Text: Nora Dickmann Foto: www.Slawik.com
Erdbrocken fressen oder knirschend Sand kauen? Und das, obwohl saftiges Gras wächst? Einige Pferde haben dafür eine Vorliebe. Doch wenn sich zu viel Sand im Darm ablagert, kann dies zu einer Sandkolik führen. Wir beleuchten Risiken, Ursachen und Lösungen
Das ungewöhnliche Fressverhalten mancher Pferde bleibt ein Rätsel. Wieso schmeckt das Heu manchmal aus der Heuraufe, manchmal aber einfach vom Boden besser? Wieso schmeckt dienstags das Müsli mit dem Supplement, donnerstags aber schon wieder nicht mehr? Pferde sind in einigen Dingen mäkelig, in anderen sehr robust. Wenn dazu noch die Pferdehaltung immer tiergerechter wird, können sich neue Eigenarten entwickeln. Geophagie, also das Fressen von Erde und Sand, ist keine Seltenheit. Doch was steckt dahinter, und ab wann ist es gefährlich?
Frisst das Pferde regelmäßig Sand in großen Mengen, kann das zu Problemen im Verdauungsapparat führen. Denn im etwa acht bis zehn Meter langen Dickdarm des Tieres kann sich dieser ablagern, da Sand schwerer als der restliche Nahrungsbrei ist. Verursachen diese Ablagerungen Kolik-Beschwerden, spricht man von einer Sandkolik. Der Tierarzt sollte verständigt werden.
Eingeschränkte Tätigkeiten
Durch das Gewicht des Sandes wird die Bewegung des Darms eingeschränkt, und sie kann im schlimmsten Fall zum Erliegen kommen. Seine eigentliche Aufgabe – der Weitertransport des Futterbreis – kann dann vom Darm nicht mehr ausgeführt werden. Es kommt nun zu einer Eindickung und Verhärtung des Darminhaltes, was schlussendlich zu einem Hindernis wird.
Diese Verstopfung des Darms löst schmerzhafte Verkrampfungen aus – das Pferd bekommt Bauchschmerzen. Die scharfkantigen Sandkörner und der feste Darminhalt können unter Umständen die empfindliche Darmschleimhaut zusätzlich reizen. Die Schmerzen werden nun noch stärker. Koliken sind deswegen ein häufiges Symptom für Sandablagerungen im Darm.
Langeweile oder doch Hunger?
Steht ein Pferd auf sandigen Untergründen, heißt es nicht automatisch, dass es Probleme mit Sandablagerungen im Darm hat. Nichtsdestotrotz sind die Haltung und die Fütterung auf sandigen Boden ein Risikofaktor da- für. Das zeigen auch Studien. Pferde, die in Regionen mit sandigem Boden leben – wie beispielsweise Schleswig- Holstein, Brandenburg oder Mecklenburg- Vorpommern – leiden tatsächlich vermehrt unter Sandkoliken.
Hat das Pferd Langeweile, wenn zum Beispiel die Weiden sehr abgefressen sind, besteht die Gefahr, dass es an sehr kurzen Grasbüscheln knabbert und dabei vermehrt Erde und/oder Sand aufnimmt. Das Gleiche gilt für die Heufütterung auf Sandpaddocks. Hier gilt es, das Pferd immer individuell zu betrachten, denn einige Tiere können größere Mengen an Sand aufnehmen und problemlos wieder ausscheiden. Bei anderen Tieren sind bereits kleinere Mengen problematisch. Ausreichend Bewegung und Kontakt zu Artgenossen kann das Sandfressen reduzieren. Eine Fressbremse hilft nur bedingt bei Geophagie, denn durch die kleinen Öffnungen können Pferde trotzdem weiterhin geringe Mengen an Erde und Sand zu sich nehmen.
Anzeichen einer Sandkolik
Die Anzeichen sind sehr ähnlich zu denen anderer Kolikformen. Die betroffenen Pferde leiden unter Schmerzen und sind unruhig. Ein angespannter Bauch mit aufgezogenem Rücken, ein „horchender“ Blick oder ein ständiger Blick zu der schmerzenden Bauchseite sind typisch für Koliken. Auch können sie mit den Beinen an oder gegen den Bauch schlagen, oder sie werfen sich bei stärkeren Schmerzen immer wieder hin, um sich zu wälzen.
Auch haben betroffene Tiere meist wenig bis gar keinen Appetit. Bei Sandkoliken zeigen sich meist wiederkehrende, eher leichte Koliksymptome mit schmerzfreien Phasen. Das liegt daran, dass die Darmmotorik durch den Sand zwar gestört ist, aber nicht vollständig zum Erliegen kommt. Erst wenn eine große Menge an Sand und/oder Erde im Dickdarm ist, entwickeln sich so schwere Koliken, dass diese einen Klinikaufenthalt mit Operation mit sich bringen. Um dies zu vermeiden, sollten Pferdebesitzer also die Risikofaktoren kennen und wissen, wie im Falle einer solchen Erkrankung zu handeln ist.
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