Text: Alexandra Koch      Foto: Adobe Stock/Ostendorp

In Deutschland müssen immer weniger Tierärzte immer mehr Pferde versorgen. Ein Dilemma in manchen Regionen, wo häufig lange Wartezeiten auf Pferdehalter zukommen, obgleich eigentlich eine sofortige Beurteilung des Tieres wünschenswert wäre

Spätestens in den Zeiten von Covid-19 lernten wir die Vorzüge von Online-Sprechstunden kennen, denn gerade zu Beginn der Pandemie war die Vorstellung eines Arztbesuches aufgrund einer Kleinigkeit nicht unbedingt ein Traum. So ließ sich vieles auch per Videosprechstunde klären. Aber funktioniert dies überhaupt beim Pferd? Mittlerweile gibt es in Deutschland zwei Anbieter. Wir haben mit Dr. med. vet. Theresa Sommerfeld, Gründerin von telVet, gesprochen.

Eine Welt voller Möglichkeiten

Immer häufiger hörte Dr. Theresa Sommerfeld in den vergangenen Jahren von Problemen, welche die Pferdehalter aufgrund des Tierarztmangels haben. Zu lange dauert es, bis der Termin endlich zustande kommt, und häufig spürte sie, dass aufgrund des Aufwandes, der dafür betrieben werden muss, nicht selten Unsicherheit beim Pferdehalter herrscht. „Ist bei einem bestimmten Problem tatsächlich der Besuch des Tierarztes nötig?“, fragte sich die Tierärztin. „Ich kann verstehen, wenn sich auch Pferdehalter diese Frage stellen. Häufig wird dann zur Klärung ,Dr. Google‘ bemüht, was natürlich bei fehlender medizinischer Fachkenntnis nicht selten nach hinten losgehen kann. Andererseits sind lange Wartezeiten und in der jüngsten Vergangenheit zudem die erhöhten Honorare vieler Tierärzte wegen gestiegener Anfahrtskosten ein Grund dafür, dass man sich eine gewisse Sicherheit wünscht, dass der Tierarztbesuch tatsächlich sinnvoll ist.“ Ende 2020 gründete Sommerfeld telVet. Es war der erste Online-Tierarzt für Pferde. „Für Kleintiere gab es das Angebot schon länger, und ich fragte mich ernsthaft, warum noch niemand die Telemedizin auch für Pferde in Erwägung gezogen hatte“, erklärt sie.

Von Kindesbeinen an war Sommerfeld im Sattel zu finden, ritt später erfolgreich Vielseitigkeit und begeisterte sich obendrein für die Medizin. Nach der Approbation 2014 an der Justus-Liebig-Universität in Gießen praktizierte Dr. Theresa Sommerfeld über drei Jahre an der Uniklinik für Pferde in Gießen und promovierte über ein Thema in der Szintigrafie beim Pferd.

Kaum war telVet gegründet, gab es auch schon die ersten begeisterten Pferdehalter, welche die Beratung immer wieder in Anspruch nahmen. „Das ist für mich der größte Beweis, dass ich etwas bewirken kann“, so Sommerfeld. „Wenn sich Pferdebesitzer immer wieder an mich wenden, dann ist klar, dass ihnen die Beratung wirklich weiterhilft.“

Was Telemedizin leisten kann …

Häufig finden Pferdehalter den Weg zu Dr. Theresa Sommerfeld, wenn sie allgemeine Fragen hinsichtlich der Gesundheit ihrer Pferde haben. Die Beratung per Zoom-Meeting, Telefonat oder WhatsApp-Videocall kostet 30 Euro. Videos oder Bilder können dabei hochgeladen und gemeinsam analysiert werden. „Die Dauer des Gesprächs beträgt rund zwanzig Minuten“, erläutert die Tierärztin. „Es besteht zudem die Möglichkeit, gegen Aufpreis einen zusätzlichen schriftlichen medizinischen Bericht zu erhalten. Außerdem können Pferdehalter bei mir eine Röntgenbildbefundung buchen, bei welcher die daraus hervorgehende Diagnose ebenfalls umfangreich durchgesprochen wird. Das gilt auch für Ultraschall und endoskopische Untersuchungen.“ Der Termin für die Online-Sprechstunde kommt in der Regel noch am selben Tag ohne große Wartezeit zustande.

Viele Pferdehalter nutzen telVet auch, weil sie sich eine Zweitdiagnose wünschen. „Das passiert nicht selten bei Tieren, die bereits als austherapiert gelten. Dann muss ich natürlich auch sehen, was sinnvoll ist und welche Mittel und Wege noch zur Verfügung stehen. Aber häufig sehen vier Augen mehr als zwei, und der unvoreingenommene Blick auf einen Patienten, den man eben nicht seit Jahren begleitet, kann durchaus wertvoll sein“, so die Veterinärin.

Den kompletten Text finden Sie in der neuen Mein Pferd- Ausgabe.

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