Text: Inga Dora Schwarzer      Foto: www.Slawik.com

Der Wunsch, eine schnelle Erklärung für die Symptome des Pferdes zu finden, ist groß. Genauso groß wie das Vertrauen vieler in „Dr. vet. med. Google“. Doch eine fundierte Diagnose wird man hier nicht finden. Warum der Tierarzt Ansprechpartner Nummer eins ist, aber der informierte Pferdebesitzer der Schlüssel für ein gesundes Pferd, erklärt Fachtierärztin für Pferde Dr. Veronika Klein

Dr. med. vet. Google ist für alle da, jeden Tag, rund um die Uhr, mit einem scheinbar unendlichen Wissen ausgestattet und dabei auch noch kostenlos. Hustet das Pferd, erhält der Pferdebesitzer mit den Schlagwörtern „Pferd“ und „Husten“ in 0,38 Sekunden insgesamt 884.000 Ergebnisse. Besser geht’s nicht, oder? „Wer eine Frage hat, sucht oft im Internet nach Lösungen. Das ist ganz normal. Es geht super schnell, und man erhält scheinbar eine breite, unabhängige Meinung. Außerdem wird man nicht verurteilt oder komisch angeguckt“, sagt Dr. Veronika Klein, Fachtierärztin für Pferde, aus dem nordrhein-westfälischen Geseke.

Doch mit der riesigen Informationsflut ist der Suchende schnell überfordert. Was ist richtig? Was ist falsch im Internetdschungel? Wer hat wirklich Erfahrung? Und wer täuscht Kompetenz nur vor? „Die Gefahr, an Fehlinformationen zu gelangen und sich Halbwahrheiten anzueignen, ist sehr groß, vor allem dann, wenn der Pferdebesitzer auf Diagnosesuche geht“, so die Expertin weiter.

Diagnose? Fehlanzeige!

Auch wenn die eingegebenen Symptome auf eine bestimmte Erkrankung hinzudeuten scheinen, kann Dr. med. vet. Google keine fachliche fundierte Diagnose für das eigene Pferd geben. Es bedarf bei gesundheitlichen Problemen medizinischer Bildung, Erfahrungswerten und diagnostischer Verfahren, um Krankheitsanzeichen korrekt interpretieren zu können. „Doch kommt der Tierarzt an den Stall, wird es ernst. Dann wird vielleicht eine Wahrheit, die man bisher nur vermutet hatte, ausgesprochen. Es steht schwarz auf weiß geschrieben: Mein Pferd ist krank. Es hat vielleicht Equines Asthma. Umwege können jetzt nicht mehr in Kauf genommen werden, eine Lebensveränderung für das Tier steht an“, weiß die Fachtierärztin. Die Angst vor einer endgültigen Diagnose könne auch dafür sorgen, dass zunächst im Internet nach Lösungen gesucht und erst spät der Tierarzt zu Rate gezogen würde. Die Faktoren Zeit und Geld seien weitere häufige Gründe.

Die Beschaffung von Online-Informationen hält Klein nur als Ergänzung für sinnvoll, wenn bereits eine tierärztliche Diagnose vorliegt und der Pferdebesitzer lediglich mehr über das Krankheitsbild erfahren möchte. „Während des Tierarztbesuches hat der Reiter meist weder die Zeit noch die Aufnahmekapazität, eine Diagnose vollumfänglich zu begreifen. Er ist aufgeregt und kann gar nicht alles behalten, was gesagt wurde. Zuhause fragt man sich: Was ist das eigentlich genau für eine Krankheit, und was kann ich noch für die Gesundheit meines Pferdes tun?“, sagt sie.

Das World Wide Web bietet darüber hinaus Erfahrungsberichte anderer, die dem Pferdebesitzer mental helfen. Er steht nicht allein mit der Diagnose seines Tieres da. Die Aussagen in Communitys, Foren oder auf Social-Media-Kanälen sind jedoch subjektiv und stellen keine seriösen Informationsquellen dar. Daher: Seien Sie sich bewusst, dass es bei Ihrem Pferd anders sein kann.

Offenes Gespräch führen

„Haben Sie etwas gelesen, einen Tipp von einer Stallkollegin bekommen oder nicht ganz verstanden, warum der Tierarzt diese oder jene Therapie festgelegt hat, dann rufen Sie ihn an. Schildern Sie das Gelesene oder Gehörte und fragen Sie: Macht das in meinem Fall Sinn? Anstatt die Therapie ohne Absprache umzustellen, suchen Sie lieber das offene Gespräch, um Dinge zu klären. Vielleicht macht man einen weiteren Termin aus, bei dem der Tierarzt noch mal alles detailliert erklärt“, empfiehlt Klein.

Es ist auch legitim, sich eine zweite Meinung einzuholen und einen Experten zu befragen, der sich auf den jeweiligen Fachbereich spezialisiert hat. Ein telefonisches Beratungsgespräch ist, auch beim Haustierarzt, in der Regel nicht mit Kosten für den Pferdebesitzer verbunden. Das hält die Expertin jedoch für falsch.

Den kompletten Artikel finden Sie in der Mein Pferd Februar- Ausgabe.

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