Besonders in der Morgen- und Abenddämmerung kommt die Insektenplage, die bei vielen Pferden zum Sommerekzem führen kann. Wir erklären, wie man die Diagnose stellt und richtig behandelt
Die richtige Diagnose stellen
Der beste Beweis für die Diagnose ist das Verschwinden der Krankheitserscheinungen in einer mückenfreien Umgebung. Stellen Sie Ihr Pferd beispielsweise in einen dunklen, weitestgehend insektenfreien Stall, sollten Juckreiz und Hautveränderungen innerhalb von zwei bis vier Wochen verschwinden. Wird der Patient danach wieder in Kontakt mit Mücken gebracht, kommen die Krankheitserscheinungen wieder. Das erklärt, warum sich auch stark betroffene Tiere in der Herbst-/Winterperiode vollständig erholen. Diese Neigung kann per Bluttest gemessen werden. Während symptomfreier Phasen kann der allergievermittelnde Botenstoff Histamin im Blut ermittelt werden. Andere Tests wiederum messen Antikörper im Blutserum und sind nur in der insektenaktiven Zeit anwendbar. Nachgewiesen wird im positiven Fall die Sensibilisierung des Organismus auf die Allergene, jedoch geht diese nicht zwingend mit einer Erkrankung einher. Ein nachweislich sensibilisiertes Pferd kann klinisch gesund sein, während ein nicht sensibilisiertes Tier trotzdem in einem der nächsten Jahre erkranken kann. Die Aussagekraft ist demnach nur gering.
Ist Ihr Vierbeiner am Sommerekzem erkrankt, benötigen Sie bei der Behandlung Geduld, Ausdauer und Konsequenz. Spontanheilungen gibt es selten. Bis eine vollständige Heilung eintritt, verstreicht zudem meist eine lange Zeit, da es bei der Therapie kein Schema F gibt. Weder in der Schulmedizin noch in der alternativen Heilkunde existiert ein bei allen Erkrankten erfolgversprechendes Mittel. Unheilbar ist das Sommerekzem deshalb aber noch lange nicht. Wichtig ist, eine ganzheitliche Therapie zu verfolgen, die bei der Vermeidung von Mückenkontakt beginnt. So sollten Sie Ihrem geplagten Vierbeiner während der sehr aktiven Flugphasen der Insekten (bei warmen Temperaturen, in der Morgen- und Abenddämmerung, bei hoher Luftfeuchtigkeit und aufziehenden Gewittern) Schutz durch einen Offenstall oder eine Weidehütte bieten, deren Ein- und Ausgänge zusätzlich mit Plastikvorhängen versehen sind. Zu bevorzugen sind windige Koppeln und Weidegang zwischen 10 und 16 Uhr. Meiden Sie Weiden in der Nähe von Gewässern (Bäche, Teich, Flüsse), denn sie zählen zu den Brutstätten der Parasiten. Sie legen ihre Eier im Wasser ab und sind dort in hoher Anzahl vorhanden. Optimal wäre eine Entfernung von etwa zehn Kilometern. Auch in der Nähe von Misthaufen und Waldrändern finden sie ihr ideales Biotop. Abäppeln und ein sauberer Stall sollten selbstverständlich sein. Der Misthaufen ist möglichst weit entfernt vom Stall, dem Auslauf oder der Weide zu platzieren. Abhilfe schaffen außerdem Insektenfangbänder, -gitter oder -lampen.
Den quälenden Juckreiz lindern
Auch wenn Sie alle genannten Aspekte beachten, können Sie das Scheuerverhalten nicht verhindern – und das sollten Sie auch nicht tun. Versuchen Sie nur, dass dies nicht an spitzen Gegenständen, groben Baumrinden, abgebrochenen Ästen oder scharfen Kanten getan wird. Verletzungsmöglichkeiten und damit eine Sekundärinfektion, die an den entzündeten Stellen entsteht, wird meist blutig und eitrig und ist hartnäckig und langwierig. Bieten Sie Ihrem Pferd alternativ befestigte, ausrangierte Bürsten oder Besenköpfe an. Eine gute Möglichkeit zum zusätzlichen Schutz der betroffenen Pferde sind spezielle Ekzemerdecken. Da diese stark beansprucht werden und über die gesamte Sommersaison getragen werden müssen, ist auf eine hoch- wertige Qualität zu achten. Die Decke sollte schon vor Beginn der Insektenplage getragen wird. Der Pferdehaut verschaffen Sie ebenfalls Linderung mit insektenabwehrenden Mitteln (Repellents, Gels und Sprays). Auch das Auftragen von Ölen und fetthaltigen Lotionen, die einen Fettfilm auf der Haut bilden und somit mechanisch den Stich verhindern, kann täglich angewendet helfen. Die betrof- fenen Stellen sollten ferner von Schuppen und vor allem von Schmutz befreit wer- den. Am besten benutzen Sie dafür klares Wasser, ein antiseptisches Shampoo, spezielle Waschlotionen für Ekzempferde oder Neutralseife. Infektionen der Haut können mit desinfizierenden und heilenden Salben behandelt werden. Welches Mittel Ihrem Pferd hilft, können Sie nur durch Ausprobieren herausfinden. Was bei dem einen richtig gut wirkt, kann bei dem anderen vollkommen wirkungslos sein.
Text: Inga Dora Schwarzer Foto: www.Slawik.com