Text: Aline Müller Foto: www.Slawik.com
Sehnenverletzungen und -erkrankungen bedeuten für Pferd und Mensch eine belastende Diagnose. Schnelles Handeln und eine entsprechend passende Therapie sind für die Heilung von großer Bedeutung. Nicht nur Schonung, sondern auch entsprechende Bewegung können ein wichtiger Faktor sein
Schmerzen, eine lange Stehzeit und Muskelabbau – Verletzungen und Erkrankungen der Sehne beim Pferd haben oft weitreichende Auswirkungen und die Heilung stellt sich nicht selten als schwierig heraus. Nicht nur der Vierbeiner kommt an seine physischen und psychischen Grenzen, sondern auch für den Menschen ist das Ganze mit einer hohen emotionalen Belastung verbunden.
Keine isolierte Körperstruktur
Sehnen bestehen aus festem Bindegewebe. Sie setzen sich aus verschiedenen Strängen zusammen, die wiederum aus parallel angeordneten Faserbündeln bestehen. Es gibt mehrere Untereinheiten, die hierarchisch angeordnet sind: Die sogenannten Primärbündel stellen die kleinste Einheit dar. Zahlreiche parallel angeordnete Kollagenfibrillen sind zu Kollagenfaserbündeln zusammengelagert und von feinen Bindegewebszügen ummantelt. Durch Bindegewebe werden mehrere Primärbündel zu Sekundärbündeln zusammengefasst, wobei viele Sehnenfasern ein Sehnenbündel bilden. Schließlich setzt sich die gesamte Sehne aus einer Vielzahl an Sehnenbündeln zusammen. Sehnen setzen am Knochen an und verbinden diese mit Muskeln. Somit sind sie ein Teil des ganzen Systems Pferd und keine isolierte Körperstruktur. Zu dem System gehören auch Sehnenscheiden undSchleimbeutel. Sie unterstützen die Sehnen in ihrer Arbeit. Eine wichtige Rolle spielen zudem die Muskeln. Die Sehnen bilden deren Ursprungs- oder Ansatzstellen, denn Muskeln müssen irgendwie am Knochen befestigt sein, um Gelenke bewegen zu können. Gelenke bestehen wiederum aus zwei oder mehr aufeinander treffenden Knochen, die vom Muskel bewegt werden. Ohne Sehnen kann ein aktivierter Muskel die zielführende Bewegung nicht ausführen.
Ständige Kraftproben
Grundsätzlich stellen Sehnen ein enorm belastbares Gewebe dar. Je nach Gangart tritt das Bein in unterschiedlichen Winkeln auf den Boden. Die Sehnen müssen sich an diese Bewegungen anpassen und sich entsprechend dehnen. Studien zeigen, dass sie sich im Schritt um etwa vier Prozent, im Trab um ungefähr acht Prozent und im Galopp sogar bis zu 16 Prozent dehnen. Doch ihre Stärke ist gleichzeitig ein Schwachpunkt, denn die sehr hohe Zugfestigkeit bei gleichzeitig niedriger Dehnbarkeit kann zu Problemen führen. Ein wichtiger Zusammenhang, den Sie kennen sollten: Ein verspannter Muskel ist nicht mehr so beweglich. Dadurch entsteht mehr Zug auf den Sehnen. Diese sind allerdings nicht dafür gemacht, die Arbeit des Muskels zu übernehmen und einem solchen Dauerzug stand zu halten. Irgendwann geben sie nach. Die Kräfte, die auf die Strukturen des Pferdes während der Bewegung einwirken, sind nicht zu unterschätzen: So liegt die physikalische Zugbelastung des Fesselträgers bei einem auffußenden Pferd nach dem Sprung aus etwa einem Meter Höhe einer Studie zufolge bei ungefähr 250 Prozent seines Körpergewichtes. Für die oberflächliche Beugesehne liegt diese noch bei rund 200 Prozent. Die Sehnen sind also unter physiologischen Bedingungen extremen Kräften ausgesetzt.
Den gesamten Artikel finden Sie in der Mein Pferd November- Ausgabe.