Welche Öle können gefüttert werden?
Öl ist nicht gleich Öl. „Die Verdaulichkeit ist in erster Linie vom eigenen Schmelzpunkt abhängig, d. h. die Temperatur, bei der die Öle flüssig sind. Je niedriger dieser ist, desto mehr ungesättigte Fettsäuren liegen vor und umso besser kann das Öl auch verdaut werden“, sagt Thomas Kranz. Idealerweise sollten daher kaltgepresste Öle verwendet werden. Es ist zudem darauf zu achten, dass je hochwertiger ein Öl ist, also je mehr ungesättigte – insbesondere Omega-3-Fettsäuren enthalten sind, desto schneller besteht die Gefahr, dass ein Öl verdirbt.
Leinöl zählt zu den besten Ölen in der Pferdefütterung. Der Nachteil ist die geringe Stabilität. Ein einfacher Trick ist, es in Ein-Liter-Dosierflaschen umzufüllen und einzufrieren, damit es nicht so schnell ranzig wird.
Fischöl enthält u.a. entzündungshemmende Fettsäuren. Es kommt v. a. bei Pferden mit Neigung zu Sommerekzem oder Gelenkbeschwerden zum Einsatz.
Schwarzkümmelöl soll bei Aller- gien, Hautekzemen und Husten helfen. In hohen Mengen kann es aber zu Magen- und Darmstörungen führen. Da die Wirkstoffe unter der Schale sitzen, ist es besser, den Ölsamen zu füttern.
Reiskeimöl wird v. a. gefüttert, um den Stoffwechsel zur Muskelbildung anzuregen. Die niedrigere Verdaulichkeit und die Art der Gewinnung (konventionell und stark belastet) macht es aber zu einem minderwertigen Öl.
Traubenkernöl ist relativ teuer, dennoch ist der hohe Anteil an nativen Vitaminen und sogenannten oligomeren Proanthocyanidine hervorzuheben. Traubenkernöle werden bei Hautekzemen und Entzündungen verabreicht.
Palm-, Raps- und Sojaöl weisen zwar eine recht hohe Haltbarkeit auf, sind aber eher minderwertige Öle, da sie unter Verwendung von Trennmitteln und höheren Temperaturen gewonnen werden.
Natürliche Samen als Alternative
Samen lassen sich alternativ zu Öl füttern, denn mit ihnen wird der gesamte Anteil an nativen Inhalts- und Wirkstoffen gefüttert. Das Öl kommt so nicht als „Ölauge“ in den Dünndarm, sondern gebunden in den Samen, sodass es leichter emulgiert werden kann – zumal einige Samen selbst auch Emulgatoren enthalten. Bevor diese aber ins Futter gegeben werden, müssen sie in der Regel gemahlen oder aufgequollen werden, da der Verdauungstrakt sonst nicht in der Lage ist, diese zu verdauen. Bewährt haben sich Leinsamen, aber auch Hagebutten mit ihren ölhaltigen Kernen. Andere ölhaltige Samen kann man ebenfalls ausprobieren – von Chia-Samen über Leindotter bis zu Wildsamenmischungen.
Öl richtig dosieren
Welche Menge pro Tag ist richtig? Welche sollte nicht überschritten werden?
Studien zeigen, dass Pferde Öle verdauen können, obwohl ihre natürliche Ernährung eigentlich nicht auf Fettsäuren ausgelegt ist. Wichtig ist jedoch bei der Ölfütterung darauf zu achten, dass immer der Rohfettgehalt der gesamten Futterration betrachtet wird. Das heißt: Der Gehalt von Raufutter und Kraftfutter muss in die Ölfütterung mit einbezogen werden und sollte – zusammen mit dem Öl – die Grenze von fünf Prozent nicht übersteigen. Dann ist das Pferd in der Lage, bis zu zwei Gramm Öl je ein Kilogramm Körpermasse mit über 80 Prozent Verdaulichkeit im Dünndarm zu verarbeiten. Das sind immerhin 250 Milliliter Öl.
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