Text: Alexandra Koch Foto: Boehringer
Erst seit einigen Jahren hat die Therapie mit Stammzellen auch im veterinärmedizinischen Bereich Einzug gehalten
Insbesondere Sportpferde werden mittlerweile immer häufiger mit Stammzellen behandelt. Denn Stammzellen bieten zahlreiche Vorteile gegenüber herkömmlichen konventionellen Therapieformen. Der Tierarzt Dr. Jan Spaas, der mit seinem Unternehmen das erste stammzellenbasierte Produkt in der Tiermedizin auf den Markt brachte, wirft mit uns einen Blick darauf, was Stammzellen möglich machen und wie das Vorgehen bei der Therapie sein sollte.
Initialzündung durch eigene Erfahrungen
Dr. Jan Spaas war selbst lange Zeit erfolgreich im Springsattel unterwegs. In jungen Jahren nahm der heute 34 Jahre alte Pferdeliebhaber sogar an den Europameisterschaften der Junioren für sein Heimatland Belgien teil. So großartig es im Sattel oft lief, erinnert sich Spaas heute auch an Momente, die ihn den Sport hinterfragen ließen. Einer davon war eine positive Medikationskontrolle, nachdem ein Pferd bei einem Turnier mit einem dort freiverkäuflichen Kühlgel behandelt worden war. Immer mehr stiegen Fragezeichen im Kopf des jungen Mannes auf, die ihn grübeln ließen, ob es nicht Behandlungsformen geben konnte, die keinen derartigen – oder noch schwerwiegenderen – Einfluss auf den Körper hätten.
Er betont, dass er zu Hause nur selten auf seinen Pferden gesprungen sei, um Sehnen und Gelenke nicht über die Maße zu belasten. „Mein Vater war professioneller Pferdezüchter. Die Gesundheit der Pferde im Auge zu behalten war ein wesentlicher Teil seiner Arbeit. Ich habe von ihm gelernt, dass die Gesundheit eines Pferdes an erster Stelle steht. Entspannung und Erholung sind für ein Pferd genauso wichtig wie das Training. Dennoch litten einige Pferde immer wieder an Gelenk- oder Sehnenverletzungen.“
Der junge Springreiter wollte nicht glauben, dass es keine befriedigenden Möglichkeiten gab, die Lahmheit dauerhaft zu behandeln. Daher entschloss sich Jan Spaas, diese Option selbst in Angriff zu nehmen. Er hängte die Springreiter-Karriere an den Nagel. Daraufhin begann Spaas ein Tiermedizin-Studium. Als Thema seiner Doktorarbeit wählte er die Entwicklung biologischer Behandlungsmethoden gegen Lahmheit bei Pferden.
Ihm wurde bewusst, dass nahezu alle Pferde im Laufe ihres Lebens einmal unter Lahmheit leiden. Dies gilt für Sportpferde sämtlicher Disziplinen ebenso wie für Freizeitpferde, die jedoch seltener betroffen sind als die Athleten.
Osteoarthritis als Auslöser
„In 60 Prozent der Fälle ist Osteoarthritis der Auslöser. Osteoarthritis ist eine degenerative Gelenkerkrankung, die zu Entzündungsprozessen in den Gelenken führt und Knorpel abbaut. Schwellungen und Schmerzen sind die Folge“, so Dr. Jan Spaas. „Die konventionelle Therapie beschränkt sich auf die Verminderung der Schmerzen und Bekämpfung der Entzündung, die deutlichsten Symptome bei einer Osteoarthritis. In den meisten Fällen sind Knorpelschäden und zelluläre Reaktionen auf Belastung die Ursache von Gelenkentzündungen.“
An dieser Stelle setzte der junge Tiermediziner an. „Stammzellen, die im Labor konditioniert werden, können lokale Knorpelzellen zur Regeneration anregen. Die Entzündung geht zurück, der Knorpel ist vor weiteren Schäden geschützt. Die Pferde können sich erholen und bleiben für längere Zeit beschwerdefrei.“
Mehr Informationen zum Thema „Stammzellen“ finden Sie in unserer aktuellen Ausgabe.