufig in der Mittagshitze.

Auch Faktoren wie Alter, Geschlecht oder Gesundheitszustand beeinflussen die Länge der Ruhephasen. Bereits vor über 100 Jahren begann die Forschung zum Schlafverhalten des Pferdes, als das Schlafmuster von Militärpferden untersucht wurde. Dann wurde lange Zeit eher weniger geforscht, obwohl der Schlaf essenziell für die physische und psychische Gesundheit des Pferdes ist. Das lag unter anderem daran, dass als Forschungsmethode vor allem die Beobachtung zur Analyse des Schlafverhaltens zur Verfügung stand. Das alleinige Beobachten macht allerdings eine sichere Abgrenzung von tatsächlichem Schlafen und Ruhen aus wissenschaftlicher Sicht nicht möglich. Heutzutage sieht das anders aus, denn unter anderem kann das Schlafverhalten gesunder, erwachsener Pferden mit einem tragbaren Polysomnographen untersucht werden. Neben einer synchronen Videoüberwachung werden hierbei auch die Hirnströme (EEG), die Augenbewegungen (EOG) sowie die Muskelaktivität (EMG) aufgezeichnet. So können die einzelnen Schlafphasen unterschieden und ein komplettes Schlafprofil erstellt werden. Ähnlich wie bei einem Menschen, der in ein Schlaflabor geht. Die Daten der gesunden Pferde geben Aufschluss über das normale Schlafverhalten und bieten somit eine Orientierung. Dadurch können Probleme eher erkannt und eingeordnet werden.

Stress und Schlafverhalten

Ohne Schlaf haben wir keine Energie. Wir fühlen uns kraftlos, können uns schlecht konzentrieren und sind schneller gereizt. Unser Körper braucht Schlaf zum Wachstum ebenso wie zur Erholung. Auch bei Pferden ist Schlaf lebenswichtig. Das betrifft nicht nur die Energie und die körperliche Regeneration. Das Schlafverhalten beeinflusst auch die Thermoregulation, die Gedächtnisbildung sowie Lernprozesse. Wenn Pferde, die eigentlich gut im Training sind, nicht mehr richtig mitarbeiten wollen und sich neben der Motivation auch das Verhalten ändert, kann es sinnvoll sein, die Haltungsbedingungen genauer unter die Lupe zu nehmen.

Den kompletten Artikel finden Sie in der neuen Mein Pferd- Ausgabe.

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